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Ein Quartier jagt die Asiatische Hornisse: Mit einer Drohne soll das Nest der invasiven Art gefunden werden

Fachleute zeichneten im vergangenen Herbst eine düstere Prognose – die sich nun zu bewahrheiten droht: Die Asiatische Hornisse breitet sich in einem Rheinfelder Wohnquartier aus. Imkerinnen und Imker haben deshalb eine aufwendige Suchaktion organisiert – ein Besuch vor Ort.

Die Drohne verschwindet hinter dem First eines Einfamilienhauses im Rheinfelder Roberstenquartier. Vom Trottoir aus ist nur noch ihr leises Surren zu hören. Hornissen-Scout Renate Stäuble geht direkt auf den Mann zu, der fragend an den Gartenhag tritt, und erklärt ihm den Hintergrund des Drohnenflugs über seinem Grundstück.

In Rheinfelden haben aufmerksame Imkerinnen in den vergangenen Tagen vermehrt Asiatische Hornissen gesichtet. Angelockt wurden diese von Dochtgläsern, die extra aufgestellt wurden. Gemäss Lisa Burger von der Koordinationsstelle Neobiota wurden dieses Jahr bisher an fünf Orten Funde bestätigt: Wiliberg, Böttstein, zwei Mal in Villigen und nun eben Rheinfelden.

Die Hornissen weisen den Weg zum Nest

Es ist schwer davon auszugehen, dass diese Exemplare von jenem Nest abstammen,das im November 2023 im gleichen Quartier entfernt wurde– und dessen Brut damals schon fast komplett ausgeflogen war.

Nester wurden bisher keine gemeldet oder entfernt. Das soll sich nun in Rheinfelden schnell ändern: «Das Ziel ist die Triangulation und die Suche mittels Drohne», sagt Stäuble. Sie ist Hornissen-Scout und Bieneninspektorin und macht sich an diesem Tag gemeinsam mit Berufskollege Stephan Lendenmann sowie einigen lokalen Imkerinnen und Imkern auf die Suche nach dem Nest der invasiven Art.

Eine Imkerin konnte eine Asiatische Hornisse einfangen. Diese wurde später für die Triangulation wieder freigelassen.
Bild: Mira Güntert

Die Imkerinnen und Imker übernehmen die Triangulation. Dabei lassen sie eine eingefangene Asiatische Hornisse frei – diese fliegt dann in die Höhe, macht einen kurzen Orientierungsflug und schwirrt in eine Richtung davon. Diese wird auf einer Karte markiert. Mehrere Markierungen lassen später den Standort des Nests vermuten.

Zu gut isoliert für eine Wärmebildkamera

Unterdessen surren Stäuble und Lendenmann mit der Drohne verschiedene hohe Bäume im Quartier an. An einem solchen dürfte sich das Nest befinden, denn in der aktuellen Jahreszeit behausen die Tiere meist schon ihre Sekundärnester weit oben in den Baumwipfeln. Die Primärnester im Frühling wiederum bauen sie oft in der Nähe von Häusern.

Bald erreicht die Drohne den Stadtpark Ost. Über die Fernsteuerung beobachtet Lendenmann die Bäume. Eine Wärmebildkamera würde wohl nichts bringen: «Die Nester sind gut isoliert. Zusätzlich isoliert das viele Laub», sagt Stäuble.

Imkerinnen haben eine Asiatische Hornisse markiert. Sie wurde vom Lockstoff angezogen.
Bild: Hana Smejkalova/zvg

Beide strecken sie den Kopf immer wieder gen Himmel und suchen ihn nach fliegenden Asiatischen Hornissen ab. Und dann fliegt tatsächlich eine vorbei. Und dann noch eine und noch eine. Die Drohne steuert verschiedene der hohen Bäume zwischen Tennisplatz und Stadtpark an – ohne Erfolg. «Wenn wir ganz nah beim Nest wären, würden die Asiatischen Hornissen die Drohne anfliegen, weil sie sich bedroht fühlen würden», sagt Stäuble. Doch die Hornissen bleiben ruhig.

Ortung mittels Sender möglich

Als die Dunkelheit einbricht, wird die Suche beendet. Zumindest vorübergehend. Schon bald soll sie weitergehen. Bleibt das Nest auch dann unentdeckt, hat Hornissen-Scout Stäuble noch ein Ass im Ärmel: Dann würden einzelne Tiere eingefangen und mit einem Sender ausgestattet. «So können wir das Nest mittels Telemetriegerät orten», sagt Stäuble.

Augen offen halten – so lautet die dringende Bitte von Lisa Burger von der Koordinationsstelle Neobiota. Die Bevölkerung wird weiterhin gebeten, verdächtige Insekten und Nester aufwww.asiatischehornisse.chzu melden.

Die Asiatische Hornisse hat einen dunkleren Hinterleib als ihr europäisches Pendant. Die Europäische Hornisse weist eine wespentypische schwarze Zeichnung auf gelbem Grund auf, die Asiatische nur feine gelbe Striche. Die Beine der Europäischen Hornisse sind dunkel, bei der Asiatischen sind diese gelb. (mig)

Dann werden Schädlingsbekämpfer das Nest entfernen müssen. «Normale Imkeranzüge nützen da nichts, die Stachel der Asiatischen Hornisse sind dicker», sagt Imkerin Anna Tina Heuss, die sich auch an der Suchaktion beteiligt.

Dank der Drohne können sich die Bieneninspektorin und der Bieneninspektor die hohen Bäume genauer ansehen.
Bild: Mira Güntert

Ihr und vielen anderen Imkerinnen und Imkern in der Region bereitet die Ausbreitung der invasiven Art Sorge. Ein einziges Volk verzehre pro Jahr rund elf Kilogramm andere Insekten. Ein Bienenstock ist da gefundenes Fressen. Auch die Aggressivität der Asiatischen Hornissen, wenn man sich dem Nest nähert, sieht Heuss als Problematik.