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Porsche nun wertvoller als Mercedes und BMW – «VW verscherbelt sein Tafelsilber»

Der Volkswagen-Konzern braucht Geld für seine Strategie der Elektromobilität. Der Autobauer Porsche geht dafür an die Börse. Profiteure des Schrittes gibt es einige.

Der Stuttgarter Luxus- und Sportwagenhersteller Porsche wagt den Schritt an die Börse. Kurz nach dem Handelsstart am Donnerstag kletterte die Aktie des Autobauers um zwei Prozent über den Ausgabepreis auf 84 Euro. Mit einem Erlös von 9,4 Milliarden Euro für die Konzernmutter Volkswagen ist es der grösste deutsche Börsengang seit der Telekom 1996. Porsche erreicht auf Basis des ersten Preises eine Marktkapitalisierung von 76,5 Milliarden Euro. Damit sind die Stuttgarter an der Börse wertvoller als Mercedes-Benz (58 Milliarden Euro) und BMW (47 Milliarden Euro). Volkswagen lag mit 86 Milliarden Euro noch darüber.

Porsche-Chef Oliver Blume, der seit September auch an der Spitze von Volkswagen steht, sagte:

«Heute geht für uns selbst ein grosser Traum in Erfüllung.»

Laut dem Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research in Duisburg, bringt der VW-Konzern die Porsche-Aktien an die Börse, um flüssige Mittel für geplante Batteriefabriken und die Strategie der Elektromobilität zu erhalten. «Für diese Strategie wird nun ein Teil des Tafelsilbers verscherbelt», analysiert Dudenhöffer. Er erwartet, dass der nun eigenständiger agierende Hersteller Porsche profitieren werde. Porsche löse sich von der komplizierten Konzern-Struktur des VW-Konzerns. Dudenhöffer: «Das wird Porsche guttun.»

Familien Piech und Porsche sichern sich Einfluss

Der Löwenanteil der Aktien ging an grosse Investoren. Privatanleger erhielten lediglich 7,7 Prozent des Volumens. Schon im Vorfeld hatten sich vier Ankerinvestoren, darunter VW-Grossaktionär Katar, knapp 40 Prozent der Anteile gesichert.

Das Grundkapital der Porsche AG war in der Vorbereitung zum Börsengang zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugs- und stimmberechtigte Stammaktien aufgespalten worden. Ein Viertel der Vorzüge – also in etwa ein Achtel aller Anteile – gingen nun in den Verkauf. Dazu erhält die Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) 25 Prozent plus eine Aktie der Stämme für einen Kaufpreis von 88,69 Euro. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte PSE bekommt damit eine Sperrminorität und damit Einfluss auf wichtige Entscheidungen. Insgesamt fliessen durch den Deal noch einmal 10,1 Milliarden Euro in die Kassen der Volkswagen AG.