Neues Aargauer Polizeigebäude: Die Baugrube ist schon ausgehoben – ob der 65-Millionen-Kredit reicht, weiss heute aber niemand
Zusammenrücken lautet das Motto: Das sagte Finanzdirektor Markus Dieth, dessen Departement auch für die kantonalen Bauten zuständig ist, am Dienstag beim Spatenstich für das neue Polizeigebäude in der Aarauer Telli. Der Grundsatz gilt nicht nur für das verdichtete Bauen in der Raumplanung, sondern auch für die Strafverfolgung im Aargau. Das neue Gebäude, das 65 Millionen Franken kosten und im Sommer 2025 bezogen werden soll, bietet Platz für Kantonspolizei und kantonale Staatsanwaltschaft.
Der Planungsprozess begann vor rund zehn Jahren, im August 2021 genehmigte der Grosse Rat den Baukredit mit 137 zu 1 Stimmen. Ob die 64,9 Millionen Franken reichen werden, wisse heute noch niemand, sagte Urs Heimgartner, Leiter Immobilien Aargau, auf Nachfrage der AZ. Die Bauteuerung, die sich seit Frühling auf rund 30 Prozent belaufe, Rohstoffmangel und Lieferschwierigkeiten könnten zu höheren Kosten führen.
Minergie-P-ECO, nachhaltiges Bauen, Solaranlage auf dem Dach
Man versuche mit verschiedenen Optimierungen – unter anderem einem vorgezogenen Baustart und frühzeitigen Auftragsvergaben – die Kosten so gut wie möglich im Griff zu behalten, sagte Heimgartner. Und er lobte die Baufirmen, die nicht einfach 30 Prozent höher offerierten, sondern sehr faire Angebote machten. Dennoch könnte ein Nachtragskredit nötig werden, über den der Grosse Rat entscheiden müsste.
Das neue Polizeigebäude wird laut Markus Dieth nach den neusten energetischen und ökologischen Standards gebaut.
Es erfüllt die Anforderungen nach Minergie-P-ECO Standard und dem Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz.
Mit der Solaranlage auf dem Dach verfügt es über eine eigene Stromquelle und kann einen Teil der Energie selber erzeugen.
Wegen ihrer guten ökologischen Eigenschaften werden Holz und Recyclingbeton als Baumaterialien wo immer möglich integriert.
Innendirektor Dieter Egli verspricht sich einen Schub für die Sicherheit
Das neue Gebäude sei nötig, weil sich die Zahl der Polizistinnen und Polizisten stetig erhöhe, sagte Innendirektor Dieter Egli. Im Aargau ist die Grösse des Korps an die Bevölkerungszahl gekoppelt – auf 700 Einwohnerinnen ist ein Polizist vorgeschrieben.
Der Neubau werde für die Sicherheit im Kanton einen markanten Schub bringen, sagte Egli weiter. «Hier werden in etwa drei Jahren 162 Mitarbeitende von Kantonspolizei und kantonaler Staatsanwaltschaft zusammen am gleichen Ort arbeiten, statt wie bisher über das Stadtgebiet von Aarau und die Region verteilt.»
Die Konzentration an einem Ort werde die Arbeit der Aargauer Strafverfolgungsbehörden effizienter und besser machen, führte Egli aus. Polizistinnen und Staatsanwälte könnten sich künftig viel schneller und einfacher untereinander austauschen. Dies wiederum komme der ganzen Bevölkerung im Aargau zugute. «Denn gerade bei Fahndung und Ermittlungsarbeit ist schneller Informationsaustausch extrem wichtig», betonte Regierungsrat Egli.
Polizeikommandant Michael Leupold sieht einen Meilenstein erreicht
Polizeikommandant Michael Leupold sprach von einem Meilenstein, der mit dem Spatenstich erreicht werde. Natürlich finde ein wichtiger Teil der Polizeiarbeit draussen statt, wenn es um die Spurensuche am Tatort oder Ermittlungen vor Ort gehe. Aber die Auswertung der Spuren müsse in einem möglichst modernen Labor passieren, «um unseren Kollegen der Staatsanwaltschaft einen Sachbeweis in die Hand zu geben, der vor Gericht verwendet werden kann», betonte Leupold.
Darum würden für die Kriminaltechnik neue Labors gebaut, welche die bald 40-jährige bisherige Infrastruktur ablösten. Auch die Trainingseinrichtungen für die sicherheitspolizeiliche Ausbildung – wie Schiesskeller oder Schiesskino – würden mit dem Bau endlich erneuert.
Auch die digitale Forensik – gegen Cyberkriminalität – kommt ins Telli
Der grosse Mehrwert des Projekts sei die Konzentration von Polizisten, Ermittlerinnen, Staatsanwälten, Notrufzentrale und Polizeikommando an einem Ort. So habe man künftig alle Player beisammen, «die für einen erfolgreichen Polizeieinsatz und eine effiziente Strafverfolgung entscheidend sind», sagte der Polizeikommandant. Bei komplexen Fällen sei es wichtig, rasch zusammenzusitzen, um die Spurenlage anzuschauen, die Lage zu beurteilen und weitere Massnahmen zu ergreifen.
Wichtig sei auch, dass die digitale Forensik der Kantonspolizei künftig im neuen Gebäude im Telli angesiedelt sei. «Das ist auch für die kantonale Staatsanwaltschaft entscheidend, die sich mit der Cyberkriminalität beschäftigt», erläuterte der Polizeikommandant.