Sie sind hier: Home > Film > Dok-Filme, die unter die Haut gehen: Das sind die Preisträger an den Solothurner Filmtagen

Dok-Filme, die unter die Haut gehen: Das sind die Preisträger an den Solothurner Filmtagen

Der Prix de Solheure geht an «Immortals», den eindrücklichen Dokumentarfilm über die Proteste im Irak. Auch der Publikumspreis geht an einen Dok: «Quir» beleuchtet einen homosexuellen Sehnsuchtsort auf Sizilien. In einer ersten Bilanz zum Abschluss vermelden die Veranstalter rund 65'000 Eintritte.

«Immortals» von Regisseurin Maja Tschumi hat am Mittwoch den «Prix de Soleure» gewonnen, den Hauptpreis der Solothurner Filmtage. Der eindringliche und bildstarke Dokumentarfilm begleitet zwei junge Menschen während und nach den Protesten gegen das Regime in Irak im Herbst 2019. Dabei forderten vor allem junge Demonstrantinnen und Demonstranten ihre Freiheiten sowie wirtschaftliche und soziale Reformen ein.

Milo, die sich auf der Strasse zur Sicherheit mit kurzen Haaren als Mann ausgibt, wird nach der Teilnahme an den Demonstrationen von ihrer Familie hart bestraft. Der Vater sperrt die junge Frau ein Jahr lang im Haus ein, verbrennt ihre Bücher, zerstört ihren Reisepass. Doch Milo, die plant, mit ihrer Freundin die geliebte Heimatstadt zu verlassen, lässt sich davon ebenso wenig einschüchtern wie Khalili.

Der ebenfalls junge Filmemacher hält mit der Handkamera die «Oktoberrevolution» und ihre blutige Niederschlagung fest. Nachgestellte Szenen wechseln sich in der nichtlinearen Erzählung mit Dokumentaraufnahmen ab. Dabei wird auch die Rolle des Mediums Film reflektiert. «Immortals» sind Bilder einer Stadt und einer träumenden Freiheitsbewegung geglückt, die man im Kino so nicht häufig sieht.

Der schwule Treffpunkt in Palermo

Zum zweiten Mal in Folge gewinnt damit in Solothurn ein Dokumentarfilm den höchstdotierten Schweizer Filmpreis (60’000 Franken), der seine politische Narration mit einer besonderen Ästhetik verbindet. Im vergangenen Jahr hatte Lisa Gehring mit «Die Anhörung» den «Prix de Soleure» erhalten. Darin stellte die Regisseurin die Asylverfahren im Staatssekretariat für Migration (SEM) nach, beklemmend und entlarvend.

Der mit 20’000 Franken dotierte «Prix du public» geht in diesem Jahr ebenfalls an eine Doku: «Quir» von Nicola Bellucci. Im Zentrum des farbenfrohen Films stehen Massimo und Gino. Seit Jahrzehnten sind die beiden Männer ein ebenso privates wie politisches Paar. Zusammen führen sie das Lederwarengeschäft Quir, ein beliebter Treffpunkt für die queere Szene in der einstigen Mafia-Hochburg Palermo.

Den Preis für den besten Kurzfilm gewann «Exit Through The Cuckoo’s Nest» von Nikola Ilić über einen Soldaten wider Willen. Der Preis für den besten Animationsfilm wurde an «Storytelling» verliehen, eine Geschichte über das menschliche Geschichtenerzählen.

Mehr Besucher als im Vorjahr verzeichnet

Bis zum Mittwochabend vermeldeten die Veranstalter der Solothurner Filmtage rund 65’000 Eintritte, was einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.