Das Kondom reicht nicht mehr: Dieser neue Test des Bundes zeigt, ob Sie «Ready!» für Sex sind
Spätestens seit Polo Hofer 1987 «Im Minimum en Gummi drum» gesungen hat, war klar, im Kampf gegen Aids und sexuelle Krankheiten hilft vor allem eines: das Kondom. «Ohne Dings kein Bums», wie ein anderer prägnanter Slogan lautete, war die Devise. Die Kampagnen des Bundes waren immer darauf ausgelegt, dass sich möglichst viele Männer beim Sex ein Kondom überziehen.
Bei der neuesten, am Donnerstag vorgestellten «Love-Life»-Kampagne rückt das Kondom etwas aus dem Fokus. Es bleibt «ein wichtiges Präventionsmittel, steht aber nicht mehr im Zentrum der Kampagne», schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einer Mitteilung. Etwas weniger kompliziert formuliert: Das «Dings» beim «Bums» bleibt schon wichtig, es braucht aber noch weitere «Dings».
So werden Sie «Ready!» für den Sex
Damit gemeint sind «persönliche, risikobasierte Schutz- und Testempfehlungen für die Bevölkerung». Das klingt ein bisschen wie während der Pandemie. Wer es konkreter mag, dem stellt der Bund nun einen «Safer-Sex-Check» zur Verfügung.Das ist ein recht einfacher Online-Fragebogen, der Auskunft gibt, was alles erledigt werden soll, bevor Mann oder Frau «Ready!» (so lautet auch der Titel der neuen Kampagne) zum Geschlechtsverkehr ist.
Neben dem Alter und Geschlecht werden auch Anzahl und Art der sexuellen Kontakte in der Vergangenheit (und in der Zukunft) abgefragt. Ebenso, ob dafür bezahlt wurde und/oder Sexspielzeuge beteiligt waren und ob die befragte Person Drogen konsumiert. Daraus ergeben sich dann Handlungstipps.
Diese gehen von «sprich über Sex in deiner Partnerschaft» über «reinige und desinfiziere Sexspielzeug» bis zu «verwende Handschuhe und Gleitmittel». Bei allen nicht-monogamen Lebensweisen kommt übrigens immer der Tipp: «Benutze ein Kondom» – ohne Dings halt doch kein … Ach, lassen wir das.
Auch Impf- und Testempfehlungen
Neben den teils vermeintlich selbstverständlichen Schutzhinweisen, gibt der Fragebogen auch Auskunft über empfohlene Impfungen und gibt an, wie oft sich die Befragten, auf welche sexuell übertragbaren Krankheiten testen lassen sollten. Auch hier gilt die Faustregel: Je mehr Sexpartner und Sexpartnerinnen eine Person hat, desto mehr soll geimpft und getestet werden. Aber das entlässt alle monogam lebenden Paare nicht aus der Verantwortung: «Zu Beginn einer sexuell exklusiven Partnerschaft sind Tests auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonorrhoe empfohlen», so das BAG.
Die «Ready!»-Kampagne soll ihren Teil dazu beitragen, «dass es bis 2030 in der Schweiz zu keinen neuen Übertragungen von HIV sowie des Hepatitis B- und C-Virus mehr kommen soll», wie das BAG schreibt. Auch die Ansteckungen mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen sollen sinken. Während HIV- und Hepatitis-Fälle in den letzten Jahren deutlich abgenommen haben, stellt das BAG sowohl für Gonorrhoe als auch Chlamydien «eine zunehmende Anzahl Infektionen» fest.
Sexuelle Gesundheit soll generell verbessert werden
Immerhin: Gemessen an der Gesamtzahl der getesteten Personen sind die Zahlen über die letzten fünf Jahre jedoch stabil geblieben. «Das heisst, dass die zunehmende Anzahl Infektionen vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich immer mehr Personen immer häufiger testen lassen», schreibt das BAG.
Gerade hier wolle der Bund mit der Kampagne ansetzen. Durch sie sollen die «Handlungspfeiler Information und Sensibilisierung» gestärkt werden. Ziel sei es, «die sexuelle Gesundheit der Bevölkerung insgesamt zu verbessern.» Was für einen einprägsamen Refrain Polo Hofer daraus gebastelt hätte, erfahren wir leider nicht mehr. Aber falls das BAG noch auf der Suche nach einem Song für die Kampagne wäre, hätten wir hier einen Tipp: «Besch ready für die Liebi vo mer?» von den Mundart-Überfliegern Hecht.