Sehbehinderte wehren sich gegen Abschaltung von Strassenlaternen
Rund 400’000 Menschen in der Schweiz leben mit einer Sehbehinderung. Sie sind zwar nicht ganz blind, in ihrem Sehen aber deutlich eingeschränkt. Für sie hätten die Pläne vieler Gemeinden, die Strassenbeleuchtung zu reduzieren oder gar abzuschalten, Folgen: «Ihre Sicherheit wäre akut gefährdet», warnt der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) am Donnerstag in einer Mitteilung.
Der SBV appelliert darin an die Behörden, die Strassenbeleuchtung auch im kommenden Winter unverändert beizubehalten. Der Schweizerische Städteverband wird aufgefordert, eine entsprechende Empfehlung von der Liste möglicher Energiesparmassnahmen zu streichen. Bereits eine geringe Reduktion der Lichtintensität würde die Orientierung von Menschen mit geringer Sehkraft stark einschränken, heisst es.
Auch Frauen und Alte leiden unter dunklen Strassen
Die Idee, den Stromverbrauch durch eine Reduktion der öffentlichen Beleuchtung zu reduzieren, macht nicht nur Sehbehinderten Sorgen. Prominent äusserte sich bereits im August SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer: Das Ausschalten der Strassenbeleuchtung werde es Frauen noch mehr erschweren, mit einem sicheren Gefühl nachts nach Hause zu gehen, kritisierte sie einen entsprechenden Vorschlag ihres Nationalratskollegen Bastien Girod (Grüne/ZH).
Und am Dienstag forderte die Urner Mitte-Ständerätin Heidi Z’graggen Empfehlungen vom Bundesrat, wie das Sicherheitsempfinden erhöht werden könne. «Die Helligkeit trägt sehr viel zum Sicherheitsempfinden bei – insbesondere von Frauen und vielleicht auch von älteren Menschen», sagte sie gegenüber SRF.
Der Zürcher Stadtrat hat bereits im September entschieden, die Strassenbeleuchtung nicht abzustellen. Diese komme aus Gründen der Sicherheit und der technischen Machbarkeit nicht in Frage. (wap)