So verlief der Fackel- und Trychlerumzug der Coronaskeptiker in Bremgarten – weitere Kundgebung in Aarau geplant
Vor einer Woche zogen Gegnerinnen und Gegner des Covid-Gesetzes mit brennenden Fackeln durch die Solothurner Altstadt. Der Anlass war im Vorfeld bewilligt worden, während des Umzugs kam es zu einer Störaktion von Gegendemonstranten, ansonsten blieb die Kundgebung aber friedlich. Organisiert wurde der Fackelmarsch durch Solothurn von den massnahmenkritischen Freunden der Verfassung.
Auch im Aargau gab es am Mittwochabend einen Fackelumzug: Vor dem Casino Bremgarten versammelten sich kurz nach 19 Uhr mehrere hundert Personen. Fast 60 von ihnen kamen waren Trychler. Viele weitere kamen mit Fackeln.
Auf dem Telegram-Kanal der «Freiheitstrychler» findet sich ein Flyer mit dem Aufruf für den Trychelumzug in Bremgarten.
Zuletzt gab es bei Coronademonstrationen im Aargau regelmässig Aufrufe zu Störaktionen, in Baden trafen bei der grossen Kundgebung am 16. Oktober die Coronaskeptiker und Vertreter des Kollektivs «Aargau hält Abstand» aufeinander. Eine Störaktion wurde auch in Bremgarten befürchtet, wo sich das linksautonome Kulturzentrum Kuzeb befindet.
Wie der AZ-Reporter vor Ort am Mittwochabend berichtet, ist der Fackelumzug durch Bremgarten laut Stadtammann Raymond Tellenbach nicht bewilligt. Mit den Organisatoren sei aber vereinbart worden, dass diese nicht am Kuzeb vorbeiziehen würden. Die Teilnehmenden sind zuerst auch nicht Richtung Kuzeb gelaufen, sondern haben eine andere Route durch die Unterstadt eingeschlagen – mit Halt vor der katholischen Kirche.
Danach zog der Tross dann doch durch die Altstadt, hielt vor dem Spittelturm und lief von da weiter zum Obertorplatz, nur unweit vom Kuzeb entfernt. Gegendemonstranten waren nicht auszumachen, es kam zu keinen Konfrontationen. In der Nähe befanden sich Beamte in zivilen Fahrzeugen, wohl um im Ernstfall eingreifen zu können. Der Demonstrationszug wurde zudem von einigen Kantonspolizisten begleitet.
Recherchekollektiv berichtet von rechtsextremer Security-Gruppe
Auf Telegram riefen die Veranstalter mögliche Sympathisanten auf, sich als Sicherheitspersonal zu engagieren und vor Beginn des Umzugs beim Casino zu sein. «Wir werden als WG auftreten», heisst es im Aufruf, hinter dem Satz steht eine geballte Faust. Bis jetzt würden voraussichtlich fünf Personen bei der Security mithelfen, «um jeden weiteren sind wir natürlich froh, da wir am Kuzeb vorbeigehen (besetztes Haus),» steht im Aufruf.
Laut dem linken Recherchekollektiv «element investigate» handelt es sich bei «WG» um die rechtsextreme Gruppe «Swiss Mens Club», die schon bei früheren Coronademos auftrat, zuletzt am vergangenen Samstag in Zürich.
Mehrere Leute in schwarzen WG-Pullis, andere in Sicherheitswesten mit WG-Abzeichen, liefen beim Umzug mit. Der Grossteil der Demonstranten waren aber Familien, Leute aus allen Schichten, es waren auch einige Demonstranten, die ihre linke Gesinnung signalisierten.
Fackelspaziergang in Aarau am Donnerstag nicht bewilligt
Auch in Aarau, wo Massnahmengegner schon seit längerem jeweils am Donnerstagabend mit Plakaten an der Buchserstrasse stehen, ist ein sogenannter Fackelspaziergang angesagt. Auf Twitter hat ein User ein Bild aus dem Telegram-Kanal der Gruppierung «gemeinsam-schweiz» geteilt, die zur Teilnahme aufruft.
Starten soll der Umzug demnach um 19 Uhr am Graben, die Teilnehmenden wollen durch die Altstadt laufen und über die Abstimmung zum Covid-Gesetz am 28. November informieren. «Informationsflyer sind vorhanden, Fackeln bitte selber mitbringen», heisst es im Aufruf.
Wie der Chef der Aarauer Abteilung Sicherheit, Daniel Ringier, auf Anfrage sagt, hat die Polizei Kenntnis von diesem geplanten Anlass. Der Fackelumzug wäre bewilligungspflichtig, die Organisatoren hätten jedoch keine solche Bewilligung, teilt Ringier mit.
Stadtpolizei Aarau rät von Gegenprotesten am Donnerstag ab
Die Frage, mit wie vielen Teilnehmenden gerechnet wird, kann Ringier aktuell nicht beantworten: «Die Datenbeschaffung und Lagebeurteilung von Stadt- und Kantonspolizei ist nicht abgeschlossen.» Geklärt wird auch die Zulässigkeit von Fackeln respektive offenen Flammen in der Altstadt.
Ringier rät von Gegenprotesten, zu denen aktuell im Internet aufgerufen wird, ab. «Wir werden dadurch nur behindert und unsere Kräfte sind am falschen Ort gebunden. Wo dieser Ort dann auch immer sein mag.»