Grosse Mühe mit den Landessprachen: Kantone wollen mehr Geld für Integration der Ukraine-Flüchtlinge
Ja, es war richtig, den Geflüchteten aus der Ukraine ohne ordentliches Asylverfahren kollektiv Schutz zu gewähren. Durch diese Massnahme wurde das Asylsystem entlastet: Dieses Hauptfazit zieht eine Evaluationsgruppe um den früheren Aargauer Regierungs- und Nationalrat Urs Hofmann. Am Donnerstag publizierte sie einen Zwischenbericht zur Aktivierung des Schutzstatus S. Die Behörden erhalten grundsätzlich gute Noten.
Das bedeutet nicht, dass alles reibungslos läuft. Andres als die Asylsuchenden bleiben die Geflüchteten aus der Ukraine, zum grössten Teil Frauen und Kinder, nur wenige Tage in den Bundesasylzentren. Die Kantone und Gemeinden haben deshalb kaum Zeit, geeignete Unterkünfte zu suchen und Support für besonders vulnerable Personen zu organisieren. Die Herausforderung ist gross: Bis Anfang Dezember haben rund 70’000 Geflüchtete aus der Ukraine den Schutzstatus S erhalten. Das entspricht fast der gesamten Bevölkerung des Kantons Jura.
Etwa 60 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer leben in Privatunterkünften. Laut der Evaluationsgruppe wäre es «kaum realistisch» gewesen, all die Flüchtlinge in den Strukturen des Bundes, der Kantone, der Städte und Gemeinden unterzubringen. Mit anderen Worten: Ohne das Engagement der Gastfamilien hätten die Behörden ernsthafte Probleme, die Menschen zu beherbergen, die vor Putins Angriffskrieg in die Schweiz geflohen sind.
14 Prozent sind erwerbstätig
14 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer haben bis jetzt eine Arbeit gefunden. Diese Quote ist vergleichsweise hoch. Nach einem Jahr Aufenthalt in der Schweiz liegt sie bei anerkannten Flüchtlingen nur bei 2,1, bei vorläufig Aufgenommenen bei 7,4 Prozent. Zwei Drittel der Ukrainerinnen und Ukrainer haben einen Hochschulabschluss – das sind gute Voraussetzungen, um sich in der Arbeitswelt zu etablieren.
Eine grosse Barriere stellt jedoch die Sprache dar. Nur etwa 10 Prozent beherrschen eine Landessprache sehr gut oder können sich mündlich zumindest gut ausdrücken, auch mit dem Englisch hapert es. Der Bund hat den Kantonen pro Person zwar 3000 Franken für Sprachkurse gesprochen. In den Augen der Kantone, Gemeinden und Städte braucht es aber mehr Geld, um die Integration zu beschleunigen. Sie könnten sich vorstellen, dass der Bund in den ersten Jahren höhere Pauschalen entrichtet und den Betrag mit fortschreitender Integration senkt. Eine genaue Summe nennen die Kantone nicht. Zum Vergleich: Für Flüchtlinge und vorläufige Aufgenommene erhalten sie vom Bund eine Integrationspauschale von 18’000 Franken.