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Typisch Meillard: Der Schweizer verschenkt den Sieg und ärgert sich

Im Slalom von Kranjska Gora verpasst Loïc Meillard trotz Führung nach dem ersten Lauf das Podest. Und es bewahrheitet sich einmal mehr: es fehlt der Killerinstinkt. Zumindest wenn es schwierig wird.

Mittlerweile tut einem Loïc Meillard schon fast ein bisschen leid. Und er weiss es ja vermutlich selbst: Er hat es wieder einmal vergeigt. Zwar verpasste er das Podest im Slalom von Kranjska Gora nur um eine mickrige Hundertstelsekunde und wurde am Ende Vierter. Es war also beileibe kein schlechter Auftritt. Nur hat er eben wieder nicht gewonnen. Und dies, obwohl Meillard als Führender in den zweiten Durchgang ging.

Typisch Meillard! Sagen wir. Und er sagt: «Es ist nicht das erste Mal, dass mir das passiert.» Der 28-Jährige hatte sich viel Zeit genommen, bis er zum TV-Interview erschien. Der Frust sass tief. Verständlich. Denn es hatte sich wieder einmal bewahrheitet, was ihm seit Jahren vorgeworfen wird: es fehlt der Killerinstinkt. Die Fähigkeit, All-in zu gehen, wenn es nicht so spielerisch läuft wie auf der einfach zu befahrenen WM-Piste in Saalbach.

Dort wurde Meillard vor zwei Wochen Weltmeister im Slalom. Weil er so fahren konnte, wie er sich vor zwei Jahren in Sölden selbst beschrieb: im Skilehrer-Stil. In diesen Momenten, auf einer perfekt präparierten Piste, kann der Neuenburger beweisen, dass er zu Recht von den Trainern als technisch bester Skifahrer der Welt bezeichnet wird. Sein ehemaliger Trainer Helmut Krug sagte dazu vor zwei Jahren stellvertretend: «Loïc ist technisch besser als Odermatt. Aber Marco ist der bessere Wettkämpfer.»

Ein Kampf mit den tiefen Furchen

Einen solchen hätte es am Sonntag gebraucht. Die Piste in Kranjska Gora litt bei frühlingshaften Bedingungen mit jedem Läufer mehr. Und als die Besten des ersten Laufs ihre Aufgabe im zweiten Durchgang in Angriff nahmen, war aus dem Skifahren längst ein Skiarbeiten geworden. Ein Kampf mit den tiefen Furchen, der so gar nichts Ästhetisches mehr hatte.

Terrain für einen Mann wie Henrik Kristoffersen. Der verbissene Norweger ist quasi der Inbegriff eines Wettkämpfers. Einer, der seine Edeltechnik auch einmal vergessen kann und den Ski brachial in den Schnee setzt. Und so gewann Kristoffersen nach dem Riesenslalom im Samstag auch den Slalom am Sonntag. 62 Hundertstelsekunden war er im ersten Lauf langsamer gefahren als Meillard. Doch diesen Rückstand arbeitete er weg. Am Ende war Kristoffersen 0,24 Sekunden schneller als der Schweizer.

Den Platz auf dem Podest teilte sich Kristoffersen mit Timon Haugan auf Rang zwei und mit Manuel Feller auf Platz drei. Feller, der den ersten Lauf zeitgleich mit Kristoffersen auf Rang sechs beendete, schob sich ebenfalls noch vor Meillard – und vor Tanguy Nef. Der 28-Jährige lag nach dem ersten Lauf auf Rang drei, fiel in der Entscheidung aber noch auf Rang fünf zurück. Anders als Meillard konnte Nef damit leben. Er stand im Weltcup noch nie auf dem Podest, bekam in Slowenien aber eine weitere Bestätigung, dass der Weg zu dieser Premiere nicht mehr allzu weit ist.

Und Meillard? Der bleibt bei vier Weltcup-Siegen stehen. Und er stand somit auch an diesem Wochenende im Schatten von Marco Odermatt. Der Nidwaldner hatte am Samstag zwar ebenfalls nicht gewonnen. Aber immerhin Rang drei belegt. Wirklich glücklich war aber auch Odermatt nicht. Im Ziel schlug er mit dem Stock auf die Bande. Später sagte er: «Es geht einfach nicht mehr gleich leicht und automatisch wie letztes Jahr.»

Kristoffersen rückt näher an Odermatt heran

Odermatt ist nicht mehr der Überskifahrer, nicht mehr der Unbesiegbare. Zumindest nicht mehr immer. Und das öffnet Türen. Auch im Kampf um die Kristallkugeln. Mit seinem Sieg kam Kristoffersen im Riesenslalom-Weltcup bis auf 41 Punkte an den Schweizer heran. Odermatt sagte: «Es hat der Falsche gewonnen. Aber es war klar, dass es auf das Duell mit Henrik hinausläuft.» Noch zwei Riesenslaloms stehen auf dem Programm.

Auch im Gesamtweltcup rückt Kristoffersen mit seinen zwei Siegen näher an Odermatt heran. Doch nach wie vor 360 Punkte Vorsprung sprechen für den Schweizer. Zumal Kristoffersen nur noch je zwei Slaloms und Riesenslaloms bleiben, um aufzuholen. Dafür sieht es für den Norweger in der Slalom-Wertung gut aus. Neu führt er 77 Punkte vor dem Franzosen Clément Noël und 102 vor Meillard. Kristoffersen sagt: «Die Kugeln sind mir nicht so wichtig. Die grösste Freude ist es, Rennen zu gewinnen.»

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