«Mir ist es heute nicht gut gegangen» – dennoch fährt Wendy Holdener in Kranjska Gora zum zweiten Podestplatz
Schlecht geschlafen, wenig Energie und dann noch die unbeliebte erste Startnummer. Für die Innerschweizerin Wendy Holdener war die Ausgangslage für den Slalom im slowenischen Kranjska Gora alles andere als perfekt. Im Gegenteil. Eigentlich sind dies Eigenschaften, die zum Scheitern verleiten könnten. Nicht aber bei der 31-jährigen aus Unteriberg.
«Ich habe versucht, das Schöne zu sehen mit der Startnummer eins», sagte Holdener gegenüber SRF und fügt gleich ein Beispiel hinzu: «Es ist schön, ein Rennen zu eröffnen.» Und wie sich wenig später im ersten Lauf zeigt: Die Startnummer bringt Holdener Glück.
Die Innerschweizerin fuhr mit einer fehlerlosen Fahrt mit 50.82 Sekunden ins Ziel. Es folgte die Kroatin Zrinka Ljutic, die im slowenischen Kranjska Gora von etlichen kroatischen Fans zu einer guten Fahrt gepeitscht wird. Sie fuhr ebenfalls mit 50.82 ins Ziel. Schneller war an diesem Morgen niemand mehr. So machten sich die beiden Skiprofis gemeinsam auf dem Leadersessel gemütlich. «Es ist immer gut, wenn man sitzen kann», witzelte Holdener.
Trotz gestresstem Körper ein Topresultat
Auf dem Sessel hatte die 31-Jährige die Möglichkeit die nötige Energie für den zweiten Lauf zu holen und sich noch ein letztes Mal zu erholen. Als sie ein zweites Mal die Strecke herunterflitzt, machte sie weiter Zeit gut. Nach ihrer perfekten Fahrt war es wenig verwunderlich, dass im Ziel die grüne und damit führende Zeit leuchtete.
«Ich wusste nicht, ob es für den Sieg reichen wird», wird Holdener später sagen. Denn die 20-jährige Zrinka Ljutic stand noch am Start und legte wenig später noch eine Schippe drauf. Sie siegte mit 16 Hundertstel vor der Schweizerin.
Trotz verpasstem Sieg ist die Enttäuschung bei Wendy Holdener nach dem Rennen merklich klein. «Ich konnte es nicht einschätzen und wusste nicht, ob es genug ist», sagte sie gegenüber SRF und lobte nebenbei ihre Konkurrentin. Doch dann lässt sie in ihren Kopf einblicken: «Mir ist es heute nicht gut gegangen.»
Ihr Körper sei gestresst und die Rennwochenenden nagen an ihrer Energie. Auch seien die letzten Tage für sie schwierig gewesen. Mit diesem Hintergrund ist sie deshalb zufrieden mit dem zweiten Rang. «Ich habe heute gekämpft und bereue nichts.»
Sieben Schweizerinnen punkten in Slowenien
Für die Innerschweizerin ist es der zweite Podestplatz in dieser Saison. Bereits beim Slalom im amerikanischen Killington wurde sie Zweite. In Gurgl Ende November verpasste sie nur knapp das begehrte Treppchen. Diese Resultate zeigen eines: Wendy Holdener ist zurück. Denn die 31-Jährige stürzte Mitte Dezember 2023 beim Training und musste sich später einer Operation unterziehen lassen.
Ihre letztjährige Saison war damit vorbei. Das Comeback feierte sie beim Riesenslalom im Oktober 2024 in Sölden. Nun feiert sie einen weiteren Erfolg. Holdener sagt: «So ein Resultat tut gut, damit kann ich mich auch besser erholen.»
Sieben Schweizerinnen holten beim Slalom in Kranjska Gora Punkte. Das gab es zuletzt vor 31 Jahren. Camille Rast und Mélanie Meillard verpassen knapp das Podest und klassierten sich auf Platz vier und fünf. Auch die weiteren Schweizerinnen Eliane Christen (15.), Elena Stoffel (18.), Janine Mächler (21.) und Michelle Gisin (28.) holen weitere Punkte.