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Holdener ist im Tunnel und für Rast ist alles nur noch Bonus: Die Ausgangslage vor dem WM-Slalom
Es ist eine ungewöhnliche Medienkonferenz des Schweizer Slalomteams. In einer Ecke des verwinkelten Hotelrestaurants in Hinterglemm wurde eine Interviewsituation kreiert. Hinter einem erhöhten Tisch steht Wendy Holdener. Kinder schleichen umher. Aus dem Nichts setzt sich ein Kind in die erste Reihe, direkt vor die Skirennfahrerin. Die 32-Jährige gibt keine Regung von sich. Mühelos behält sie den Fokus.
Von Nebenschauplätzen lässt sich Wendy Holdener an dieser WM nicht vereinnahmen. Und es hätte durchaus mehrere gegeben. Im SRF-Studio wird sie nach der Silbermedaille in der Team-Kombination auf die turbulente Zeit mit dem früheren Cheftrainer Mauro Pini angesprochen. «Das ist eine zu strenge Frage für mich», antwortet sie und erstickt die Polemik im Keim.
Bei der Medienkonferenz im Schweizer Teamhotel wird Holdener schliesslich gefragt, ob sie sich an der WM für den Zweikampf zwischen der Schweiz und Österreich interessiere, ob sie auf den Medaillenspiegel schaue. «Nein, gar nicht. Aber wahrscheinlich ist es gut, dass es diesen Zweikampf gibt, dann haben alle etwas zu schreiben», sagt sie. Thema beendet.
Wendy Holdener ist an der Ski-WM im Tunnel. Und es ist bislang ein erfolgreicher Weg. Zwei Medaillen hat sie in den abgelaufenen zwei Wochen bereits gewonnen. Zunächst Silber im Teamevent, dann Silber mit Lara Gut-Behrami in der Kombination. Bei insgesamt acht WM-Medaillen ist sie bereits angekommen. Und jetzt folgt ihr wichtigstes Rennen, der WM-Slalom vom Samstag (9.45/13.15 Uhr).
Es ist nach wie vor die Paradedisziplin von Wendy Holdener. Bei ihren sieben WM-Teilnahmen schaffte sie es aber bloss einmal auf das Podest, als sie bei der Heim-WM 2017 Silber holte. Es wurde damals alles unternommen, damit Holdener den Fokus behalten konnte. Das Trainerteam schickte sie zwischen der Kombination und dem Slalom nach Hause, um sie zwei Tage dem WM-Rummel von St. Moritz zu entziehen.
Holdener sagt von sich, dass sie mittlerweile auf jeder erdenklichen Pistenbeschaffenheit schnell sein könne. In Saalbach zeigte sie in dieser Woche, dass das auch für den WM-Hang gilt. Im Kombinationsslalom am Dienstag fuhr sie die Bestzeit heraus. Es war eine erste Ansage.
Bei Rast ist alles Bonus
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Bild: Jean-Christophe Bott/Keystone
In der laufenden Saison wurde Wendy Holdener dreimal Zweite im Slalom. Im Schweizer Team gibt es eine Frau mit einer besseren Bilanz: Camille Rast. Die 25-jährige Unterwalliserin hat zwei Siege und einen dritten Platz auf dem Konto. Rast ist zur Nummer 1 im Schweizer Slalomteam aufgestiegen und führt die Weltcupstartliste an.
Der Aufstieg habe verschiedene Gründe, sagt Rast in Saalbach. «Ich hatte vor der Saison einen sehr guten konditionellen Aufbau. Und als wir auf den Schnee gingen, hat es sofort gut funktioniert.» Ihre Saisonziele waren hoch. Im Slalom wollte sie in die Top 7 vorstossen, im Riesenslalom in die Top 15.
Schon Anfang Dezember, nach fünf Rennen, konnte sie die Ziele abhaken. Zuerst fuhr sie in Gurgl als Dritte erstmals aufs Slalompodest, dann folgte ihr erster Podestplatz im Riesenslalom von Killington. Am Tag danach war bereits der erste Slalomsieg der Karriere Tatsache. «Seit Killington ist eigentlich alles nur noch Bonus», sagt sie.
Die Ergebnisse schrauben auch die Erwartungen für den WM-Slalom in die Höhe. Rast sagt: «Eigentlich waren meine Erwartungen an einer WM noch nie so hoch wie jetzt.» Als Topfavoritin geht am Samstag aber wohl eine andere Athletin ins Rennen: Zrinka Ljutic. Die 21-jährige Kroatin wurde zur Hauptdarstellerin im Slalom während der verletzungsbedingten Absenz von Mikaela Shiffrin. Ljutic gewann von den letzten vier Weltcupslaloms deren drei.