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Russische Banken werden von Swift abgekoppelt: So funktioniert das System

Das Swift-System vereinfacht grenzüberschreitende Zahlungen. Der Ausschluss russischer Banken ist ein herber Schlag für den russischen Finanzmarkt und die russische Wirtschaft. Aber auch westliche Importeure und Exporteure müssen bei Geldtransfers von und nach Russland über die Bücher.

Drei Rechenzentren betreibt Swift weltweit. Eines im Staat Virginia unweit der US-Hauptstadt Washington. Eines in den Niederlanden nahe Den Haag. Und eines in Diessenhofen im Thurgau, einen Steinwurf entfernt vom Rhein, hart an der Grenze zu Deutschland und zum Kanton Schaffhausen.

Swift, diese Abkürzung steht für Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication. 1973 gegründet und ansässig in Belgien südlich von Brüssel, betreibt die genossenschaftliche Organisation ein als besonders sicher geltendes Telekommunikationsnetz (Swiftnet). Über dieses läuft der grenzüberschreitende Nachrichten-und Transaktionsverkehr von über 11’000 Banken in 200 Ländern.

5000 Milliarden Dollar am TagDieses System ermöglicht den Geldverkehr zwischen weltweit vier Milliarden Konten. Pro Tag werden über Swift 5000 Milliarden Dollar angewiesen. Swift selber verwaltet keine Konten und führt keine Zahlungen aus, leitet aber Informationen wie beispielsweise Absender, Empfänger und Betrag einer Gutschrift zwischen den Banken in einem standardisierten System weiter.

Damit wird der Zahlungsverkehr länder- und währungsübergreifend rechtlich abgesichert und effizient gestaltet. 2021 wurden über Swift pro Tag durchschnittlich Nachrichten über 42 Millionen Zahlungen und Wertpapiertransaktionen weitergeleitet. Das ist Rekord, mit dem 30. November als Spitzentag mit 50,2 Millionen Zahlungen und Transaktionen – zwei Drittel mehr als der höchste Tageswert vor fünf Jahren.

Neuerdings auch für die Zahlung kleiner BeträgeInsgesamt betrug das Wachstum 2021 im Vorjahresvergleich 11,2 Prozent. Swift führt das auch darauf zurück, dass Mitte Jahr mit Swift Go eine neue Dienstleistung lanciert wurde, die sofortige grenzüberschreitende Zahlungen auch von Kleinbeträgen von Konto zu Konto irgendwo auf der Welt ermöglicht.

Kleinbetragszahlungen werden häufig von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ausgelöst, um Lieferanten im Ausland zu bezahlen, und von Privatkunden, die beispielsweise grenzüberschreitend Geld an Freunde oder die Familie senden. Zum Service von Swift Go gehört auch eine Vorprüfung der Daten, um Rechtschreibe- und Tippfehler zu erkennen, die als eine Hauptursache für Verzögerungen gelten.

Das Swift-System ermöglicht standardisierte und effiziente grenzüberschreitende Zahlungen und Wertschriftentransaktionen.Bild: AlamyUmständlicher Direktkontakt per Telefon oder E-MailWas bedeutet nun der Ausschluss russischer Banken vom Swift-System? Der Schritt schränkt sie massiv in ihrem internationalen Geldverkehr ein. Und damit auch Importeure und Exporteure in anderen Ländern, die mit russischen Unternehmen Geschäfte machen.

Konkret kann beispielsweise die Bank eines russischen Unternehmens, das Maschinen bei einem westlichen Lieferanten bestellt, dessen Hausbank keine Zahlung mehr via Swift zukommen lassen. Umgekehrt funktioniert auch etwa die Bezahlung russischer Rohwaren durch einen Kunden im Ausland nicht mehr über das System.

Grundsätzlich können Banken auch ohne Swift miteinander kommunizieren und Transaktionen abwickeln, beispielsweise bilateral über Telefon oder E-Mail. Doch das ist umständlicher, rechtlich heikler, und es kostet mehr und ist langwieriger als über Swift. Das kann den Güterhandel bremsen oder gar dazu führen, dass Geschäftsbeziehungen unter- oder abgebrochen werden.

Die Russen sind mit den Chinesen verbandeltGibt es aus russischer Sicht Alternativen zu Swift? Nikolai Zhuravlev, Vizevorsitzender des russischen Förderationsrats, nannte schon vor einem Monat Swift «zwar bequem und schnell». Es sei aber «nicht der einzige Weg für Geldtransfers». Ein alternatives Transaktionssystem ist das System for Transfer of Financial Messages (SPFS), dem alle russischen Banken angeschlossen sind.

SPFS wurde von der russischen Zentralbank entwickelt, nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland 2014. Im Vergleich zu Swift ist SPFS aber ein kleiner Fisch mit ein paar hundert teilnehmenden Banken, darunter kaum Auslandbanken. Auch gilt die Übermittlung von Datenvolumen als weniger gut als bei Swift. Die Systemverfügbarkeit entspricht nicht den Swift-Standards.

Seit 2019 ist SPFS mit dem chinesischen Pendant Cross-Border Interbank Payment System (CIPS) verbunden. Beide Länder arbeiten schon lange daran, unabhängiger vom westlichen Zahlungsverkehr zu werden. CIPS besteht nicht nur aus einem Informationssystem wie Swift, sondern enthält ein eigenes System zur Zahlungsabwicklung. Laut letzten verfügbaren Angaben nehmen an CIPS rund 1200 Banken aus etwa 100 Ländern teil.