Erstmals seit 50 Jahren fliegen die USA wieder zum Mond – wie die Schweiz dabei hilft
Der Start ist geglückt. Die neuartige «Vulcan Centaur»-Rakete des US-Unternehmens ULA hat am Montagmorgen um 8.18 Uhr Schweizer Zeit von Cape Canaveral in Florida abgehoben. Gelungen ist damit der überhaupt erste Start eines solchen Raketentyps mit Methantriebwerken und zwei Raketenboostern, die knapp zwei Minuten nach dem Start von der Rakete abgetrennt wurden.
Die Vulcan-Rakete ist für die «Peregrine Mission One» Richtung Mond unterwegs. Waren die Apollo-Mondmissionen früher noch Sache der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, fliegt nun das private US-amerikanische Raumfahrtunternehmen Astrobotic Technology kommerziell zum Erdtrabanten. Noch ist es aber keiner privaten Firma gelungen, sanft auf dem Mond zu landen, auch nicht Space X von Elon Musk.
Die Nasa ist allerdings stark an diesem Projekt beteiligt, weil diese Peregrine-Mission Teil der CLPS-Initiative (Commercial Lunar Payload Services) der US-Raumfahrtbehörde ist. An dieser CLPS-Initiative ist mit der Universität Bern auch die Schweiz beteiligt.
Die USA kann wieder auf dem Mond landen
Peter Wurz, Professor für Astrophysik an der Universität Bern, hält es für wichtig, dass die USA mit dieser Mission zeigt, dass sie wieder auf dem Mond landen kann. «Im Rahmen des laufenden Artemis-Programmes der Nasa sind viele routinemässige Mondlandungen von robotischen Missionen vorgesehen. Und natürlich auch die bemannten Missionen in den kommenden Jahren.»
Mit der Peregrine-Mission werden viele wichtige Instrumente der Nasa und der Deutschen Luftraumfahrt DLR zum Mond transportiert. «Zudem gibt es auch kommerzielle Nutzlasten von Firmen, die zum Beispiel ihre Technologie ausprobieren wollen. Letzteres ist sehr wichtig als Vorbereitung für die bemannten Missionen im Artemis-Programm», erklärt Wurz. Mit an Bord der Peregrine-Mission ist zum Beispiel ein kleiner Rover der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, der erste US-Roboter auf dem Mond.
Angesteuert wird ein Lavastrom namens Sinus Viscositatis. Mit den mitgebrachten Instrumenten sollen Strahlungswerte, das Magnetfeld und die Gasschicht des Mondes gemessen werden, um die Risiken künftiger bemannter Mission zu erforschen und zu reduzieren. Geplant sind von der Nasa auch Experimente mit Wasser. Dank dieser Mission ist es möglich, Neutronen auf der Oberfläche des Mondes zu messen, die auf die Präsenz von Hydrogen hinweisen, einem Bestandteil von Wasser. Damit soll klar werden, ob bei einem bemannten Flug Wasser auf den Mond gebracht werden kann, welches auf der Oberfläche haften bliebe.
Menschliche Asche und Bücher an Bord
Weil der Flug von einem privaten Unternehmen durchgeführt wird, wird auch nichtwissenschaftliches Gut transportiert. Zum Beispiel eine Kopie von Wikipedia, eine mit einem Bitcoin aufgeladene Münze und sogar «Mondkisten», die Bücher, Fotografien und Gestein vom Mount Everest enthalten. Und sogar Asche von verstorbenen Menschen, unter anderem von Gene Roddenberry, dem Erfinder von «Star Trek».
An dieser Peregrine-Mission ist die Uni Bern zwar nur indirekt beteiligt. Wurz und sein Team erwarten «auch für uns interessante und wichtige Ergebnisse von den wissenschaftlichen Instrumenten». Als Teilnehmer des Gesamtprogramms CLPS der Nasa baut die Uni Bern derzeit ein Laser-Massenspektrometer für die Analyse von Regolith. Das ist der feinkörnige Staub auf der Oberfläche vom Mond. Das Berner Instrument wird auf einer nächsten CLPS Mission im Herbst 2027 mitfliegen. «Die Landung ist nahe dem Südpol des Mondes geplant. An einem Ort, wo etwa vier Milliarden Jahre altes Material vorhanden ist, das uns Informationen über die Frühgeschichte des Mondes liefern kann», sagt Wurz.
Ein weiteres Berner Instrument, wieder ein Laser-Massenspektrometer, wird Teil der DIMPLE-Mission sein. Das ist auch eine CLPS-Mission, mit Start im Jahr 2028, welche in der Mare-Region des Mondes landen wird, um die Geschichte des Vulkanismus des Mondes zu studieren. Zuerst soll nun aber am 23. Februar die Peregrine-Mission auf dem Mond landen. Landungen sind allerdings heikel und misslingen nicht selten.