Sesselrücken bei Roche: CEO Schwan löst Christoph Franz als Präsidenten ab
Der Basler Pharmakonzern steigerte die Konzernverkäufe in den ersten sechs Monaten des Jahres um 5 Prozent auf 32,3 Milliarden Franken, wie er am Donnerstag mitteilte. Erfreulich für Roche: Das Geschäft ist profitabel. Der Konzerngewinn ist im Vergleich zur Vorjahresperiode um satte 12 Prozent auf 9,2 Milliarden Franken gestiegen.
Zufrieden zeigt sich auch die Konzernspitze:
«Wir haben im ersten Halbjahr gute Ergebnisse erzielt, vor allem wegen der anhaltend starken Nachfrage nach Routinediagnostik und unseren neuen Medikamenten zur Behandlung der Hämophilie, onkologischer und neurologischer Erkrankungen»
… lässt sich Noch-CEO Severin Schwan in der Mitteilung zitieren.
Schwan übernimmt von Franz
Denn: Am Donnerstagmorgen gab Roche auch bekannt, dass der bisherige Konzernchef neuer Verwaltungspräsident werden soll. Geht es nach dem Verwaltungsrat, soll CEO Severin Schwan den bisherigen Präsidenten Christoph Franz beerben. Laut Mitteilung steht dieser im März 2023 nicht mehr für eine Wiederwahl in den Verwaltungsrat zur Verfügung. Franz präsidierte das Gremium während zwölf Jahren.
Dankende Worte für seine Arbeit fanden auch die Roche-Besitzerfamilien. «Christoph Franz hat unser Unternehmen mit seiner strategischen Weitsicht souverän und erfolgreich durch anspruchsvolle Zeiten gesteuert. Er hat einen grossen persönlichen Anteil am anhaltenden Erfolg von Roche,» lässt sich André Hoffmann, Vizepräsident des Verwaltungsrates und Sprecher des Familienpools der Familien Oeri und Hoffmann, in der Mitteilung zitieren.
Hoffmann zeigte sich zufrieden, dass die Nachfolge im Präsidium und beim CEO «aus den eigenen Reihen» gesichert werden konnte. Bereits ernannt hat der Verwaltungsrat auch Schwans Nachfolger. Neuer CEO wird Thomas Schinecker. Der promovierte Molekularbiologe arbeitet bereits seit 2003 für Roche. Nach verschiedenen Führungspositionen im Basler Pharmakonzern übernahm er im August 2019 die Leitung der Division Diagnostika und wurde gleichzeitig Mitglied der Konzernleitung.
Tiefere Nachfrage bei Covid-Tests
Schinecker konnte in dieser Sparte mit guten Zahlen glänzen, wie ein Blick auf die Halbjahreszahlen zeigen. Die Diagnostik-Sparte, zu der beispielsweise auch die Corona-Tests zählen, legte um 11 Prozent auf 9,9 Milliarden Franken zu. Trotz rückläufiger Nachfrage blieben die Covid-Tests ein wichtiger Wachstumstreiber: Das Corona-Portfolio steigerte den Absatz gegenüber dem Vorjahr von 2,5 auf 3,1 Milliarden Franken.
Im dritten Quartal wird die Nachfrage nach Covid-Tests voraussichtlich rückläufig sein, schätzt Roche. Den grössten Beitrag lieferten in der Diagnostik-Sparte indes die Produkte für die Immundiagnostik – vor allem die Tests für Herzkrankheiten.
Weniger Verkäufe bei Biosimilars
Tiefer fiel das Wachstum im Hauptgeschäft aus – der Sparte Pharma. Dort legten die Verkäufe um 3 Prozent auf 22,3 Milliarden Franken zu. Neu eingeführte Medikamente gegen schwere Krankheiten verzeichneten wiederum «ein starkes Wachstum», schreibt Roche.
Der Einfluss der Biosimilars – also biotechnologisch hergestellten Nachahmerprodukte der Konkurrenz – auf die Verkäufe der etablierten Krebsmedikamente habe wie erwartet abgenommen. Der Verkaufsrückgang belief sich auf 1 Milliarde Franken.
Guter Start ins Jahr
Roche war bereits gut ins neue Jahr gestartet: Der Basler Pharmakonzern steigerte die Konzernverkäufe im ersten Quartal des Jahres um 10 Prozent auf 16,4 Milliarden Franken. Dabei legte die Diagnostik-Sparte, zu der auch die Corona-Tests zählen, um 24 Prozent auf 5,3 Milliarden zu. Die Covid-Tests blieben damit auch zum Start ins laufende Geschäftsjahr ein wichtiger Wachstumstreiber: Das Corona-Portfolio steigerte den Absatz gegenüber dem Vorjahr von 1,2 auf 1,9 Milliarden Franken.
Allerdings rechnet Roche nun damit, dass die Verkäufe von Covid-19-Medikamenten und -Diagnostika im laufenden Jahr um 2 auf 5 Milliarden Franken zurück gehen werden.