Sie sind hier: Home > Ratgeber Gesundheit > Risikoschwangerschaft – und jetzt?

Risikoschwangerschaft – und jetzt?

Sponsored Content
30 bis 40 Prozent aller Schwangerschaften in der Schweiz sind Risikoschwangerschaften. Wer als werdende Mutter von Komplikationen betroffen ist, wünscht sich eine besonders kompetente Betreuung. Eine solche bietet das Perinatalzentrum des Kantonsspitals Aarau.

Eine erhöhte Nackentransparenz – das erste Anzeichen für eine spezielle Entwicklung des ungeborenen Kindes. Das Ergebnis der Ultraschalluntersuchung beim Ersttrimesterscreening verunsichert Anna. Was nun? Nach einer eingehenden Beratung am Kantonsspital Aarau (KSA) entscheidet sich die 31-Jährige für eine Chorionzottenbiopsie, eine Punktion der Plazenta. Das Ergebnis: Das Chromosom 21 ist dreimal statt nur zweimal vorhanden, es liegt eine Trisomie 21 und damit eine Risikoschwangerschaft vor. «Das ist für die meisten Mütter eine Diagnose, die viele Fragen aufwirft», sagt Monya Todesco, Chefärztin für Geburtshilfe und Perinatalmedizin. «Eine gute Betreuung für Mutter und Kind ist in solchen Fällen besonders wichtig.»

Dabei steht ihr Claudia Spielmann zur Seite, Leitende Hebamme am KSA. Sie weiss, worauf es ankommt. «Zuhören, die Sorgen und Ängste ernst nehmen, Sicherheit geben.» Jede Risikoschwangerschaft sei anders – und auch die Ursachen seien vielfältig. Eine bestehende Erkrankung der Mutter, eine Auffälligkeit beim ungeborenen Kind, ein vorzeitiger Blasensprung – die Liste ist lang. «Auffällig ist allerdings der zunehmende Anteil von Risikoschwangerschaften aufgrund von Adipositas, also starkem Übergewicht, oft in Kombination mit einem Schwangerschaftsdiabetes», so Spielmann.

Maternité erhält Qualitätslabel «Babyfreundliches Spital»

«Baby-Friendly Hospital»: das UNICEF-Label.

Die Maternité der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau ist von UNICEF Schweiz und Liechtenstein mit dem Label «Babyfreundliches Spital» ausgezeichnet worden. Das Qualitätslabel erhalten Spitäler, welche die Qualitätskriterien der «Babyfreundliches Spital Initiative (BFSI)» von UNICEF und WHO erfüllen. Ziel der weltweiten «Baby-Friendly Hospital»-­Initiative ist es, die Lebensphase des Neugeborenen besonders zu schützen und optimale Bedingungen für einen erfolgreichen Start des Stillens zu gewährleisten.

Wichtigste Eckpunkte und Ziele der Initiative sind:

– Stärkung der Mutter-Kind-Beziehung
– Förderung des Stillens
– Kontinuierliche Aus- und Weiterbildung des Gesundheitspersonals

Betreuung vor, während und nach der Geburt

Ein Perinatalzentrum bietet im Gegensatz zu normalen Geburtenabteilungen eine umfassende Betreuung von Risikoschwangeren und Frühgeborenen – vor, während und nach der Geburt. «Wir haben eine ausgewiesene Expertise bei der Geburtshilfe und der Betreuung von Kindern, die vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen», erklärt Monya Todesco. Gerade auch für Babys, die beatmet werden müssen, ermöglicht das KSA den höchsten Versorgungsgrad. Die Überlebenschance von Kindern, die bereits in der 25. Schwangerschaftswoche geboren werden, beträgt rund 70 Prozent. «Vor 20 Jahren lag sie noch bei unter 25 Prozent.»

Neben Ärztinnen, Ärzten und Hebammen werden Risikoschwangere auch von sogenannten Case-Managerinnen unterstützt, Pflegefachfrauen, die auf komplizierte Schwangerschaften spezialisiert sind. Sie stehen den betroffenen Familien mit Rat und Tat zur Seite – nicht nur bei Sorgen rund um die bevorstehende Geburt, sondern auch hinsichtlich finanzieller Themen und organisatorischer Belange. «Sie begleiten die Familie von der Schwangerschaft bis zur Entlassung des Kindes nach Hause.»

«Üblich, dassVäter dabei sind»

Frau Todesco, der zunehmende Anteil von Risikoschwangerschaften aufgrund von Adipositas ist auffällig. Warum kann Übergewicht das ungeborene Kind gefährden?

Monya Todesco: Die Auswirkungen sind vielfältig. Bei Übergewicht ist der Stoffwechsel der Mutter anders geregelt, es kommt zum Beispiel viel häufiger zur Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes. Auch der Blutdruck ist bei diesen Frauen höher und kann zu Komplikationen in der Versorgung des Ungeborenen führen. Leider haben auch die betroffenen Kinder ein höheres Risiko, später zuckerkrank zu werden.

Wie konkret werden bei Risikoschwangerschaften die Väter in die Beratung involviert?

So viel wie die Schwangere es wünscht. Es ist heutzutage üblich, dass die werdenden Väter bei den Untersuchungen und bei den Besprechungen dabei sind. Ihre Beteiligung ist sehr wertvoll. Sie können meistens häufiger konkrete Verständnisfragen stellen. Das hilft in der Diskussion und in der individuellen Entscheidungsfindung.

Bei einer Steisslage kommt oft die äussere Wendung des Kindes zur Anwendung. Ist das für betroffene Frauen schmerzhaft?

Wenn die Bedingungen ideal sind, ist die Methode schmerzlos. Wir verwenden eine sanfte Variante und aktivieren mit unseren Handgriffen die bereits vorhandenen natürlichen Bewegungsreflexe des Kindes. Zum Beispiel der Laufreflex: Durch die Bauchdecke wird der untere Teil des Rückens des Kindes berührt. Dabei zieht das Kind ein Bein nach dem anderen an und stösst sich dann beim Strecken von der ursprünglichen Position weg. (pp)

Neben medizinischen Untersuchungen und genetischen Abklärungen sieht das Perinatalzentrum des KSA seine Aufgabe auch darin, Frauen bei Verdacht auf eine Krankheit, Entwicklungsstörung oder Fehlbildung ihres ungeborenen Kindes mit einer Zweitmeinung zu unterstützen. Beratungen werden auch bei Steisslage des Kindes angeboten. «Wir zeigen die verschiedenen Optionen auf», so Monya Todesco. Das kann zum Beispiel die äussere Wendung des Kindes sein, die am KSA zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt wird. Unter gewissen Voraussetzungen ist aus dieser Lage eine Spontangeburt möglich. Die Spezialistin betont jedoch, dass eine Schwangere niemals zu einer natürlichen Geburt gedrängt werde, wenn diese für sie nicht in Frage kommt.

Annas Kind hat inzwischen das Licht der Welt erblickt. Weil die Plazenta das Ungeborene in der 28. Schwangerschaftswoche nicht mehr ausreichend versorgte, wurde es per Kaiserschnitt geholt. «Wir haben ihm vorab ein Medikament verabreicht, das seine Organe früher reifen lässt», erklärt Monya Todesco. Nach der Geburt waren Neo­natologinnen und Neonatologen zur Stelle, um sich um das Kind zu kümmern. Bis zum ursprünglich errechneten Geburtstermin wird es noch im Spital bleiben. Ärztin und Hebamme sind zuversichtlich. «Bis jetzt sieht alles gut aus.»