Holdener ist zurück unter den Besten und kritisiert sich gleich selbst – Rast realisiert endlich erstes Weltcup-Podest
Letzte Woche kämpfte Wendy Holdener noch mit gröberen Schwierigkeiten. Es war ihre Rückkehr nach langer Verletzungspause. Sie konnte sich kaum fokussieren, verspürte eine innere Unruhe. Verständlich, kam Holdener doch aus einer fast einjährigen Pause, nachdem sie sich im letzten Winter eine Schienbeinfraktur zuzog und im Februar dieses Jahres auch noch ihr Bruder und langjähriger Manager Kevin aufgrund eines Krebsleidens verstarb. Das Endergebnis: ein 18. Rang. Gar nicht im Sinne ihrer Ambition, die sie im Oktober äusserte: «Ich will im Slalom wieder um den Sieg mitfahren.»
Ganz verschwunden waren die Nervosität und Unruhe in Gurgl nicht, aber Holdener schien sie deutlich besser in den Griff bekommen zu haben. Der zweite Zwischenrang und der vierte Schlussrang bestätigten dies. Trotzdem äusserte sich die 31-Jährige etwas genervt über ihre eigene Leistung: «Ich habe zu viele Fehler im zweiten Durchgang gemacht», sagte Holdener. «Innerlich nervt es mich schon ein wenig, dass ich nach diesem ersten Lauf schliesslich nur Vierte wurde.»
Eine Aussage, die etwas an die alte Wendy Holdener erinnerte. Und sie zeigt: Holdener ist wieder konkurrenzfähig. Neben der scharfen Kritik an sich selbst fand sie nach dem Rennen aber auch ein paar positive Gedanken: «Ich habe versucht, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es war wichtig, die Nervosität abzulegen. Deswegen muss ich die vielen guten Sachen von heute in die Zukunft mitnehmen.»
Rast mit erstem Weltcup-Podest
Sie weiss, dass sie gut Skifahren kann. Und sie weiss auch, was es braucht, um gute Resultate zu erzielen: Das richtige Timing und ein bisschen Glück. Das zumindest behauptete Camille Rast vor dem Slalom im österreichischen Gurgl. Das richtige Timing fand die Walliserin am Samstag allemal – und auch das Quäntchen Glück schien sie bekommen zu haben. Denn Rast realisierte ihr erstes Weltcup-Podest und erreichte sogleich ihr selbstgenanntes Saisonziel im erst zweiten Rennen.
Bereits vergangene Woche liebäugelte Rast mit einem Platz auf dem Siegerinnentreppchen: In Levi fuhr die 25-Jährige auf den fünften Rang und untermauerte damit ihre Ansprüche, auch in Zukunft unter den besten Athletinnen im Slalom mitzumischen.
Lara Colturi, die das Rennen auf dem zweiten Platz beendete, liess Rasts Puls kurz vor Rennende noch einmal ansteigen: die 18-jährige Albanerin, die am Samstag wie Rast ebenfalls zum ersten Mal auf dem Weltcup-Podest stand, fuhr zwei Hundertstel vor der Walliserin ins Ziel und übernahm damit die zwischenzeitliche Führung – während Wendy Holdener und Mikaela Shiffrin noch im Starthaus standen. Das grosse Zittern begann.
«Lara fuhr so knapp vor mich, dass ich dachte, ich verpasse das Podest schon wieder so knapp», sagte Rast nach dem Rennen und fügte an: «Endlich! Es kamen so viele Fragen, wann endlich mein erstes Podest kommt. Es fühlt sich fast nicht wahr an, hier zu stehen.»
Shiffrin überragt alle
Auch in Gurgl führte wieder einmal kein Weg an Mikaela Shiffrin vorbei. Die Amerikanerin realisierte mit über einer halben Sekunde Vorsprung ihren 99. Weltcup-Sieg und könnte damit am nächsten Wochenende vor heimischem Publikum in Killington ihren 100. Weltcup-Sieg realisieren. Vorausgesetzt, Holdener und Rast haben dagegen nichts einzuwenden.