
Odermatt zeigt den jungen Schweizern den Meister – aber ein Italiener crasht die Party
Dominik Paris crasht die Schweizer Party in Kvitfjell und sagt: «Das tut mir leid. Aber für mich ist es gut.» Der Italiener hat schwierige Monate hinter sich, während die Schweizer Abfahrer derzeit quasi von einer Wolke zur nächsten schweben. Wäre Paris nicht gewesen, es hätte einen Schweizer Vierfachsieg gegeben. Aber auch so war es erneut eine Demonstration der Stärke. Wobei Marco Odermatt seinen Herausfordern den Meister zeigte.
Odermatt verlor nur 32 Hundertstel und wurde Zweiter. Damit baut der Nidwaldner seine Führung in der Abfahrtswertung bei zwei verbleibenden Rennen auf 103 Punkte aus – und das auf einer Piste, die im bisher nie lag. Der 27-Jährige sagte im TV-Interview: «Im Vorfeld hatten die meisten auf Franjo getippt. Ich habe aber gewusst, dass ich auf solchem Gelände riesige Fortschritte gemacht habe und es ihm nicht leicht machen werde.»
Franjo von Allmen wurde Vierter, geschlagen auch noch von Stefan Rogentin auf Rang drei, hinter von Allmen fuhr Alexis Monney auf Platz 5. Seinen zweiten Rang in der Abfahrtswertung konnte der 23-Jährige allerdings verteidigen. Er habe, sagte von Allmen, im Vorfeld schon ein paar Mal an den Kampf um die Kristallkugel gedacht. Diese Ausgangslage ist neu für ihn. Während Odermatt, in den vergangnen Jahren quasi der Mann der Kugeln, cool blieb, passierte dem Berner im Rennen prompt ein Fehler. Einen Sprung fuhr er komplett falsch an und konnte einen Sturz nur knapp verhindern.
Kristoffersen hat nur noch theoretische Chancen
Apropos Kugeln: Odermatts vierter Sieg im Gesamtweltcup in Serie steht nun so gut wie fest. Neu führt er mit 440 Punkten Vorsprung auf Henrik Kristoffersen. Der Norweger fuhr in dieser Saison nur technische Rennen und hat somit nur noch die Chance, 400 Punkte zu gewinnen. Zwar könnte der 30-Jährige am Weltcupfinale in den USA auch im Super-G oder in der Abfahrt starten. Wirklich erfolgversprechend wäre das allerdings nicht.
Damit zurück zu Dominik Paris. Als der Italiener zu Beginn der Saison überhaupt nicht zurecht kam und selbst in Bormio nur 31. wurde – auf einer Piste, die als sein Wohnzimmer bezeichnet wird, weil er dort schon sechs Mal eine Abfahrt für sich entscheiden konnte -, wurde er von einigen schon abgeschrieben. Der 35-Jährige habe, so hiess es da und dort, seinen Abgang verpasst. Er selbst blieb pragmatischer und sagte: «Alt wird jeder. Ich hoffe, mir gelingt es, besser in den Rennmodus zu kommen. Sonst wird es eine schwierige Saison.» Das war im Januar vor den Rennen in Wengen.
Paris zieht mit Peter Müller gleich
Zwei Monate später steht Paris als Sieger der ersten Abfahrt in Kvitfjell, dem Nachholrennen für die abgesagte Abfahrt von Garmisch, im Ziel und sagt: «In Wengen habe ich verstanden, was es braucht.» Der Südtiroler wurde am Lauberhorn Fünfter im Super-G und Vierter in der Abfahrt. Es war der Turnaround. Seither funktioniert es wieder. In der WM-Abfahrt in Saalbach wurde er Vierter. Direkt im Anschluss stand er im Weltcup-Super-G von Crans-Montana erstmals in dieser Saison auf dem Podest.
Paris hat es allen Kritikern gezeiget. Und vor allem sich selbst. Er habe schon gespürt, dass nicht viel fehle. Am Ende waren es Kleinigkeiten am Setup, die verändert wurden, und vor allem viele Pistenkilometer, die er zurücklegte. «So kam das Vertrauen zurück», sagt er. Mit seinem vierten Abfahrtssieg in Kvitfjell baut er nicht nur diesen Rekord weiter aus. Mit seinem 19. Weltcupsieg in dieser Disziplin rückt Paris in der ewigen Bestenliste zu Peter Müller Rang auf. Nur Franz Klammer (25) hat mehr.