Damit mehr Solaranlagen installiert werden können: In Lenzburg gibt es jetzt Übungsdächer
Im Gewerbeareal Artoz entsteht unter der Leitung des Weiterbildungszentrums Lenzburg ein neuer Ort für die Weiterbildung von Mitarbeitenden im Bereich Solarmontage. Branchenvertreterinnen und -vertreter durften am Dienstagabend Einblick nehmen und erfahren, wie der fünftägige Kurs aussieht und worin die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschult werden.
«Wichtig ist, dass wir nicht nur theoretisches Wissen vermitteln. Auf Übungsdächern werden effektiv Solarpanels installiert», machte Marco Walker, Leiter Höhere Berufsbildung bei im Berufszentrum Polybau, klar. Ermöglicht und finanziert wurde der Bau der Übungsdächer im Rahmen der kantonalen Solaroffensive.
Aargau soll Vorbild für weitere Kantone sein
«Wir gehen davon aus, dass im Aargau viele neue Arbeitsplätze in der Solarbranche entstehen werden und sich erfahrungsgemäss weitere Unternehmen ansiedeln werden», sagte Regierungsrat Dieter Egli. «Das ist eine grosse Chance für die hiesige Wirtschaft.
Die Wertschöpfung, die die neue Solarindustrie erzeugt, wollen wir im Kanton Aargau behalten», so Egli. «Wir wollen weiterhin der Energiekanton bleiben und setzen in Zukunft auf erneuerbare Energien, wie es die Klimastrategie und die Energiestrategie von Bund und Kanton vorsehen.» Die arbeitsmarktliche Massnahme, die im Aargau als Pilotprojekt «Informa Solar» startet, kann anschliessend in weiteren Kantonen implementiert werden.
Auch Flüchtlinge sollen profitieren
Das Weiterbildungsangebot richtet sich an Solarunternehmen sowie an auf dem RAV gemeldete Personen. «Wir gehen davon aus, dass rund 1000 beim RAV gemeldete Personen ohne Berufsabschluss für diese Weiterbildung in Frage kämen», erklärte Egli. So könne man ein Potenzial für neue Arbeitskräfte anzapfen. «Nicht nur Stellenlose, sondern allenfalls auch Flüchtlinge kommen für die Weiterbildung in Frage.»
Mit Informa Solar schlage man gleich drei Fliegen mit einer Klappe, erläuterte Egli: «Wir tun etwas für das Klima, gegen den Arbeitskräftemangel und für die Bildung respektive gegen die Arbeitslosigkeit.» Doch warum unterstützt der Kanton die Branche bei der Ausbildung von Fachkräften? Die Nachfrage nach Solaranlagen sei im Kanton Aargau stark angestiegen, erklärten die Projektverantwortlichen am Dienstagabend.
Nach Angabe der entsprechenden Unternehmen seien viele von ihnen bereits jetzt bis Ende 2023 vollständig ausgebucht – es werden also mehr Solaranlagen nachgefragt, als derzeit installiert werden können. Auch die Weiterbildungsangebote in diesem Bereich sind in der Deutschschweiz für dieses Jahr bereits ausgebucht.
Projektleiterin Rebekka Masson erklärte, dass der Aargau auch der Kanton sei, der am meisten Knowhow im Bereich Energie habe. «Damit das so bleibt, müssen wir dafür sorgen, dass mehr Leute in der Solarenergiebranche arbeitenkönnen.»
Künftig wird noch mehr Strom benötigt
Die Nachfrage nach Strom und vor allem nach grünem Strom, also aus erneuerbaren Energien, werde weiter ansteigen, sind sich Expertinnen und Experten einig. Bis im Jahr 2050 um 20 Prozent, so die Berechnungen des Bundes. David Galeuchet, Vizepräsident von Swissolar, machte deutlich: «Mit dem beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft und der steigenden Elektrifizierung des Verkehrs und der Gebäude wird der Zubau erneuerbarer Energien noch wichtiger.» Denn auch der Stromverbrauch werde künftig steigen. Galeuchet sieht neben der Solarenergie auch die Windenergie als wichtigen Teil der Energiewende.
Und auch Stephan Kämpfen von der kantonalen Abteilung Energie machte klar, dass die Nachfrage weiter zunehmen wird. Denn mit der Solarpflicht bei Neubauten muss auf den allermeisten Gebäuden, die künftig gebaut werden und deren Fläche mehr als 300 m2 beträgt, Photovoltaikmodule und/oder thermische Solarkollektoren installiert werden.
Das Angebot besteht bereits ab März. Der fünftägige Fachkurs «Solarmontage», der jeweils von den Instruktoren vom Bildungszentrum Polybau in Uzwil durchgeführt wird, findet vorläufig einmal im Monat statt.