Atommüll soll in Würenlingen für die Endlagerung verpackt werden – der Kanton hat Fragen zum Transport
Seit mehr als zwanzig Jahren werden im Zwischenlager (Zwilag) in Würenlingen die radioaktiven Abfälle aus den Schweizer Atomkraftwerken, aber auch aus Medizin, Industrie und Forschung verarbeitet. Die Anlage wurde im Jahr 2001 in Betrieb genommen, seither sammeln sich dort immer mehr Behälter mit Atommüll an. Hoch radioaktive Abfälle und die ausgedienten Brennelemente sind in bis zu 140 Tonnen schwere Transport- und Lagerbehälter aus Stahl verpackt.
Leicht strahlendes Material wird in einem Plasmaofen bei hohen Temperaturen zersetzt, geschmolzen und in Glasmasse eingegossen. Die Radioaktivität werde so nicht verringert, das Volumen der Abfälle aber kleiner und die Endlagerfähigkeit besser, heisst es auf der Website des Zwischenlagers. Wie lange die Behälter in Würenlingen bleiben, ist derzeit offen, aber der Standort soll auch künftig eine wichtige Rolle im Umgang mit dem Schweizer Atommüll spielen.
Nagra reicht beim Bund zwei Gesuche ein
Dies zeigt sich in den Rahmenbewilligungsgesuchen für das Endlager und die Brennelement-Verpackungsanlage, welche die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am Dienstag beim Bundesamt für Energie eingereicht hat. Wie im September 2022 angekündigt, will die Nagra das Tiefenlager im Standortgebiet Nördlich Lägern im Kanton Zürich erstellen. Die Verpackung des Atommülls soll auf dem Gelände des bestehenden Zwischenlagers in Würenlingen passieren.
Bis im Frühling 2025 überprüfen die zuständigen Stellen des Bundes, ob alle gesetzlich geforderten Unterlagen eingereicht wurden. Erst wenn diese vollständig sind, würden die Rahmenbewilligungsgesuche veröffentlicht, heisst es in einer Mitteilung des Bundesamts für Energie. Ab diesem Zeitpunkt beginne die eingehende inhaltliche Prüfung der Gesuche durch die Behörden. Der Ausschuss der Standortkantone Zürich, Aargau und Schaffhausen nimmt die Einreichung der Rahmenbewilligungsgesuche laut einer Mitteilung zur Kenntnis.
Die Sicherheit für Mensch und Umwelt habe oberste Priorität, heisst es weiter. Die Rahmenbewilligungsgesuche, die auf 200 wissenschaftlichen Berichten basieren, würden von der unabhängigen Kantonalen Expertengruppe Sicherheit in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Sicherheit Kantone gründlich und sorgfältig geprüft. Die Standortkantone wollen ihre Stellungnahmen massgeblich auf diese sicherheitstechnische Beurteilung stützen und im Herbst 2027 einreichen.
Aargau hat Fragen zum Transport des Atommülls
Giovanni Leardini, Sprecher des zuständigen Departements Bau, Verkehr und Umwelt, verweist auf Anfrage der AZ auf eine Mitteilung der Regierung aus dem Herbst 2022. Damals hiess es, die Argumentation für Würenlingen als Standort für die Verpackungsanlagen sei nachvollziehbar. Weil dort heute schon ein Zwischenlager steht, ergeben sich Synergien, dazu kommt die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen. Zusammen mit der Minimierung sicherheitsrelevanter Schritte im Prozess seien dies nachvollziehbare Kriterien.
Die Einordnung ins Gesamtprojekt aufgrund sicherheitsbasierter Kriterien müsse bis zum Rahmenbewilligungsgesuch aber noch detaillierter erarbeitet werden, forderte der Regierungsrat damals. Ob dies gelungen ist, wird sich erst bei der Prüfung der Unterlagen ab Frühling 2025 zeigen. Noch offene Punkte in Bezug auf den Transport der verpackten Brennelemente müssten ebenfalls vertieft untersucht werden, hielt die Aargauer Regierung vor zwei Jahren fest.
Schliesslich hiess es in der Mitteilung des Kantons, das bestehende Zwischenlager und die Verpackungsanlagen seien temporäre Anlagen, die wieder zurückgebaut werden. Angaben über die genauen Zeiträume fehlten aber noch weitestgehend. Für das weitere Vorgehen müssen laut dem Regierungsrat auch die Planungshorizonte konkretisiert werden.