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Subventionen in Gefahr: Alpine Solaranlage in Grengiols wird deutlich kleiner

110 statt 600 Gigawattstunden (GWh) Strom: Die umstrittene alpine Solaranlage in den Walliser Alpen wird stark verkleinert. Grengiols-Solar begründet dies mit dem rechtlichen Rahmen und dem Zeitfaktor. Die Gegner vermuten eine «taktische Massnahme».

Die im vergangenen Herbst vom Parlament ausgerufene Solaroffensive erlebt einen Rückschlag. Grund dafür ist die alpine Solaranlage von Grengiols-Solar im Walliser Saflischtal in 2000 bis 2500 Metern Höhe – eine der grössten Solaranlagen der Schweiz. Noch Mitte März bescheinigten die Betreiber der Anlage ein Potenzial von jährlichen 600 GWh Strom, davon rund 42 Prozent im Winter.

Daraus wird nun nichts: Das Bauprojekt wird deutlich redimensioniert, wie die sechs Projektpartner am Montag mitteilten. Dazu gehören unter anderem die Gemeinde Grengiols, die Walliser Energieunternehmen FMV und EnBAG sowie das Elektrizitätswerk des Kantons Zürich (EKZ).

Der Blick auf die Bundesgelder

Als Grund nennen sie die seit Anfang April geltenden Verordnungen zum Bau alpiner Fotovoltaikanlagen, die ihnen Grenzen setzen würden. Um von den neuen Bundessubventionen profitieren zu können, müsste die Anlage bis Ende 2025 mindestens zehn Prozent des Stroms ins Netz einspeisen und bis Ende 2030 vollständig in Betrieb sein.

Für Grengiols-Solar ist damit klar: Unter diesem rechtlichen Rahmen lässt sich das ursprünglich dargelegte Potenzial nicht ausschöpfen – die Voraussetzungen und der zeitliche Druck «beschränken das Projekt». Daher orientiere sich das Ende Jahr einzureichende Bauprojekt jetzt «am Realisierbaren».

160’000 statt 910’000 Solarmodule

Neu sollen auf einer Fläche von einem Quadratkilometer rund 160’000 Solarmodule jährlich ungefähr 110 GWh Strom liefern. Das deckt den Strombedarf von rund 37’000 Haushalten. Noch im März sprach man von 910’000 Solarmodulen auf einer Fläche von 3,4 Quadratkilometern. Dagegen gab es Widerstand in der Bevölkerung.

Deutlich mehr Solarmodule: So sah das Projekt noch Mitte März aus.
Visualisierung zvg

Für die sechs Projektpartner ist Grengiols-Solar trotzdem «ein wichtiger Baustein» für die Schweizer Versorgungssicherheit, um die Auslandabhängigkeit zu reduzieren und für den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz.

Stimmvolk kann mitentscheiden

Laut Grengiols-Solar erarbeiten nun die Planer in den nächsten Monaten die Details des Bauprojekts. Dabei sollen die Themen Umwelt und Alpwirtschaft vertieft werden. Geplant ist, dass der Strom der Anlage in die bestehende Leitung der Gommerkraftwerke eingespiesen wird. Die Kapazität der Leitung genüge für den Abtransport des Solarstroms, hält Grengiols-Solar fest.

Bevor das Projekt dann beim Kanton Wallis eingereicht wird, müssen die Grundeigentümer und die Bevölkerung von Grengiols zustimmen. «Ob und wie das weitere Potenzial von Grengiols-Solar in Zukunft ausgeschöpft werden kann oder soll, hängt vom rechtlichen Rahmen, vom politischen Willen und letztlich von der gesellschaftlichen Akzeptanz ab», schreiben die Projektpartner.

Gegner fordern weiter die Aufgabe des Projekts

Die Gegner des Projekts, die IG Saflischtal, haben die Verkleinerung erwartet. Zu gross seien die technischen Herausforderungen, zu ungeeignet die Geologie, zu massiv der Eingriff in die Natur und zu gering die Akzeptanz in der Bevölkerung, schreibt die IG in einer Reaktion und fordert weiterhin die Aufgabe des Projekts. Das Saflischtal sei kaum geeignet «für ein solch gigantisches Solarprojekt» und der Solartraum platze nun «wie eine Seifenblase».

Sie halten die Begründung der Projektpartner für eine Ablenkung und befürchten vielmehr eine «taktische Massnahme». Ihr Verdacht: Dank der verkleinerten Variante sollen die Abstimmungen in Grengiols gewonnen werden – nur um dann später wieder auf die ursprüngliche Version umzuschwenken. «Dieses Vorgehen wäre eine klassische Mogelpackung», betont die IG.

Nun sei das Potenzial der Solaranlage nach der Verkleinerung nicht einmal mehr einen Drittel so gross wie jenes der Dächer und Fassaden in Sion. «Auf der bestehenden Infrastruktur könnte man sofort mit einer grossen Solaroffensive anfangen, ohne unberührte Naturwerte zu zerstören», präsentiert die IG ihren Lösungsvorschlag.