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Lotte Kopecky sprintet zur Titelverteidigung und widmet ihren Sieg Muriel Furrer

Bei der Rad-WM in Zürich gewinnt die Belgierin Lotte Kopecky das Strassenrennen. Beste Schweizerin wird mit drei Minuten Rückstand Noemi Rüegg auf dem 11. Platz.

Am Samstag stehen die Rennen der Rad-Weltmeisterschaft ganz im Zeichen von Muriel Furrernach ihrem tragischen Tod.Auf Wunsch der Familie soll die WM weitergehen, verkündeten die Organisatoren am Freitag. Und so finden auch die Rennen am Samstag statt. Die Fahnen am Sechseläutenplatz wehen auf Halbmast, die Schweizer Fahrerinnen tragen einen Trauerflor am Oberarm und auf den Startnummern steht der Hashtag: #rideformuriel.

Wie vor jedem verbleibenden Rennen gibt es auch vor dem Strassenrennen der Frauen eine Schweigeminute. Die sechs Schweizerinnen haben sich vor dem Start in Uster geschlossen aufgereiht. Arm in Arm und mit gesenkten Köpfen verharren sie während der Schweigeminute. Passend zur Stimmung weint der Himmel. Es sind nicht die einzigen Tränen, die vor dem Start verdrückt werden.

Die Schweizer Fahrerinnen gedenken vor dem Rennen gemeinsam der verstorbenen Teamkollegin.
Bild: Claudio Thoma / freshfocus/

Dann rollt das Feld los. Gefahren wird eine Runde um den Greifensee und dann nach Zürich auf den City Circuit. Diesen müssen die Fahrerinnen dann vier Mal abspulen, bevor es zur Zielankunft beim Sechseläutenplatz kommt.

Lotte Kopecky verteidigt ihren Titel

Das 154,1 km lange Rennen war geprägt vom strömenden Regen und dem eiskalten Wetter. Immer wieder sah man die Fahrerinnen ihre Hände schütteln, dass sie nicht ganz einfrieren. Schon früh gab es einige Ausreissergruppen, die aber vom Feld gut kontrolliert wurden. In einer dieser Gruppen fuhr auch die Schweizerin Caroline Baur mutig mit, musste dann aber schon 104 km vor dem Ziel abreissen lassen.

Etwa Mitte der Schlussrunde auf dem City Circuit schloss sich eine Spitzengruppe zusammen um die Topfavoritin Demi Vollering und die Titelverteidigerin Lotte Kopecky. Auf den letzten zehn Kilometern versuchte sich die Niederländerin Vollering immer wieder abzusetzen. Fünf Konkurrentinnen konnten aber bis zum Schluss mithalten. So war alles bereit für den Schlusssprint beim Sechseläutenplatz.

In diesem Schlusssprint setzte sich nicht ganz überraschend die Belgierin Lotte Kopecky durch. Die Titelverteidigerin war im Endspurt klar die schnellste und durfte wie schon vor einem Jahr in Glasgow über den Weltmeister-Titel jubeln. Zweite wurde die US-Amerikanerin Chloé Dygert und die Italienerin Elisa Longo Borghini komplettierte als Dritte das Podest. Demi Vollering musste sich mit dem enttäuschenden fünten Rang begnügen.

Lotte Kopecky freut sich über ihre Goldmedaille. Sie zeigt sich aber im Interview nach dem Rennen auch betroffen mit der Familie Muriel Furrers.
Bild: Ennio Leanza / KEYSTONE

Titelverteidigerin Kopecky widmet den Sieg im Interview nach dem Rennen der verstorbenen Muriel Furrer. «Ich möchte mein Beileid an die Familie von Muriel Furrer aussprechen. Die Schweigeminute vor dem Rennen mit den weinenden Schweizerinnen war sehr hart. Dieser Titel ist auch für sie», sagt die sichtlich betroffene Belgierin.

Die grosse Verliererin des Tages ist die Topfavoritin Demi Vollering, die weiter auf ihren ersten WM-Titel auf der Strasse wartet. «Es war keine ideale Situation in der Spitzengruppe, weil ich nicht wegkam in der letzten Steigung. In der darauffolgenden Abfahrt konnten sich natürlich alle erholen», sagt die Niederländerin, die im Sprint chancenlos blieb.

«Der Rang ist eh Nebensache»

Beste Schweizerin wurde Noemi Rüegg. Die Olympia-Siebte konnte bis in die Schlussrunde mit den Favoritinnen mithalten, ehe sie abreisse lassen musste. Die 23-jährige Zürcherin liess den Kopf aber nicht hängen. Sie kam mit dem ersten grösseren Feld ins Ziel und sprintete hinter der Ungarin Blanka Vas auf den guten 11. Platz.

Die Emotionen übermannten Noemi Rüegg nach dem Strassenrennen.
Bild: Keystone

«Es war ein brutaler Tag: Der Regen, die Kälte und all das, was wir seit zwei Tagen erleben müssen», sagte die in eine dicke Jacke eingepackte aber immer noch schlotternde Noemi Rüegg. «Mehr als Platz 11 war heute nicht drin, aber der Rang ist eh Nebensache. Ich bin ins Ziel gekommen und durfte meine Familie in die Arme nehmen.»

Auch Elise Chabbey (23.), die nach ihrem schweren Sturz an der Tour de France nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte war, und Elena Hartmann (40.) fuhren das Rennen bei garstigsten Bedingungen zu Ende.

Doppelweltmeisterin Flurina Rigling: «Ich bin für Muriel gefahren»

Schon am Morgen starteten die Rennen der Para-Radsportlerinnen. In der Kategorie C2 gelang Flurina Rigling die erfolgreiche Titelverteidigung. Nach ihrem Sieg im Zeitfahren ist es schon die zweite Goldmedaille für die Zürcherin an dieser Weltmeisterschaft.

Rigling setzte sich im 56,5 km langen Rennen in der sechsten von neun Runden an die Spitze und erreichte das Ziel bei strömendem Regen solo. Ihr Vorsprung auf die Britin Daphne Schrager, die Siegerin im Sprint um Platz 2, betrug über drei Minuten.

Flurina Rigling sei für Muriel Furrer gefahren.
Bild: Ennio Leanza / EPA

Die letzten Tage seien sehr hart für Rigling gewesen, sagt die 28-Jährige im Interview nach dem Rennen unter Tränen. «Wir sind alle eine Familie und Muriel ist auch Teil der Familie. Ich bin für Muriel gefahren.»

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