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Aargauer Katholiken verlieren weniger Mitglieder als noch im Vorjahr – der reformierten Kirche sterben sie weg

2024 traten im Aargau fast 5000 Personen aus der römisch-katholischen Kirche aus – weniger als auch schon. Dass die Zahl der Austritte zuvor stark angestiegen war, hat einen offensichtlichen Grund.

Bald ist Ostern. Dann wird die christliche Welt die Auferstehung von Jesus Christus feiern. Für Katholikinnen und Katholiken ist es der höchste Feiertag. Die Kirchen werden gut besucht sein, wohl auch im Aargau. An anderen Sonntagen hingegen bleiben viele Bänke leer.

Seit langem verzeichnet die römisch-katholische Kirche im Aargau mehr Aus- als Eintritte.2023 war jedoch ein Rekordjahr: 9075 Personen kehrten der Kirche den Rücken – doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Grund dafür war die im September 2023 veröffentlichte nationale Missbrauchsstudie. Auch die reformierte Landeskirche verzeichnete damals einen Anstieg an Kirchenaustritten gegenüber dem Vorjahr. Er fiel aber deutlich geringer aus als bei den Katholiken.

Nun scheint sich die Lage etwas zu beruhigen, wie einem Communiqué der römisch-katholischen Landeskirche zu entnehmen ist. Im Aargau sind letztes Jahr 4923 Katholikinnen und Katholiken ausgetreten. Damit befindet sich die Austrittszahl wieder auf dem Niveau der Jahre 2020 bis 2022. Gleichzeitig sind vergangenes Jahr 238 Menschen wieder in die römisch-katholische Kirche Aargau eingetreten und 837 wurden getauft. Die Zahl der Todesfälle ist mit 1849 ähnlich hoch wie im Vorjahr.

2020 hatte die römisch-katholische Kirche im Aargau noch 206’303 Mitglieder, vergangenes Jahr waren es nur noch 184’000. In den letzten fünf Jahren sind somit insgesamt 28’230 Personen aus der Kirche ausgetreten und 849 wieder eingetreten.

Austritte wegen steuerlicher Aspekte und angespannter finanzieller Lage

Die Gründe für die Wiedereintritte, Übertritte oder Austritte seien vielfältig und würden oft nicht genannt, schreibt die römisch-katholische Landeskirche. «Gelegentlich werden steuerliche Aspekte und die angespannte finanzielle Lage in den Haushaltungen erwähnt.»

Die 2023 veröffentlichte Missbrauchsstudie, welche eine grosse Austrittswelle zur Folge hatte, spielte für die Kirchenstatistik 2024 eine «untergeordnete Rolle», heisst es im Communiqué. Die intensive Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die Verstärkung der Prävention durch gezielte Massnahmen seien auch im letzten Jahr weitergeführt worden.

Weiter versucht die Landeskirche, mit Fehlannahmen und Vorurteilen aufzuräumen: «Entgegen der weit verbreiteten Meinung fliessen die Kirchensteuern nicht in den Vatikan, sondern bewirken hier vor Ort Gutes für die Gesellschaft», schreibt sie. Finanziert würde damit primär die seelsorgerische Arbeit der Pfarreien, aber auch die Jugendarbeit, die spezialisierte Seelsorge in den Aargauer Spitälern, Kliniken und Heimen, die christliche Bildung und Hilfswerke wie Caritas.

Dass viele Menschen ein einseitiges und teilweise falsches Bild von der katholischen Kirche haben, bemängelten kürzlich auch ein Priester und ein Gemeindeleiter aus der Region Brugg-Windisch in der AZ. Sie äusserten die Vermutung, dass die Missbrauchsstudie, Moralvorstellungen und das unliebsame Machtzentrum in Rom bei einigen Austretenden willkommene Rechtfertigungsgründe sind, um sich von der Kirchensteuer zu befreien.

Reformierte: Geburten können Todesfälle nicht kompensieren

Auch bei der reformierten Kirche im Aargau war die Zahl der Kirchenaustritte 2024 deutlich niedriger als im Vorjahr: 3931 Personen oder 2,8 Prozent der Mitglieder sind im vergangenen Jahr aus den 74 Aargauer Kirchgemeinden ausgetreten, entnimmt man der Website. Das sind 961 Austritte weniger als noch im Vorjahr.

In die reformierte Kirche eingetreten sind derweil 302 Personen, was einem Anstieg von 47 Prozent gegenüber 2023 entspricht. «Das ist die zweithöchste Eintrittszahl der letzten zehn Jahre», schreibt die Landeskirche. «Durch die steigende Anzahl an Todesfällen, die nicht durch Geburten kompensiert wurden, ist der Mitgliederrückgang jedoch ähnlich hoch wie im Vorjahr.» Ende 2024 hatten die 74 reformierten Kirchgemeinden im Aargau insgesamt 133’273 Mitglieder. Ein Jahr zuvor waren es noch 138’610.