Spannend, aber dennoch beruhigend: Mit Christoph Vogel die Vogelwelt erkunden
«Alle Leute um uns herum waren damals total aufgeregt», erzählt Christoph Vogel. Damals – das war, als der vielleicht zehnjährige «Stöphi» vom Nachbarsbub zu einer Vogelexkursion ins Wauwilermoos überredet worden war. Damals habe er einfach gedacht, dass dies ein besonderer Vogel gewesen sein müsse. «Heute weiss ich es», sagt Vogel schmunzelnd, «denn einen jagenden Fischadler habe ich im Wauwilermoos seither nur noch zwei oder drei Mal gesehen.»
Die Leidenschaft für die Vogelwelt aber, die war bei Christoph Vogel damit geweckt. Eine Leidenschaft, die ihn sein Leben lang begleitet hat. Obwohl er beruflich zuerst andere Wege ging. Primarlehrerausbildung, erste Stelle in Küngoldingen, dann Studium der Biologie. Später bei Pro Natura im Bereich Umweltbildung tätig, auf Mandatsbasis erste Arbeiten für die Vogelwarte Sempach. Mit 49 Jahren Wechsel zur Vogelwarte Sempach, bei der er zuerst Projekte im Bereich Umweltbildung, dann auch in der Artenförderung betreute. Ein wenig stolz ist Vogel auf das Bestimmungsbuch für Jugendliche mit dem Titel «Vogels Vogelbuch», an dessen Erarbeitung er massgeblich beteiligt war; das Buch ist vergriffen und wird wohl kaum wieder aufgelegt. Vor kurzem verabschiedete sich der 68-Jährige, der auch Präsident des Naturschutzvereins Zofingen ist, endgültig in den dritten Lebensabschnitt, nachdem er über die ordentliche Pensionierung hinaus bei der Vogelwarte noch Artenförderungsprojekte in Kleinpensen betreute.
Entschleunigend, aber spannend
Nach dem Erlebnis mit dem jagenden Fischadler begann bei Vogel die «Jagd» nach den Vogelarten. Jede Vogelart, die er erspähen konnte, wurde in einem Vogelbestimmungsbuch mit einem Kreuzchen markiert. «Mit der Zeit ist mir das dann zu blöd geworden, bei 210 habe ich aufgehört», sagt er und lacht. Die Leidenschaft für die Vogelwelt hatte aber auch ohne Kreuzchen Bestand. Vogel und die Vögel – das hat immer gut gepasst. «Wohlbefinden in der Natur suchen, das machen doch viele Menschen», sagt Vogel. Die einen beim Gärtnern, die andern beim Waldspaziergang, wieder andere bei der Vogelbeobachtung. «Das Beobachten der Vögel hilft uns beim Ausklinken aus dem Alltagsstress», sagt er. Es erlaube einem runterzufahren und sich in einen Teil der Natur zu vertiefen. Und nicht zuletzt sei es auch ein ästhetischer Genuss, einem Vogel zuschauen zu können. «Wenn man sich genügend Zeit dafür nimmt», führt er weiter aus, dann erfahre man auch viel über das Verhalten jeder Vogelart.
Die einzigartige Gelegenheit, selbst in die Vielfalt der einheimischen Vogelwelt einzutauchen, bietet der Kurs «Vögel beobachten», der von der Interessengemeinschaft (IG) Natur Region Zofingen angeboten wird. Warum ruft der Waldkauz schon im Winter? Wer brütet auf dem Turm der Zofinger Stadtkirche? Wo kann man den Eisvogel beobachten? Wieso klopfen Spechte gegen Bäume? Wie unterscheiden sich Schwalben und Segler? Welcher Vogel imitiert unzählige Vogelstimmen meisterhaft? Solche und ähnliche Fragen werden im Kurs beantwortet. An insgesamt sechs Anlässen zwischen 27. Februar und 4. Mai, wobei jeweils eine Exkursion auf einen Theorieabend folgt.
Das Beobachten steht im Zentrum
Im Kurs steht das Beobachten der Vogelwelt im Zentrum, die Teilnehmenden erfahren aber auch viel Wissenswertes zur Lebensweise und Ökologie der Vogelarten. Nach Abschluss des Kurses kennen die maximal 20 Teilnehmenden einen Strauss von vielleicht 50 typischen Vogelarten der Region. Ihm selber bleibe als Haupteindruck, dass viele Kursbesucherinnen und Kursbesucher ein neues Hobby gefunden hätten, betont Vogel.
Der Kurs richte sich an Leute, die gerne und viel draussen seien und mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen würden, sagt Vogel. Durch den Kurs führen neben Vogel mit Adrian Wullschleger (Vordemwald) und Beat Rüegger (Rothrist) zwei weitere ausgewiesene Vogelkenner aus den regionalen Naturschutzvereinen. Die drei Kursleiter haben die Thematiken unter sich «so aufgeteilt, dass es Sinn macht», wie Vogel findet. Rüegger, der bei der vom Naturschutzverein Rothrist geschaffenen Flachwasserzone Hungerzelg und den Aufwertungsmassnahmen beim Neubau des Wasserkraftwerks Ruppoldingen an vorderster Front engagiert war, nimmt sich des Themas «Wasservögel» an. Wullschleger ist ausgebildeter Forstwart und wird dementsprechend viel zum Thema «Waldvögel» zu sagen wissen. Vogel seinerseits ist fast täglich zu Fuss in der Stadt unterwegs und weiss, wo «Vögel im Siedlungsraum» wie etwa Saatkrähen, Dohlen, Alpensegler oder Mauersegler in der Stadt beobachtet werden können.
Anforderungen für die Teilnahme am Kurs gibt es nicht. «Am ersten Kursabend werden Bücher und Apps präsentiert, aus denen man auslesen kann, was einem entspricht», sagt Vogel. Unerlässlich fürs Beobachten ist natürlich ein Feldstecher, zumindest der Mittelklasse. Zu den Modellen geben die Kursleiter am ersten Abend und auf den Exkursionen gerne Tipps ab – von Billigstmodellen rät Vogel dringend ab. Die Kurskosten betragen 180 Franken, für Mitglieder der regionalen Naturschutzvereine 150 Franken. Anmelden kann man sich bis 24. Februar per E-Mail unter info@nvvordemwald.ch, Auskünfte erteilt Adrian Wullschleger, Telefon 079 259 08 70.
Acht Naturschutzvereine schlossen sich zusammen
In der Westecke des Kantons Aargau schlossen sich die acht Naturschutzvereine Aarburg, Brittnau, Murgenthal, Oftringen, Rothrist, Strengelbach, Vordemwald und Zofingen 1991 zur IG Natur Region Zofingen zusammen, um Naturschutzanliegen in der Region mit einer stärkeren Stimme vertreten zu können. Später wurden auch der Verein Lebendiges Rottal, der Jugendnaturschutz Aare-Wiggertal und Natur Reiden aufgenommen, sodass die IG heute elf Mitglieder zählt. Die Mitglieder treffen sich an drei jährlichen Zusammenkünften zum Erfahrungsaustausch und zur Koordination der Aktivitäten und Anlässe.
Anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums der Eidgenossenschaft liess die IG gleich in ihrem Gründungsjahr mit einer Ausstellung zu verschiedenen Naturschutzthemen von sich hören. Weitere wichtige Eckpunkte waren die Waldschnepfen-Bestandeserhebung in Murgenthal, Rothrist und Vordemwald 1992, der Erwerb einer Landparzelle in Oftringen 1995, die Durchführung einer regionalen Brutvogelkartierung 2000 oder der Start des Projekts Wieselnetz 2008. Seit 2008 werden auch die Grundkurse Ornithologie und Botanik regelmässig durchgeführt. Die alljährlichen Zugvogel-Beobachtungstage werden ebenfalls unter dem Patronat der IG durchgeführt. Ebenso bringt die IG ihre Anliegen bei grösseren Bauprojekten in der Region ein und wird dort auch entsprechend wahrgenommen.