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Auf Spaziergängen verfolgt und mit dem Tod bedroht: Nach Glarner-Post schaltet Grossrätin Brem-Ingold nun Polizei ein

Nach einem Shitstorm erhält die Mitte-Grossrätin Rita Brem-Ingold aus Oberwil-Lieli Hassnachrichten auf allen Kanälen. Ins Rollen gebracht hat das Andreas Glarner.

«Ich weiss nicht, weshalb ich Herrn Glarner ein Dorn im Auge bin», sagte Rita Brem-Ingold vor zwei Wochengegenüber unserer Zeitung. Nationalrat und SVP-Aargau-Präsident Andreas Glarner hatte die Mitte-Grossrätin und Gemeinderätin Anfang Oktober auf X und in einem Inserat im «Wochenfalter» an den Pranger gestellt. Sie hatte in der vergangenen Legislatur bei zwei Geschäften im Grossen Rat die Meinung der linken Mehrheit bezogen, was Glarner als «Etikettenschwindel» bezeichnete. Das löste einen Shitstorm gegen Brem-Ingold aus.

Die Grossrätin nahm die Sache damals eher entspannt. Wenn man in der Öffentlichkeit stehe, müsse man mit Kritik umgehen können, sagte sie. Nun hat sich die Situation aber zugespitzt,wie das SRF Regionaljournal Aargau Solothurn berichtet: Nach ihrer Wiederwahl am Sonntag blieb Brem-Ingold zu Hause in Oberwil-Lieli, statt mit ihren Parteikolleginnen und Parteikollegen anzustossen. Die Polizei sagte, es sei besser so.

Seit dem Glarner-Post auf X ist das Leben Brem-Ingolds ein anderes. Sie erhält auf allen Kanälen Hassnachrichten und wird gar mit dem Tod bedroht. Sie fühle sich nun unwohl Zuhause, sagt sie gegenüber SRF. Würden ihre Kinder noch bei ihr wohnen, sähe sie sich gezwungen, ihr Amt für deren Sicherheit niederzulegen.

Auf Spaziergängen mit ihrem Hund sei sie schon verfolgt worden, sagt Brem-Ingold. «Das gipfelte darin, dass mir eines Morgens eine Person begegnete und sagte, dass mein Grab schon geschaufelt sei und ich nächstens tot sein werde.» Daraufhin verständigte sie die Polizei.

Polizei patrouilliert nun um ihr Zuhause

Die Kantonspolizei Aargau bestätigt auf Anfrage des SRF, dass eine Anzeige eingegangen sei. Sie habe mit Brem-Ingold abgeklärt, was sie zu ihrem Schutz machen kann. Zum Beispiel patrouilliert sie nun um ihr Zuhause.

Andreas Glarner verurteilt auf Anfrage des SRF «das Verhalten gewisser Menschen», sieht sich aber nicht als mitschuldig. Ihm sei es lediglich darum gegangen, Transparenz über Brem-Ingolds Abstimmungsverhalten zu schaffen.

Brem-Ingold kontert: Von einem gescheiten Politiker erwarte sie, dass er abschätzen könne, was ein solcher Post auslöst. Und sie äussert Bedenken über eine Entwicklung, die sie an US-amerikanische Verhältnisse erinnere: «Ich will nicht, dass es in der Politik so weitergeht – dass wir Polizeischutz brauchen und uns nicht mehr getrauen, rauszugehen. Das ist nicht unsere Schweiz.» (lil)