Odermatt zum Hirscher-Comeback: «Eigentlich kann ich in diesem Duell nur verlieren»
Nicht selten wurde in den vergangenen drei Wintern aufgrund der erdrückenden Dominanz von Marco Odermatt im Ski-Weltcup darüber sinniert und diskutiert, ob der Nidwaldner auch zu Zeiten Marcel Hirschers so erfolgreich hätte sein können.
Oder andersrum: Ob Hirscher seine acht Gesamtweltcupsiege in Folge ebenfalls hätte realisieren können, wenn er zu «seiner» Zeit die Weltcupbühne mit Odermatt hätte teilen müssen.
Antworten auf diese Fragen wird es auch in der kommenden Saison nicht geben. Zu deutlich haben sich die Vorzeichen geändert. Mittlerweile ist klar:Hirscher gibt nächste Saison sein Comeback.Doch trotzdem ist die Vorstellung eines Duells zwischen Hirscher und Odermatt nach wie vor faszinierend – auch für den Schweizer Skistar selbst, wie er gegenüber demBlicksagt: «Ich finde es richtig cool, dass Hirscher zurückkommt. Für das internationale Ansehen des Skisports ist das fantastisch, zumal Marcel künftig für Holland fahren wird.»
Odermatt weiss aber auch, dass die ganze Skiwelt das Duell zwischen ihm und seinem Vorgänger in der Rolle als Weltcupdominator mit maximaler Aufmerksamkeit verfolgen wird – und, dass der grössere Druck bei ihm liegt. Er sagt: «Eigentlich kann ich in diesem Duell nur verlieren.»
Odermatt sagt, mit Hirscher sei zu rechnen
Denn: In den letzten Jahren sei die Frage, wer der grössere Rennfahrer der beiden sei, unzählige Male gestellt worden. Der dreifache Gesamtweltcupsieger ist sich bewusst: «Wenn ich in der besten Phase meiner Karriere langsamer sein sollte als Marcel, der aus der Ski-Pension zurückkommt, würde die Antwort auf diese Frage definitiv nicht zu meinen Gunsten ausfallen.»
Mit Spannung erwartet wird vor allem das Wiedersehen der beiden Ausnahmeathleten im Riesenslalom. Dort war Hirscher während seiner (ersten) Aktivzeit jahrelang die Nummer 1, doch in die Dominanzdimensionen Odermatts in den vergangenen zwei Wintern stiess selbst die österreichische Ikone nicht vor.
Ob Hirscher, mittlerweile 35 Jahre alt, nochmals sein Spitzenniveau erreichen kann, ist ebenso unklar, wie die Antwort auf die Frage, ob er auf Toplevel in der Lage wäre, Odermatt das Wasser zu reichen.
Für den Nidwaldner ist klar, dass mit Hirscher zu rechnen ist. Er habe schliesslich auch nach seiner Karriere weitertrainiert, zahlreiche Läufe absolviert, um seine eigene Skimarke Van Deer zu entwickeln.
Odermatt: «Marcel hat in den letzten Jahren mit dem von ihm entwickelten Van-Deer-Ski unzählige Testläufe und Trainingsvergleiche mit Henrik Kristoffersen absolviert. Er hat sehr wahrscheinlich mehr gewinnbringende Trainings-Feedbacks erhalten als ich, weil er im Gegensatz zu mir ja keinen Wettkampfstress hatte.»
Auch ehemaliger Hirscher-Konkurrent freut sich
Ob Hirscher tatsächlich mit Odermatt konkurrieren kann, wird sich weisen. Zuerst muss sich der Österreicher, der für die Niederlande, der Heimat seiner Mutter, an den Start gehen wird, mit hohen Startnummern nach vorne arbeiten. Nicht zu vergessen ist auch, dass Odermatt Hirscher zum Ende dessen Aktivzeit bereits schlagen konnte im Riesenslalom.
Unabhängig davon, wie die Duelle ausgehen werden: Die Spannung und Vorfreude darauf ist bereits riesig. Der zeitweise grösste Konkurrent Hirschers, der deutsche Felix Neureuther, sagt gegenüber dem «Blick»: «Die Ski-Fans werden nun in den Genuss des Zweikampfes zwischen den beiden Ausnahme-Athleten Marco Odermatt und Marcel Hirscher kommen. Ich kann dieses Duell kaum erwarten.»