«Heute konnte ich es geniessen»: Van der Poel gewinnt Paris-Roubaix – Küng wird Fünfter
Das Rennen hätte aus Sicht der Schweizer bereits 80 Kilometer früher fertig sein können. Denn der Thurgauer Stefan Küng fuhr an der Spitze als Erster. In den letzten beiden Austragungen wurde er in seinem Lieblingsrennen Fünfter und Dritter. Dieses Jahr muss er sich erneut mit Rang 5 zufriedengeben. Damit verpasst Küng erneut den Triumph bei einem Monument, dennoch ist es ein erneutes Topresultat für den Thurgauer.
Die 260 Kilometer lange Strecke von Paris-Roubaix ist über 55 Kilometer nur mit Pflastersteinen bestückt. Die grösste Schwierigkeit für die Fahrer ist der berüchtigte Wald von Arenberg mit ebenfalls etlichen Pflastersteine. Denn diese Unterlage führte in den letzten Jahren immer wieder zu Stürzen.
Eines zeichnete sich in den letzten Jahren ab. Wer in diesem Waldabschnitt nicht vorne liegt, hat später Mühe, an die Spitze zu kommen. Das bestätigte auch das diesjährige Rennen.
Anders aber als in den letzten Jahren war die Spitzengruppe rund 100 Kilometer vor dem Schluss immens gross. Denn über 30 Fahrer waren in der vordersten Gruppe dabei und wollten um den Sieg fahren. Auch Stefan Küng gehörte zu ihnen. Und dass, obwohl er erst kürzlich an der Flandern-Rundfahrt heftig stürzte. Im Vorfeld des Rennens sagte er: «Ich habe zwar mein Knie hart angeschlagen, das ist aber kein Handicap für das Rennen.»
Und, dass es kein Handicap für ihn war, bewies er selbst. Der Thurgauer fuhr ein starkes Rennen und beendete dieses schliesslich mit ein bisschen mehr als drei Minuten Rückstand auf van der Poel.
Nur wenige Stürze bei berüchtigter Strecke
Obwohl Paris-Roubaix bekannt ist für die berüchtigte und gefährliche Strecke, gab es während dem Rennen nur wenige Stürze. Nach etwa etwa 40 Kilometer kam es zu einem ersten Sturz in der Hauptgruppe. Gleich mehrere Fahrer stürzten auf den Boden und mussten schliesslich das Rennen aufgeben. Sonst verunfallten nur vereinzelte Fahrer.
Haushoher Favorit für das Rennen war der amtierende Weltmeister Mathieu van der Poel, der sich in bestechender Form präsentiert und in der Vorwoche die Flandern-Rundfahrt für sich entschieden hat. 60 Kilometer vor dem Ziel griff der Niederländer verhältnismässig früh an und zog davon.
«Ich erwarte ein hartes Rennen und rechne mit paar kritischen Stellen», sagte er noch vor dem Start. Bis auf eine Kurve hatte van der Poel aber sichtlich keine Schwierigkeiten. Kurz vor Schluss erhöhte er seinen Vorsprung auf fast drei Minuten und gewann schliesslich mit 5:26:01 Stunden.
Der Niederländer holte sich bereits letztes Jahr den prestigeträchtigen Triumph in diesem Monument des Radsports. Nun gelingt ihm das seltene Double der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix. Dies schaffte zuletzt Fabian Cancellara im Jahr 2013. Cancellara gewann das Rennen Paris-Roubaix dreimal und gilt weiterhin als erfolgreichster Schweizer Radprofi auf dieser Strecke.
Van der Poel konnte das Double im Ziel nicht ganz fassen. Es sei schwierig zu glauben, sagte er im Interview und fügte hinzu: «Letzte Woche war ich am Limit, aber heute konnte ich es geniessen.»
Vor vier Jahren wurde Silvan Dillier bei Paris-Roubaix Zweiter. Beim diesjährigen Pavé-Klassiker konnte er nicht brillieren. Aber das war auch nicht der Plan. Denn er war beim Team Alpecin-Deceuninck zu Beginn ein wichtiger Helfer von Mathieu van der Poel, am Ende wurde er 85. Stefan Bissegger fuhr als zweitbester Schweizer auf den 26 Platz.