Das Luzerner Duo Run macht eingängigen Pop – und überrascht gegen Ende des Débutalbums
Der Name ist Programm: «One» heisst das erste Album des Pop-Duos Jan Wiss und Ramon Bühl. Morgen Freitag erscheinen die elf Songs, die allesamt aus der eigenen Feder stammen. Zwar sind sie nicht alle taufrisch – einige Singles sind bereits bis drei Jahre alt –, aber das verzeiht man den jungen Luzerner Musikern, die hier einen Grossteil ihrer bisherigen Lieder zusammengefügt haben. Das Ergebnis ist ein stringentes Erstwerk, welches sich an den zeitgemässen Gepflogenheiten des Genres orientiert.
Das bedeutet konkret: Run bewegt sich ziemlich genau in der Mitte des Pop-Spektrums. Dort, wo sich die typischen Arrangements aus Klavier- und Akustikgitarren-Sound in verträumten Balladen oder tanzbaren Ohrwürmern ins Ohr schmeicheln. Dazu schwelgt Wiss gesanglich mal in tieferen Lagen, mal mit effektvoller Kopfstimme.
Solide, aber auch austauschbar
Auf «One» eröffnet der Track «Perfect Glow» den Reigen und man weiss sofort, woran man ist. Wiss und Bühl werfen ihr Talent in die Waagschale und melden mit einer schön aufgefächerten Ballade ihre Ambitionen an, sich in der Schweizer Szene einen Namen zu machen. Ähnlich wie bei weiteren Balladen wie «You Will Stay» fliessen die Melodien von sanft entrückt bis treibend pathetisch voran. In anderen Songs dominieren wiederum Synthie- («Don’t Leave»), Singer-Songwriter- («Heaven Knows») oder verspielte Dance-Elemente («On My Own»). Das ist alles grundsolide, aber auch austauschbar. Man merkt, dass sich Wiss und Bühl in erster Linie an dem orientieren, was an Pop-Songs eines Sam Smith, Ed Sheeran oder – heruntergebrochen auf die Schweiz – eines Mark Sway in den Hitparaden weit oben zu finden ist.
Gegen Ende des Albums verlassen Run dieses Fahrwasser des Erwartbaren ein wenig. Zumindest konzeptionell. «Vamos Cabron» hat viel Latin-Pop-Einschlag und verfügt über einen sehr gelungenen, raffinierten Refrain-Part. Hier kommt eine eigene, sich vom Mainstream etwas abgrenzende Handschrift zum Tragen. Den Schlusspunkt setzt mit «Liebe» das einzige auf Deutsch gesungene Stück.
«One» ist ein gut gemachtes und eingängiges Pop-Album zweier Talente, die allerdings gern noch etwas an den eigenen Ecken und Kanten arbeiten dürfen. Aber dazu haben die zwei Mittzwanziger ja auch noch genug Zeit.