Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat seinen Rücktritt angekündigt. Er werde seine Posten als Vorsitzender der regierenden Liberalen Partei und als Premier noch so lange behalten, bis seine Nachfolge geklärt sei, sagte der 53-jährige Trudeau am Montag in Ottawa. Die internen Streitigkeiten in seiner Partei hätten ihm deutlich gemacht, dass er nicht der beste Kandidat für die nächste Wahl sei.

Trudeau regiert Kanada seit fast zehn Jahren. Der Sohn des früheren Premiers Pierre Trudeau beendete 2015 eine zehnjährige Regierungszeit der Konservativen und wurde in den Anfangsjahren von Anhängern der Liberalen gefeiert. Die hohen Lebenshaltungskosten, die Inflation und andere Gründe haben ihn in der Bevölkerung aber in den vergangenen Jahren zutiefst unbeliebt und zur Zielscheibe der Oppositionsparteien gemacht.

Spätestens seit dem Rücktritt seiner Finanzministerin und Vize-Regierungschefin Chrystia Freeland im Streit über den Staatshaushalt Mitte Dezember waren die Rufe nach einem Aus für Trudeau auch aus den Reihen der eigenen Partei immer lauter geworden. Über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel äusserte sich der Premier aber nicht dazu. Nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt Ottawa kündigte er für den Montag eine Stellungnahme an, bei der er nun tatsächlich seinen Rücktritt verkündete.

Dieser kommt zu einer heiklen Zeit für Kanada, wenige Wochen vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump, der mit hohen Zöllen auf kanadische Waren gedroht hatte.

Trudeau hatte eigentlich geplant, bei der Wahl im kommenden Jahr für eine vierte Amtszeit zu kandidieren – trotz der wachsenden Unzufriedenheit innerhalb der Liberalen Partei. Diese musste kürzlich bei Wahlen in zwei Bezirken in Toronto und Montreal, die sie seit Jahren kontrolliert, Niederlagen einstecken.

Kein kanadischer Premierminister seit mehr als einem Jahrhundert hat vier Amtszeiten in Folge erreicht. Und nach den letzten Umfragen sahen Trudeaus Erfolgsaussichten auch schlecht aus. In der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Nanos lagen die Liberalen mit 21 Prozent der Stimmen deutlich hinter den Konservativen, denen 47 Prozent vorausgesagt wurden.(dpa)