Bahnfahren als Stressfaktor: Warum wir von den SBB mehr erwarten dürfen
Besonders mitleidig ist das Lächeln von Autofahrern und von Leuten, die selten oder nur ausserhalb der Stosszeiten mit dem ÖV unterwegs sind. Die SBB selbst gefallen sich darin, darauf hinzuweisen, dass die Statistiken doch belegen würden, wie hervorragend pünktlich sie insgesamt seien.
Tatsache ist, dass jeden Tag Tausende zu spät an Termine kommen, durch vollgestopfte Unterführungen hetzen, um den Anschluss zu erwischen, oder kurz vor Kita-Schliessung verzweifelt dorthin anrufen: «Es wird später! »Es gibt Schlimmeres, gewiss, aber solche Stressfaktoren zu reduzieren, das dürfen wir von den SBB erwarten, denen wir Jahr für Jahr 3 Milliarden Franken Steuergeld überweisen.
Die SBB tun durchaus etwas, in kleinen Schritten; nun rüsten sie die Lokführer mit Technik aus, die ihnen das Berechnen von Verspätungen erleichtert. Das ist löblich. Aber es fehlt das Gesamtkonzept.
Ein zunehmendes Problem sind zu knapp berechnete Umsteigezeiten. Schon eine kleine Verspätung führt dazu, dass der Anschlusszug gefährdet ist – je nachdem, auf welchem Gleis er fährt, wie viele Treppen mit wie vielen Leuten man überwinden muss. Ausser Atem am Perron anzukommen und erfolglos den Türöffner zu drücken: Umsteigen ist zum Albtraum geworden für Menschen, die keine Sprinter sind.
Wer auf Nummer sicher gehen will, muss eine halbe Stunde früher los. Erstweltproblem? Mag sein, aber ein Qualitätsverlust. Die SBB müssen aufpassen, selber den Anschluss nicht zu verpassen. Schon mal mit der Deutschen Bahn gefahren?