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Von Strommangel, Strassenbau und elektrischen Touri-Bussen: Mit Bundesrat Albert Rösti am Oeschinensee

Bevor Bundesrat Albert Rösti in die Ferien geht, hat er Medienschaffende ins Berner Oberland eingeladen und erklärt, was seine politischen Schwerpunkte für die kommenden Monate sind.

Die Hände in die Hüfte gestützt posiert Bundesrat Albert Rösti vor dem Oeschinensee. Die Ärmel des hellblauen Hemds sind zurückgekrempelt. Freundlich, aber ernst blickt er in die Kamera, das Bild eines Machers. Hinter dem See ragt eine massive Felswand empor. Die Gipfel: Galletgrat, Fründenhorn, Oeschinenhorn, Blüemlisalphorn kennt Albert Rösti alle. Denn der Bundesrat ist hier aufgewachsen. In Kandersteg, um genau zu sein.

Einen Ausflug in die Heimat

Vom Dorf geht es mit einer Gondelbahn hinauf zur Bergstation. Dort angekommen, führt ein Fussweg in rund zwanzig Minuten zum See hinunter. Hierher hat der Bundesrat die Medienschaffenden an diesem Mittwoch zu einem Sommergespräch eingeladen. Es ist ein Treffen für einen unkomplizierten Austausch, abseits von eng getakteten und klar strukturierten Pressekonferenzen.

Er hat diesen Ort aber nicht ausgewählt, um mit seinen Gipfelkenntnissen zu punkten – zumindest nicht nur. «Dies ist ein Ort, der Naturgefahren, Biodiversität und Tourismus vereint», sagt Rösti. Ein Ort, der zeige, dass ein Nebeneinander möglich sei. Da gehört es dazu, dass man auch mal den elektrischen Touri-Bussen für bewegungsfaule Besucherinnen und Besucher ausweichen muss.

Der neue Adolf Ogi oder ein «Swiftie»?

Bei der Bergstation angekommen wird Rösti von Wandernden sofort erkannt und um Fotos gebeten. «De neu Ogi», sagt eine Wandererin begeistert: Ja, wie ähnlich sind sich Albert Rösti und Alt-Bundesrat Adolf Ogi? Schliesslich waren beide SVP-Politiker und beide aus Kandersteg. Aber ist Rösti so zugänglich? Und so politisch pragmatisch, wie Ogi es beispielsweise in der Europapolitik war?

Zumindest was die Zugänglichkeit betrifft, machte der Bundesrat jüngst eine gute Figur. So besuchte er neben traditionellen Volksfesten wie dem Jodlerfest auch deren globale Varianten wie das Konzert von Taylor Swift am Dienstag im Zürcher Hallenstadion. Ein «Swiftie» sei er nicht, seine Tochter hingegen schon, sagt Rösti zum Konzertbesuch. In schnellen Schritten geht er Richtung Berghaus. Im Restaurant am See warten ein Mittagessen und Erläuterungen zu Röstis wichtigsten politischen Zielen.

Das unausgesprochene Wort «Atomkraft»

Die drei Ziele des Umwelt- und Verkehrsministers sind konkret, genauso die Botschaften: Die Strommangellage, die der Bundesrat vor zwei Jahren ausgerufen hat, sei nicht so weit weg, wie es scheine. Deshalb brauche es in der Schweiz eine sichere Stromversorgung über das ganze Jahr. Um diese zu gewährleisten, müsse zum Beispiel die Solarenergie gefördert werden. Und er fügt hinzu: «Ich bin technologieoffen.»

Gegenüber den Medienschaffenden erläutert Albert Rösti seine politischen Ziele für die kommenden Monate.
Bild: Anthony Anex/<br/>Keystone

Mit diesem Satz schwebt plötzlich das Wort Atomkraft in der Luft. Danach gefragt, ob er die Atomenergie ausbauen will, weicht Rösti aus. Mehr dazu werde der Bundesrat im August sagen, wenn er die Botschaft zur Blackout-Initiative verabschieden werde. Damit nicht auffällt, wie schief diese Idee in dieser Naturlandschaft steht, wechselt Rösti zu seinem zweiten Ziel: Dem Zielkonflikt von Schutz und Nutzen hinsichtlich Biodiversität und Infrastruktur. Dabei vertritt er die Haltung, dass Natur- und Klimaschutz wirtschaftlich verträglich sein müssen.

«Man muss in der Biodiversität auch arbeiten können», sagt Rösti. Daher brauche es Anreize und Innovationen, damit Infrastrukturprojekte aufgrund des Naturschutzes nicht ausgebremst werden. Zum Beispiel Röstis drittes Ziel: der Autobahnausbau. Über diesen wird die Stimmbevölkerung im November entscheiden.

Zum Zmittag stehen für die Gäste dann ein Salatbuffet und Würste bereit. Grün und bodenständig, wobei sich der Bundesrat bei ersterem auf den Kartoffelsalat beschränkt.