Shiffrin stürzt und knackt die 100 noch nicht – Camille Rast fährt erneut aufs Podest
Die Kulisse wäre perfekt gewesen. Vor dem heimischen Publikum beim Riesenslalom im US-amerikanischen Killington zum 100. Weltcup-Sieg fahren, im Zielbereich als die vielleicht grösste Skifahrerin der Geschichte gefeiert werden und zum wiederholten Male beweisen, dass in ihrer Liga derzeit niemand mitfahren kann.
Dass Mikaela Shiffrin derzeit die stärkste Fahrerin im Ski-Zirkus der Frauen ist, ist unbestritten. Seit 2011 fährt die 29-Jährige im Weltcup mit. Dabei entschied sie fünf Mal den Gesamtweltcup für sich, gewann elf kleine Kristallkugeln und stand 154-mal auf dem Weltcup-Podest, um nur einige der beeindruckenden Zahlen zu nennen, die die US-Amerikanerin in ihrer Karriere erreicht hat.
Nachdem sie am vergangenen Wochenende in Gurgl mit einer überragenden Leistung den Slalom gewann und so ihren 99. Weltcup-Sieg realisierte, sah alles danach aus, dass Shiffrin eine Woche später auch die magische Marke von 100 Weltcup-Siegen erreichen wird.
Im ersten Lauf noch angriffig und siegeshungrig, sah man im zweiten Durchgang doch deutlich, wie Mikaela Shiffrin nicht mit dem gleichen Selbstverständnis den Hang hinunterfuhr. Schon bei der Einfahrt in den Steilhang schien sie etwas unsicher, rutschte kurze Zeit daraufhin weg und landete im Auffangnetz. Die Masse an heimischen Fans, die sich seit frühmorgens auf den Auftritt ihres Superstars freuten, verstummte. Die Unsicherheit, wie schwer der Sturz nun war, dämmte auch die Freude der Athletinnen auf dem Podest ein.
Rast wieder Dritte, kann sich aber noch nicht richtig freuen
Unter den drei Fahrerinnen stand auch – wie bereits vor einer Woche in Gurgl – Camille Rast. Es ist ihr zweites Weltcup-Podest innerhalb einer Woche. «Es ist irgendwie unglaublich», sagte die 25-Jährige nach dem Rennen. «Klar ist es schön, mein erstes Podest im Riesenslalom zu realisieren. Doch die Emotionen waren etwas komisch. Wir haben Mikaela beim Fahren zugeschaut und nur gehofft, dass nichts Schlimmes passiert ist.»
Camille Rast ist die Frau der Stunde im Schweizer Skisport, was nicht von ungefähr. Sie hat sich ihren Weg zu den Top-Athletinnen hart erarbeitet und feiert heuer ihre ersten grossen Erfolge. Mit 17 Jahren wollte die Walliserin noch, dass ihre Eltern ihr Ski-Material verkaufen, stand am Ende ihrer jungen Karriere (Artikel von François verlinken). Nun, acht Jahre später, nach so vielen Rückschlägen und Comebacks, ist sie an der Spitze angekommen.
Von ihrem ersten Weltcup-Podest von vergangener Woche hat Rast auch in den USA noch profitiert: «Wenn es gut läuft ist es immer einfacher, zu den nächsten Rennen zu fahren und mit Selbstvertrauen an den Start zu gehen. Das hat heute sehr gut geklappt.»
Viel Zeit und Möglichkeiten, um sich auf das Rennen vorzubereiten, hatte sie im Vorfeld nicht. «Seit dem Weltcup in Sölden haben wir nur zwei Mal Riesenslalom trainiert», sagt die 25-Jährige. «Aber das zeigt mir, dass das Niveau da ist und ich so weitermachen muss.»
Lara Gut-Behrami ist zurück
Am Samstag etwas verspätet in die Saison gestartet war auch Lara Gut-Behrami. Vor fünf Wochen in Sölden litt Gut-Behrami noch an Knieproblemen und einer Grippe, weshalb sich ihr Start in die Saison etwas nach hinten verschob. Die ganzen Trainings-Kilometer und verpassten Einheiten auf der Piste konnte die Tessinerin an diesem Wochenende auch mit ihrer Erfahrung nicht wettmachen. Sie hatte hier und da einige Unreinheiten in ihrer Fahrweise zu beklagen, beendete das Rennen so auf dem 13. Schlussrang. Vor ihr platzierte sich Wendy Holdener, die nach einem schwächeren ersten Lauf aufdrehen konnte und das Rennen schliesslich auf dem zwölften Rang abschloss.