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Lehrernetzwerk fordert Fernunterricht für Kinder von Maskengegnern – so reagiert Bildungsdirektor Hürzeler

Mit dem Schulstart im Aargau wird die Maskendiskussion wieder intensiver: Am Montagmorgen zog eine Gruppe von Massnahmenkritikern durch die Aarauer Altstadt und protestierte dagegen, dass Kinder ab der 1. Klasse in der Schule eine Maske tragen müssen. Noch im alten Jahr war das Lehrernetzwerk Schweiz, das sich seit Monaten gegen die Maskenpflicht an Schulen einsetzt, bei Bildungsdirektor Alex Hürzeler vorstellig geworden.

In einem Brief an Hürzeler, den Netzwerk-Präsident Jérôme Schwyzer aus Suhr unterzeichnet hat, heisst es: «Eine Maskentragpflicht ab der 1. Klasse (also für Kinder ab sechs Jahren) ist für uns nicht hinnehmbar.» Schwyzer schreibt, das Netzwerk erhalte täglich E-Mails von «nicht nur sehr besorgten, sondern richtiggehend verzweifelten Eltern».

Lehrernetzwerk fordert Fernunterricht für Kinder von Maskengegnern

Um den Eltern, die ihre Kinder zu Hause behalten wollten, eine Alternative zu bieten, richtet das Lehrernetzwerk eine Forderung an Bildungsdirektor Hürzeler:

«Wir möchten Sie mit diesem Schreiben dringlich darum bitten, eine Verfügung zu erlassen, in der festgehalten wird, dass während der Zeit der Maskenpflicht (insbesondere für die 1. bis 4. Klasse) der Fernunterricht ausdrücklich erlaubt ist.»

Wenn maskenkritische Eltern ihre Kinder zu Hause behielten, sollten diese weiterhin mit dem nötigen Schulstoff versorgt werden, fordert das Lehrernetzwerk. Zusätzlich solle für diese Schülerinnen und Schüler «pro Woche zum Beispiel zweimal ein kurzes Onlinemeeting stattfinden (so, dass es für die betreffenden Lehrer möglichst einen geringen Mehraufwand bedeutet)». Die Hauptverantwortung insbesondere für die Betreuung in dieser Zeit solle aber nicht bei der Schule, sondern bei den Eltern liegen, schreibt Schwyzer.

Jérôme Schwyzer, Präsident des Lehrernetzwerks Schweiz.

Das Lehrernetzwerk weise Eltern auf die Möglichkeit des Homeschoolings hin, schreibt Schwyzer. Dieses Modell sei für viele Erziehungsberechtigte jedoch nur eine Ultima Ratio. «Sie sind zwar bereit, zu diesem Mittel zu greifen, es wäre aber wünschenswert, wenn es noch eine Alternative gäbe.» Er fordert Bildungsdirektor Hürzeler auf, «unsere Anliegen im direkten Gespräch zu besprechen und gemeinsam für alle tragbare und konstruktive Lösungen zu suchen und auch zu finden».

Hürzeler lehnt Forderung ab und sieht Präsenzunterricht als beste Lösung

Am 5. Januar erhielt Schwyzer ein Antwortschreiben von Hürzeler, darin heisst es: «Die Schutzmassnahmen für die Kinder in den Volksschulen sind einfach und wirksam. Sei es das Tragen einer Schutzmaske, das Abstandhalten, das Beachten der Hygieneregeln oder das Impfen.» Neben der Eindämmung des Coronavirus hätten diese Massnahmen das Ziel, den Präsenzunterricht an der Volksschule auch in Zeiten der Pandemie aufrechtzuerhalten.

Hürzeler hält fest: «Verschiedene Studien haben gezeigt, dass dies die beste Form des Unterrichts ist und dem Fernunterricht vorzuziehen ist.» Diese Ansicht werde auch von den Aargauer Schulverbänden gestützt, schreibt der Bildungsdirektor und erteilt der Forderung des Lehrernetzwerks eine Absage:

«Zwischenformen wie ein vorübergehender, durch die Schulen zu begleitender Fern- oder Hybridunterricht sollen und können durch die Volksschule Aargau nicht angeboten und geleistet werden.»

Alex Hürzeler, Aargauer Landammann und Bildungsdirektor.

Hürzeler hält weiter fest, der Regierungsrat sei besorgt über die hohe Belastung des Aargauer Gesundheitswesens sowie die starke Belegung der Intensivstationen mit vielen an Covid-19 schwer erkrankten Patientinnen und Patienten. Deshalb habe die Regierung gestützt auf Verfassung, Gesetze und Verordnungen zusätzliche Massnahmen beschlossen, die darauf abzielten, die Coronavirus-Pandemie zu bekämpfen.

Besprechung nicht zielführend, Anliegen aber bekannt und diskutiert

Der Bildungsdirektor kommt zum Schluss: «Anhand der bestehenden Beschlusslage sowie der aktuellen weiter besorgniserregenden Pandemiesituation und -entwicklung ist eine mündliche Besprechung Ihrer Anliegen nicht angezeigt und erscheint mir auch gegenseitig nicht zielführend.» Hürzeler versichert Schwyzer aber, «dass Ihre Anliegen sowohl im Gesundheits- als auch im Bildungsdepartement und auch am Regierungsratstisch bekannt und diskutiert sind».

Hürzeler schreibt weiter, rechtliche Bedenken gegen einzelne Entscheide oder Massnahmen seien durch die Justiz zu beurteilen. Er hält fest:

«Mittlerweile gibt es dazu verschiedene Gerichtsurteile, diese stützen die allermeisten Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung.»

Abschliessend richtet der Bildungsdirektor einen Appell an Schwyzer und den Verein Lehrernetzwerk Schweiz: «Helfen Sie mit, das Virus zu bekämpfen. Tragen Sie zum Schutz der Aargauer Bevölkerung bei und setzen Sie sich dafür ein, dass das Gesundheitssystem nicht kollabiert.»