Knall beim SRK: Präsidentin Schmid-Federer wirft den Bettel hin – aus gesundheitlichen Gründen
Barbara Schmid-Federer legt ihr Amt als Präsidentin des Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) nach nur einem Jahr per sofort nieder. Das teilte die Organisation am Freitag mit. Der Schritt erfolge aus gesundheitlichen Gründen, wie es in der Mitteilung heisst.
«Die vergangenen Monate waren für mich intensiv und belastend. Die Angriffe auf die Reputation des SRK und auf meine Person haben mich an die Grenze der Belastbarkeit geführt», schreibt Barbara Schmid-Federer in ihrem Rücktrittsschreiben. «In dieser anforderungsreichen Zeit und unter den aktuellen Umständen kann ich die Funktion der Präsidentin nicht mehr mit der Kraft ausüben, die dazu notwendig ist.»
Kernanliegen sollen wieder in den Fokus rücken
Ihr Rücktritt solle auch dazu beitragen, den öffentlichen Fokus wieder auf die Kernanliegen des SRK zu richten, argumentiert Schmid-Federer, die sich seit 12 Jahren für das SRK engagiert. Denn Mitte Dezember ploppte ein bis dahin vorab intern ausgetragener Streit an die Öffentlichkeit: Damals gab der Rotkreuzrat (RKR), das strategische Führungsgremium des Schweizerischen Roten Kreuzes, die Trennung vom langjährigen Direktor Markus Mader bekannt.
Als Grund nannte der Rat «eine unterschiedliche Auffassung in Führung und Organisation des SRK und einzelnen Mitgliedsorganisationen». Daraufhin traten vier Mitglieder aus Protest aus dem zehnköpfigen Rat zurück. Wie es nach dem Rücktritt von Präsidentin Schmid-Federer an der Vereinsspitze weitergehen soll, dazu äussert sich das SRK am Freitag nicht.
Im Hintergrund der Organisation tobt schon länger ein Machtkampf. Es geht um Zentralisierung und Machtausbau der Zentrale. Die 24 Kantonalverbände, die im SRK-Parlament die Stimmenmehrheit haben, fürchten, an Kontrolle und Einfluss zu verlieren. Sie waren es, die 2022 der Zürcherin Schmid-Federer zur Wahl verhalfen.
Auch Vorgänger gab Amt nach zwei Jahren bereits wieder ab
Die ehemalige CVP-Politikern und damalige Vize-Präsidentin folgte auf den ehemaligen Zürcher Regierungsrat Thomas Heiniger, der sein Amt nach nur zwei Jahren aufgab. Laut SRK führten damals «unterschiedliche Vorstellungen zu einem zentralistischen oder föderalistischen Ansatz» zum Bruch.
Manche sahen Schmid-Federer als Treiber hinter Heinigers Abgang. Doch auch seither brodelt es beim SRK weiter: Unter anderem wird über die Abfindung für Markus Mader gestritten und dessen Abgang untersucht.
Bericht kritisiert Präsidentin
So attestierte ein vergangene Woche publik gewordener unabhängiger Untersuchungsbericht der SRK-Spitze eine eklatante Führungsschwäche, wie SRF berichtete. Die Kritik richtete sich vor allem an Schmid-Federer. Namentlich heisst es in dem Bericht:
«Das Verhalten der Präsidentin innerhalb des RKR und insbesondere auch gegenüber dem Direktor lässt wenig Eignung und Willen zur Führung sowie fehlenden Mut, sich herausfordernden oder unbequemen Situationen zu stellen, erkennen.»
Die externe Untersuchung kommt zum Schluss: Die Entlassung Maders sei intransparent, unprofessionell und unmenschlich gewesen.
Mader sieht sich «vollständig rehabilitiert»
Markus Mader nahm den Bericht denn auch mit Genugtuung zur Kenntnis. «Ich sehe den unabhängigen Untersuchungsbericht als eine vollständige Rehabilitierung meiner Person und meines Handelns», sagte der ehemalige Direktor gegenüber SRF. Schmid-Federer wiederum betonte laut SRF, der Bericht weise sachliche Fehler und eine inhaltliche Fehleinschätzung auf.
In ihrem Rücktrittsschreiben vom Freitag betonte sie denn auch, dass der Rücktritt «keinen Zusammenhang» mit dem Bericht habe. Der Rotkreuzrat habe den Bericht zur Kenntnis genommen, vertrete aber eine explizit andere Sicht zu den Schlussfolgerungen, heisst es in der Mitteilung.
Das SRK gilt mit 500’000 Mitgliedern als grösste humanitäre Organisation der Schweiz. Dem Schweizerischen Roten Kreuz, das laut eigenen Angaben auch in 38 anderen Ländern im Einsatz ist, gehören 24 Kantonalverbände an sowie vier Rettungsorganisationen, der Blutspendedienst und der Rotkreuzdienst. Das SRK ist nicht zu verwechseln mit dem weltweit tätigen Internationalen Roten Kreuz (IKRK). Dieses hat seinen Sitz ebenfalls in der Schweiz.