Neuer Tiefpunkt für Vekselberg: USA lassen seine Superjacht beschlagnahmen – und posten Video davon auf Youtube
Es ist die erste grosse, von den USA orchestrierte Beschlagnahmung, seitdem Russland die Ukraine angegriffen hat. Das erste Mal, dass eine Superjacht oder ein Privatjet eines russischen Oligarchen in Gewahr genommen wird. Und das amerikanische Departement of Justice schlachtet die Aktion medial aus: Es gibt ein öffentliches Video und viele Bilder, wie Beamte der spanischen Regierung und des FBI an Bord der 90-Millionen-Doller teuren Superjacht gehen. Und es trifft ausgerechnet den prominentesten «Schweizer Oligarchen»: Viktor Vekselberg.
Die spanischen Strafverfolgungsbehörden hatten am Montag einen spanischen Gerichtsbeschluss vollzogen, indem sie die Motorjacht «Tango» in Gewahr nahmen. Die Luxusjacht ist knapp 80 Meter lang und soll 90 Millionen Dollar kosten. Vekselberg wurde bereits 2018 auf die amerikanische Sanktionsliste genommen. Im Zug der Sanktionen aufgrund des Ukraine-Kriegs hatte die amerikanische Sanktionsbehörde Ofac im März zwei seiner «Luxusgüter» zu «gesperrtem Eigentum» erklärt: seinen privaten Airbus und eben seine Jacht mit Namen «Tango». Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden den russischen Oligarchen den Krieg erklärt. In seiner Rede zur Lage der Nation sagte er über sie:
«Wir finden zusammen mit den europäischen Partnern ihre Jachten, ihre Luxusapartments und ihre Privatjets. Wir holen eure unehrlichen Profite.»
Die Beschlagnahmung von dieser Woche haben nun die spanischen Behörden durchgeführt, weil sie vom US-Justizministeriums darum ersucht wurden. Koordiniert wurde die Aktion von amerikanischer Seite von der neuen Taskforce «KleptoCapture». Zuvor hatte gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg eine Jachtendesigner-Firma den US-Behörden entscheidende Tipps gegeben. Die Firma war am Entwurf und der Konstruktion der «Tango» beteiligt.
«Heute hat unsere Taskforce zum ersten Mal einen Vermögenswert beschlagnahmt, der einer sanktionierten Person mit engen Verbindungen zum russischen Regime gehört», liess sich der amerikanische Generalstaatsanwalt Merrick B. Garland zitieren. Zuletzt geriet er in den USA unter Druck: Er gehe nicht entschlossen genug vor gegen die Drahtzieher des Sturms auf das Kapitol in Washington, selbst US-Präsident Joe Biden sei unzufrieden mit ihm. Aber hier durfte Garland den harten Hund geben und eine Warnung hinterherschicken: «Es wird nicht die letzte Beschlagnahmung sein.»
Man werde alles tun, so Garland weiter, für das Ziel, «alle Personen zur Rechenschaft zu ziehen, deren kriminelle Handlungen es der russischen Regierung ermöglichen, ihren ungerechten Krieg fortzusetzen».
Und auch andere Grössen der US-Administration schickten bei dieser Gelegenheit quasi Grüsse an Moskau. Garlands Stellvertreterin sagte, man werde nicht zulassen, dass «korrupte russische Oligarchen sich den Sanktionen entziehen können, um ein Leben im Luxus zu führen, während unschuldige Ukrainer leiden». Und der FBI-Direktor Christopher Wray liess sich vernehmen: «Wir werden auch weiterhin alle legalen Mittel einsetzen, um gegen das Vermögen der designierten russischen Oligarchen vorzugehen – egal, wie und wo sie es verstecken.»
Gefangen in der Schmuddelecke
Vekselberg hält grosse Anteile an Beteiligungsgesellschaften, die Namen tragen wie Liwet, Tiwel oder Lamesa. Diese wiederum halten bedeutende Anteile an Schweizer Unternehmen. Bei der vergleichsweise kleinen Immobilienfirma Züblin hält eine solche Beteiligungsgesellschaft über 40 Prozent. Daneben sind es grosse Anteile an Schweizer Industrieunternehmen: 48,8 Prozent am Industriekonzern Sulzer; 40,5 Prozent an der Sulzer-Abspaltung Medmix; 41,3 Prozent an OC Oerlikon. Und auch bei Swiss Steel sind es 25 Prozent.
Für deren Reputation ist es nicht eben vorteilhaft, wenn die Superjacht von Vekselberg beschlagnahmt wird, die Nachricht weltweit Beachtung findet und sich dazu der FBI-Chef äussert und der Generalstaatsanwalt. Die Schweizer Konzerne tauchen so im Kontext des Ukraine-Kriegs auf und von mutmasslicher Korruption in Russland. Wie die NZZ kürzlich schrieb: «Schweizer Firmen sind mit Vekselberg in der Schmuddelecke gefangen.»