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«Solange Hilfsgüter ins Land gelangen können, geben wir nicht auf»: Aargauer Verein plant nächste Lieferung für die Ukraine

Der Verein der ehemaligen Aargauerin des Jahres Marit Neukomm hat 140 Paletten Hilfsgüter in Richtung Ukraine geschickt. Diese sind nun in Rumänien und teilweise auch in der Ukraine angekommen. Der Verein will weiter helfen.

Hunderte Menschen folgten am ersten Märzwochenende dem Spendenaufruf des Vereins Volunteers for Humanity für die Ukraine. Durch die öffentliche Sammlung kamen rund 32 Tonnen Hilfsgüter zusammen. Weitere 10 Tonnen mit vorwiegend medizinischem Material wurden durch Spitäler oder Hersteller gespendet.

Insgesamt vier der Lastwagen, welche mit den Spenden aus der öffentlichen Sammlung gefüllt waren, wurden am Dienstagabend an der Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine in Zalău dem Rumänischen Roten Kreuz übergeben, welches die Verteilung der Hilfsgüter sicherstellt.

«Ein Tropfen auf den heissen Stein»

Zwei der Lastwagen, inklusive Fahrer, wurden vom kantonalen Katastrophenschutz-Element gestellt, da die überwältigende Masse an gespendeten Hilfsgütern die Transportmöglichkeiten des Vereins und der Partnerorganisation Osteuropahilfe bei weitem überstieg. In Rumänien kamen unter anderem die in Aarau gespendeten Hygieneartikel, für die Menschen, die aus der Ukraine flüchten, an.

Ein Lastwagen des kantonalen Katastrophen-Einsatzelements wird im rumänischen Zalău entladen.

Marit Neukomm, Präsidentin des Vereins Volunteers for Humanity und Aargauerin des Jahres 2016, sagt: «Es ist wunderschön, was alles an Hilfsgütern zusammengekommen ist. Wenn man aber das ganze Leid der Menschen in der Ukraine sieht, ist es aber natürlich nur ein Tropfen auf den heissen Stein.» Wenn die gesammelten Hilfsgüter aber auch nur wenigen Menschen beim Überleben helfen, mache das ganze Sinn, so Neukomm.

Marit Neukomm ist Präsidentin des Vereins Volunteers for Humanity.

Ein weiterer, fünfter Lastwagen aus dem Aargau brachte dringend benötigtes, medizinisches Material direkt in die Ukraine. So zum Beispiel sterile Spitalbekleidung, Handschuhe oder chirurgische Masken sowie Material für die Wundversorgung und Schienen für die Stabilisierung von Knochenbrüchen. Die Hilfsgüter werden vom ukrainischen Katastrophenschutz entgegengenommen und an verschiedene Krankenhäuser im Land verteilt.

Wo die medizinischen Hilfsgüter in der Ukraine genau verteilt werden, kann der Verein nicht mehr bestimmen. In der Ukraine werden alle Hilfsgüter in verschiedene Zentrallager gebracht, um sie dann von dort aus dahin zu bringen, wo der Bedarf gerade am grössten ist.

Man wolle als Verein natürlich transparent sein, so wie auch bei Sammlungen in der Vergangenheit, sagt Marit Neukomm. Die Hilfe stehe aber am Ende über allem. «Unser grösstes Anliegen ist, dass die Hilfsgüter bedarfsgerecht und zeitnah vor Ort verteilt werden können und den Hilfsorganisationen dort nicht zusätzliche Arbeit bereitet wird.»

Hoffen, dass die Grenzen offen bleiben

Der Verein plant nun bereits weitere Hilfslieferungen. Dabei richtet er sein Augenmerk aktuell auf die Menschen, welche die Ukraine oder die Grenzregionen nicht verlassen wollen. «Wir sammeln jetzt im grossen Stil medizinische Güter», sagt Neukomm. Die Unterstützung seitens der Spitäler in der Schweiz und im Aargau sei «grossartig». Gerade hat der Verein ein grosses Ultraschallgerät bekommen.

Dazu sammelt Volunteers for Humanity Rettungsequipment, das direkt in die Ukraine gebracht werden soll. So zum Beispiel Wärmebildkameras, Kettensägen, Generatoren, Feuerwehr-Schutzhelme, Multifunktionswerkzeug sowie Rettungsseile, Bahren und Feueräxte. Denn durch die Bombardierung von Wohngebieten und anderer ziviler Infrastruktur müssen immer wieder Brände gelöscht und Menschen aus den Trümmern geborgen werden.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes entladen die Hilfsgüter aus dem Aargau in Rumänien.

Ein grösserer Transport mit Hilfe der Organisation Osteuropahilfe, sowie ein kleinerer, der ein Kinderspital in der Ukraine beliefern soll, seien bereits geplant. «Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir weiterhin Hilfsgüter liefern können, auch wenn der Krieg in den vergangen Tagen auch in den Westen der Ukraine gekommen ist», sagt Neukomm.

Der Verein hofft, dass die humanitären Korridore im Westen weiter bestehen bleiben. Denn zuletzt führte Russland auch im Westen der Ukraine, nahe der Grenze zu Polen, Luftangriffe durch. Auch die Route über Rumänien in Richtung der ukrainischen Hafenstadt Odessa sei wichtig für die Hilfsorganisationen. «Solange Hilfsgüter ins Land gelangen können, geben wir nicht auf», sagt Neukomm.

Der Aargauer Verein Volunteers for Humanity wurde 2016 als Reaktion auf die Flüchtlingskrise entlang der Balkanroute von Marit Neukomm gegründet. Nach mehrjährigem Engagement in Griechenland und entlang der Balkanroute hat sich der Verein seit 2018 auf den Versand von medizinischem Hilfsmaterial in Kriegs- und Krisengebiete spezialisiert.