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Überragende Camille Rast ist Slalomweltmeisterin – Wendy Holdener gewinnt Silber

An Camille Rast war an diesem Samstag kein Vorbeikommen. Die Walliserin gewinnt den WM-Slalom von Saalbach. Wendy Holdener zeigt einen überragenden zweiten Lauf und gewinnt die Silbermedaille.

Camille Rast und Wendy Holdener sorgen für das nächste Schweizer Glanzlicht an der WM in Saalbach. Die Walliserin wird vor der Schwyzerin Weltmeisterin im Slalom.

Vieles hatte bereits nach halbem Pensum für Camille Rast gesprochen. Sie hatte mit einer traumhaften Fahrt eine Bestzeit aufgestellt, dank der sie die Konkurrentinnen um 58 Hundertstel und mehr zu distanzieren vermochte.

Und die Walliserin nutzte diese verheissungsvolle Ausgangslage auf perfekte Weise – und tat es Vreni Schneider gleich. Die Glarnerin war vor 34 Jahren die bisher letzte Schweizer Weltmeisterin im Slalom gewesen. Geschafft hatte sie dies ebenfalls in Saalbach.

Wendy Holdener machte als Schnellste im zweiten Durchgang zwei Positionen gut und sicherte sich damit ihre dritte Medaille an dieser WM, die neunte insgesamt an diesen Grossanlässen. In den letzten Tagen hatte sie im Teamwettkampf und in der Team-Kombination ebenfalls Silber geholt.

Schweizer Premiere

Die beiden Schweizerinnen, die für den ersten Schweizer Doppelerfolg in einem WM-Slalom sorgten, trennten im Schlussklassement 46 Hundertstel. Die ersten zwei Plätze hatten sie in diesem Winter schon zweimal, in Killington, Vermont, und in Flachau im Salzburgerland, auch in Weltcup-Slaloms eingenommen – beide Male in gleicher Reihenfolge wie jetzt in Saalbach.

Das Podest komplettierte Katharina Liensberger. Die Vorarlbergerin, nach dem ersten Durchgang erste Verfolgerin von Camille Rast, gewann mit zwei Hundertsteln Vorsprung vor der Amerikanerin Paula Moltzan Bronze.

Mélanie Meillard, nach dem ersten Lauf wegen eines groben Schnitzers auf Platz 10, riskierte im zweiten Durchgang alles. Doch die in der oberen Streckenhälfte sehr gute Fahrt endete nach einem Einfädler vorzeitig. Gleiches war Eliane Christen, der vierten Schweizer Teilnehmerin, schon im ersten Lauf widerfahren.

Krönung einer aussergewöhnlichen Karriere

Camille Rast setzte mit dem WM-Gold ihre Leistungen in diesem Winter die Krone auf. In den vergangenen Wochen errang sie ihre ersten zwei Siege im Weltcup. Sie war in den bisherigen sieben Slaloms nie schlechter klassiert als auf Platz 5. Diese Konstanz schlug sich selbstredend auch in der Disziplinen-Wertung nieder. Camille Rast reiste als Führende ins Glemmtal.

Camille Rast krönte nicht nur einen bislang famosen Winter, sondern auch eine Karriere, die oft aus den Fugen geraten war, während der die Walliserin auch nahe am Rücktritt war. Die Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber, die sie nicht nur von den Rennpisten fernhielt, sondern ihr auch im mentalen Bereich zusetzte und die in einer Depression gipfelte, setzten dem damaligen Teenager zu. Ein Kreuzbandriss im rechten Knie, erlitten vor bald sechs Jahren, bedeutete den nächsten Einschnitt in die Karriere und den nächsten Prüfstein für Camille Rast.

Doch das Talent, das vor acht Jahren auch Slalom-Weltmeisterin bei den Juniorinnen war, besann sich seiner Qualitäten. Der frühzeitige Abgang von der Ski-Bühne war kein Thema mehr. Camille Rast begann zu kämpfen. Sie holte sich die Freude am Skirennfahren zurück, sie sah wieder einen Sinn in ihrem sportlichen Alltag. Sie tat dies alles im Bewusstsein, dass der Durchbruch trotz allen körperlichen und psychischen Tiefen möglich war. Camille Rast hatte sie sich nicht getäuscht. Am Samstag belohnte sie sich auch für ihren Durchhaltewillen auf bestmögliche Art. (sda)

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