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Schweizer Freiheitstrychler verging sich in Österreich an Buben – verurteilt

Er wollte die Freiheitstrychler-Bewegung in Österreich aufbauen und lockte Buben in sein Hotelzimmer. Dort missbrauchte der Schweizer die Minderjährigen und stellte Pornos her. Im Januar 2023 wird ihm in Österreich der Prozess gemacht. Gemäss einem Gutachten leide er an einer paranoiden Schizophrenie mit ausgeprägter Wahnbildung und sei somit schuldunfähig.

Ende März letzten Jahres geisterte ein Hilferuf durch die Kommunikationskanäle der Corona-Massnahmenkritiker: Darin suchte ein Österreicher nach einem jungen Schweizer, denn dieser war scheinbar vom Erdboden verschluckt worden. Das angehängte Foto zeigt einen «jungen Mann Anfang 20 im weissen Trychlerhemd sowie einen Wohnwagen mit Schweizer Kennzeichen».

Doch der Mann ist nicht verschwunden, sondern war von der österreichischen Polizei festgenommen worden. Er hatte mehrere Buben in sein Hotelzimmer gelockt, dort sexuell missbraucht und Kinderpornografie hergestellt.

Der «Tages-Anzeiger» hat dazu eine längere Recherche veröffentlicht. Laut den Exponenten der Freiheitstrychler haben die Taten nichts mit ihnen zu tun.

Sexuelle Übergriffe können in den unterschiedlichsten Kontexten stattfinden. Hilfe im Verdachtsfall oder bei erlebter sexueller Gewalt bieten etwa die kantonalen Opferhilfestellen oder die Frauenberatung sexuelle Gewalt. Für Jugendliche oder in der Kindheit sexuell ausgebeutete Erwachsene gibt es die Stelle Castagna. Betroffene Männer können sich an das Männerbüro Zürich oder an den Verein Zwüschehalt wenden.

Karriere als Freiheitstrychler

Der verurteilte Schweizer tauchte bereits im Frühling 2021 auf dem Radar der Polizei auf – allerdings nicht wegen seiner pädophilen Taten, sondern wegen seines Engagements in der massnahmenkritischen Szene, so der «Tages-Anzeiger».

Seine Karriere als Massnahmenkritiker habe im Frühling 2021 begonnen, als er bei einer Demonstration in Altdorf «allein im Kapuzenpulli den Trychlern hinterherzottelte» und von der Polizei eine Ladung Reizgas ins Gesicht bekommt, schreibt der «Tages-Anzeiger». Zwei Wochen später habe er zum ersten Mal selbst als Freiheitstrychler an einer Demonstration teilgenommen.

Aufgrund seiner Teilnahme an illegalen Demonstrationen wurde er mehrfach von der Polizei angezeigt. «Er hielt sich nicht an die Spielregeln», erzählt ein ehemaliger Freiheitstrychler, gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Irgendwann wird er von Andy Benz, einem Mitbegründer der Freiheitstrychler-Bewegung, nach Österreich entsandt, um dort einen Ableger der Freiheitstrychler aufzubauen. Dort meldet sich kurz nach seiner Ankunft eine Mutter bei der Polizei, da ihr Kind «auffällig viel Zeit» mit dem Schweizer verbringe. Der Schweizer wird daraufhin festgenommen.

Missbrauch und Kinderpornografie

Im Januar 2023 wird ihm in Krems an der Donau in Österreich der Prozess gemacht. Die Anklageschrift ist erdrückend: Neben dem Zwölfjährigen, dessen Mutter den Fall ins Rollen brachte, habe er drei weitere Buben schwer missbraucht – das jüngste Opfer war erst zehn. Zudem seien Hunderte Dateien mit pornografischen Inhalten mit Acht- bis Zwölfjährigen auf seinem Laptop und seinen Handys gefunden worden. Auch habe er heimlich auf Schultoiletten Buben gefilmt, so die Staatsanwältin gemäss «Tages-Anzeiger».

Das Gericht schickt den Schweizer aber nichts ins Gefängnis. Denn er leide gemäss einem Gutachten an einer paranoiden Schizophrenie mit ausgeprägter Wahnbildung. Er sei somit schuldunfähig. Der Mann wurde bereits vor seiner Zeit als Trychler in der Schweiz von Psychiater Andreas Frei wegen seiner Schizophrenie behandelt.

Das Gericht verlangt eine zehnjährige Probezeit mit regelmässigem Nachweis einer Depotmedikation und eine Psychotherapie sowie die Vermeidung des Kontakts mit Kindern und Jugendlichen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Er kann auf eigenen Wunsch in der Schweiz therapiert werden.

Der Fall habe «nichts mit den Freiheitstrychlern zu tun»

Die Missbräuche hätten nichts mit seinen Trychler-Aktivitäten zu tun, hielt das Gericht fest. Sein Psychiater, Andreas Frei, ist sich dem nicht ganz so sicher. Im «Tages-Anzeiger» sagt er: «Es ist anzunehmen, dass Verschwörungs­theoretiker ein latentes Wahnsystem bekräftigen und ausbauen können.»

Gegenüber der Zeitung äussert sich der Anwalt von Andy Benz zum Vorfall. Der Fall habe «nichts mit den Freiheitstrychlern zu tun». Er sei privat begangen worden.