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Raffinerien kauften drei Tonnen Putin Gold: Jetzt prüft der Zoll die dubiosen Importe

Im Mai gelangte erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs wieder russisches Gold in die Schweiz. Wer dahinter steckt, ist unklar. Der Bund trifft Abklärungen.

Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen: Im Mai importierte die Schweiz drei Tonnen russisches Gold im Wert von 194,2 Millionen Franken. Zwar verbieten die Sanktionen dies nicht – jedoch ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Gold aus Putins Russland international geächtet. Handelt es sich um Gold, das nach dem 7. März hergestellt wurde und beispielsweise von Raffinerien weiterverarbeiten werden kann, ist jeglicher weiterer Handel in der Schweiz strafbar. Es drohen Gefängnis und Bussen bis zu 100’000 Franken.

Unklar ist, wer die Käufer der drei Tonnen Russland-Gold sind. Die Tarifnummern deuten auf eine Raffinerie hin. Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit macht dazu aus Datenschutzgründen keine Angaben. Klar ist, dass das Gold via Grossbritannien in die Schweiz gelangte. «Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit überprüft die betroffenen Einfuhren in Bezug auf die geltenden Sanktionen», heisst es in einer Mitteilung vom Freitag.

Export ist verboten

Der Import von Gold aus Russland in die Schweiz sei gemäss der Verordnung über Massnahmen im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine nicht verboten, betont der Bund. Barren, die vor dem 7. März 2022 von russischen Raffinerien hergestellt wurden, dürften grundsätzlich weiter gehandelt werden.«Hingegen ist der Export von Gold nach Russland laut geltender Sanktionsverordnung verboten.»

Weiter gilt jeglicher Handel mit geächtetem russischen Gold in der Schweiz als Verstoss gegen das Edelmetallkontrollgesetz und ist damit strafbar. Für Gold in anderer Form wie Schmuck oder Goldmünzen bestünden grundsätzlich keine Handelsrestriktionen, so der Zoll.

Golddrehscheibe Dubai

Neben dubiosen Importen aus Russland gibt es noch einen weiteren Kanal, den Rohstoffexperten derzeit genau beobachten: den Handelsplatz in Dubai. Er gilt als Drehscheibe für Gold aus fragwürdigen Quellen. Der Verdacht: Über die Vereinigten Arabischen Emirate gelangt russisches Gold weiterhin in die Schweiz.

Die Statistik befeuert diese Vermutungen. Im März lieferten die Emirate 36 Tonnen Gold im Wert von über 2 Milliarden Franken in die Schweiz – so viel wie seit sechs Jahren nicht. «Der Bund und die Raffinerien stehen in der Pflicht, alles dafür zu tun, dass die Schweiz kein Schlupfloch für russisches Gold aus Dubai wird», forderte Rohstoffexperte Marc Ummel von Swissaid damals gegenüber CH Media.

Ein Blick auf die neuesten Zahlen zeigt: Auch im April gelangten 20 Tonnen Gold aus den Emiraten in die Schweiz. Im Mai dann nur noch 1,1 Tonnen.

Zum Verdacht, russisches Gold werde über Dubai in die Schweiz geliefert, erklärte der Bund damals, das sei blosse Spekulation und es gebe dafür keine Anhaltspunkte. Der Bund kontrolliere Handelswaren und somit auch Rohgold im grenzüberschreitenden Verkehr risikobasiert. «Und das Zentralamt für Edelmetallkontrolle beaufsichtigt die Einhaltung der Sorgfaltspflichten der Raffinerien periodisch.»