Favoriten-Duo überraschend geschlagen: SP Aargau wählt Nora Langmoen und Stefan Dietrich als neues Co-Präsidium
Der Wahlkampf des Kandidierenden-Duos Stefan Dietrich und Nora Langmoen hat sich gelohnt: Die Genossinnen und Genossen wählten den Bremgarter und die Badenerin am Samstagmittag zu ihrem neuen Co-Präsidium. Nur fünf Stimmen weniger haben die Aarauerin Lelia Hunziker und der Fricker Rolf Schmid geholt – jenes Team, dem im Vorfeld die grösseren Chancen eingeräumt worden sind, denn Grossrätin Hunziker und Polittalent Schmid sind die bekannteren Köpfe.
Langmoen und Dietrich haben sich während des Wahlkampfs selber in der Partei bekannter gemacht. Sie gingen in die Regionen und Bezirke, stellten sich vor, hörten zu. «Wir wollen keine Meinungsbildung von oben nach unten, sondern von der Basis nach oben», sagte Stefan Dietrich bei der Vorstellung der Kandidierenden.
Claudia Rohrer für Langmoen/Dietrich
Den Einsatz in den Bezirken und das Versprechen Dietrichs und Langmoen, auch als Präsidium Basisarbeit zu leisten, lobte Claudia Rohrer, Co-Fraktionspräsidentin der SP im Grossen Rat. Langmoen und Dietrich liessen die Grundhaltung und Werte der Sozialdemokratie vor Ort einfliessen, sagte sie. Das brauche die SP – und darum gab Rohrer Langmoen und Dietrich ihre Stimme.
Für Lelia Hunziker und Rolf Schmid setzte sich Grossratspräsidentin Elisabeth Burgener ein. Nicht zuletzt, weil mit Hunziker die Verbindung von Präsidium und Grossem Rat garantiert wäre, wären sie die richtige Wahl, sagte sie. Ähnliche Voten hielten Grossrätin Luzia Capanni und Sascha Antenen, der bis vor kurzem Mitarbeiter auf dem Parteisekretariat war.
Beide Seiten haben mobilisiert
Wegen der Nähe zu Grossrat und der Parteileitung der SP Schweiz, galt das Duo Hunziker/Schmid als Favorit. Doch je näher der Parteitag gerückt war, desto lauter wurden in der SP die Stimmen, dass es zwischen Hunziker/Schmid und Langmoen/Dietrich knapp werden könnte.
Entsprechend haben offensichtlich die beiden Lager ihre Befürwortenden mobilisiert, die Turnhalle in Oberkulm war bis auf den letzten Platz besetzt. Und als der Parteitag bereits hätte anfangen sollen, wurden noch weitere Tische und Stühle in den Saal gebracht.
Das führte gleich zu Beginn zu Verzögerungen, die nach der Verabschiedung von Gabriela Suter mit dem Auftritt des Chors «Linksdrall» aus Bern noch etwas grösser wurden. Vor der Wahl des Präsidiums führte das zu Diskussionen.
Nach mehreren Voten für die Kandidierenden, stellte Grossrätin Lea Schmidmeister den Antrag, sofort abstimmen zu lassen und keine weiteren Voten zuzulassen. Denn: schweizweit fanden am Nachmittag Klimastreiks statt, vor allem die Juso wurden dort erwartet. Der Antrag wurde angenommen, Langmoen und Dietrich danach gewählt.
Gabriela Suter verabschiedet
Nora Langmoen und Stefan Dietrich treten die Nachfolge von Nationalrätin Gabriela Suter an. Sie wurde am Parteitag aus dem Präsidium verabschiedet. Die Schweiz müsse sich jetzt für ein sofortiges Ende des Kriegs in der Ukraine einsetzen, forderte Suter in ihrer letzten Eröffnungsrede. Sie appellierte an die Solidarität. Und solche wünsche sie sich auch für Flüchtlinge anderer Kontinente. Dafür erhielt Gabriela Suter spontan Applaus.
Regierungsrat Dieter Egli hielt die Laudatio auf die abtretende Präsidentin. Er lobte ihre Hartnäckigkeit, ihren Einsatz beim Thema Umwelt und die Zusammenarbeit während den letzten vier Jahre. Der unbestritten grösste Erfolg Suters sei die Rückeroberung des dritten Sitzes im Nationalrat 2019 gewesen, so Egli. Bekanntermassen holte sie ihn selber. Ein Jahr später jedoch tauchte die SP bei den Grossratswahlen.
Nein zum Steuergesetz, Ja zur Amtsenthebungsinitiative
Bei der Parolen-Fassung für die Abstimmungen vom 15. Mai waren in Oberkulm die Haltungen klar: Das Steuergesetz lehnt die SP ab, sie hatte zusammen mit Grünen und EVP das Referendum ergriffen. Zur Amtsenthebungsinitiative sagt sie Ja. Bernhard Guhl, alt Nationalrat der damaligen BDP, stellte die Initiative den Genossen in Oberkulm vor.
Auch die nationalen Vorlagen sind klar: Zum Transplantationsgesetz sagt die SP ja, ebenfalls zum Filmgesetz, und zu Frontex nein (bei vier Gegenstimmen und sieben Enthaltungen).