Sie sind hier: Home > Handwerk > Von der Chemikerin zur Tortenbäckerin: Diese 41-Jährige stellt essbare Kunstwerke her

Von der Chemikerin zur Tortenbäckerin: Diese 41-Jährige stellt essbare Kunstwerke her

Franziska Simmen aus Rheinfelden malt Zeichnungen auf weisser Eiweissglasur und formt aus Buttercreme Dahlien und Rosenblüten, die täuschend echt wirken. Vor einem Jahr hat sie in Rheinfelden ihre Back- und Dekorations-Manufaktur «Franzis Welt» gegründet.

«Ich möchte mit meinen Backkreationen Glück und Freude vermitteln», sagt Franziska Simmen, während sie eine Vielzahl filigran bemalter Musterkekse aus kleinen Blechdosen kramt. Einige haben die Form und Farben echter Schmetterlinge, des blauen Himmelsfalters oder des orangen Monarchen.

Franziska Simmen backt und bemalt Kekse nach Wunsch.
Bild: zvg

«Ich mag Schmetterlinge sowieso», sagt die 41-Jährige. Andere Kekse zeigen feinste Scherenschnitt-Motive oder auch spielerische kobaltblaue Verzierungen auf weissem Grund. Die Vielfalt, vor allem aber die Sorgfalt, mit der diese kleinen Kunstwerke gemalt sind, ist beeindruckend.

Schmetterlinge sind ein Symbol des Wandels, der Veränderung und der Entwicklung. Auch das Leben von Franziska Simmen hat sich in den vergangenen zwei Jahren stark verändert. Die Mutter von zwei Kindern im Teenageralter ist promovierte Chemikerin und arbeitete viele Jahre in der Qualitätssicherung grosser Pharmabetriebe. «Ich spürte den Wunsch, meinem Herzen zu folgen und näher bei den Menschen zu sein.»

Mit 41 Jahren drückt sie nochmals die Schulbank

Zuerst liebäugelte sie damit, Rettungssanitäterin zu werden. Diese Aufgabe kannte sie von ihrem jahrelangen Einsatz bei der Feuerwehr Rheinfelden. Sie suchte weiter, erhielt bei der Hirslanden-Klinik in Aarau einen Einblick in den Pflegeberuf – und wusste gleich, dass dies ein Beruf ist, den sie künftig ausüben möchte.

Heute steckt sie mitten in der Ausbildung zur Pflegefachfrau an der Höheren Fachschule Gesundheit und Soziales (HFGS) in Aarau. «Ich bin in einer Klasse, in der alle jünger sind als ich, und fühle mich sehr wohl. Es ist ein wunderbarer Austausch», erzählt sie strahlend. Den Schritt, ihre Arbeit in der Pharmaindustrie aufzugeben, hat sie keinen Augenblick bereut. «Ich möchte in meinem Leben meinem Herzen folgen und das machen, was mich freut und erfüllt.» Die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten gebe ihr sehr viel.

Irgendwann begann Simmen, als Ausgleich zur Arbeit und Familie zu backen. «Als meine Kinder, Nachbarn und Freunde meine Backkreationen nicht mehr alle essen konnten, überlegte ich mir, auf Auftrag hin zu backen.» Vor gut einem Jahr richtete sie sich im Erdgeschoss ihres Hauses am Tannenweg 68 eine kleine Back-Manufaktur ein und meldete ihren Nebenerwerb bei der Stadt und beim Lebensmittelamt an.

Ihren persönlichen Haushalt und die Back-Manufaktur trennt sie strikt. Als ehemalige Verantwortliche in der Qualitätssicherung führt sie Logbücher über Reinigung, Lagerbestand und Kühlung. Der Raum ist blitzsauber, die Torte, die Simmen gerade für einen Kunden kreiert hat, steht im Kühlschrank, bis sie am anderen Tag abgeholt wird. Kürzlich war das Lebensmittelinspektorat zu Besuch und stellte ihr ein sehr gutes Zeugnis aus.

Sie recherchiert und malt detailgetreu

Die Torte im Kühlschrank ist für zwei Eishockeyfans bestimmt, die Geburtstag haben. Bevor Simmen mit dem Tortenbacken beginnt, recherchiert sie über das Thema, das sie darstellen soll. Auf einer Anzeigetafel aus Eiweissspritzglasur, dem sogenannten Royal Icing, steht der Geburtstag der Zwillinge, als Hauptfarben verwendet sie Rot und Gelb.

«Das rote Trikot steht für ein Heimspiel, das gelbe für ein Auswärtsspiel», erzählt Simmen. Tage zuvor hatte sie mit Lebensmittelfarben einen realistischen Eishockeyspieler, detailgetreu auf weisses Icing gemalt. Die Buttercreme auf der Torte ist nicht spiegelglatt, sondern leicht verwischt, aufgeraut, wie die Oberfläche eines Eisfeldes. Solche Details baut sie gerne in die Kreationen ein.

Die jüngste Kreation: eine Geburtstagstorte für zwei Eishockeyfans.
Bild: Cornelia Thürlemann

«Ich bin ein Arbeitstier», sagt Simmen von sich. Sie hat im Auftrag ihrer Schule, der HFGS, 250 Kekse in Schmetterlingsform gebacken, dekoriert und mit einem mit der Nachricht «Du bist wertvoll. Sofort zu geniessen.» versehen. Diese wurden, verpackt in Zellophan, an alle Mitarbeitenden verteilt, von der Schulleitung bis zum Reinigungsteam. Das sind die Momente, die sie besonders schätzt, wenn sie mit ihren Kreationen bei anderen ein Lächeln hervorzaubern kann.