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Corona, Sommerferien, Hausärztemangel: Viele Patienten auf Aargauer Notfallstationen 

Die beiden Kantonsspitäler in Aarau (KSA) und Baden (KSB) verzeichnen ein für die Jahreszeit ausserordentlich hohes Patientenaufkommen. 

Am Samstag hat der Chef der Notfallpraxis beim Bahnhof Winterthur im «Tages Anzeiger» Alarm geschlagen. In der Notfallpraxis suchen seit einigen Monaten täglich zwischen 130 und 160 Personen ärztliche Hilfe. Die Infrastruktur wäre auf durchschnittlich 80 bis 100 Patientinnen und Patienten pro Tag angelegt.

Am Dienstag doppelte die Zürcher Gesundheitsdirektion in einer Mitteilung nach. Die Notfallstationen der Zürcher Spitäler seien stark ausgelastet, vermehrt wegen Bagatellfällen, die auch in Hausarztpraxen behandelt werden könnten.

Mehr als 100 Patienten im KSA am Bahnhof

Im Aargau klingt es ähnlich. Das Praxiszentrum KSA am Bahnhof spüre seit rund zwei Jahren eine erhöhte Nachfrage und sei «sehr gut ausgelastet», teilt die Medienstelle des Kantonsspital Aarau (KSA) mit. Es werden im Moment jeden Tag rund 100 bis 120 Patientinnen und Patienten behandelt.

Mit einer telefonisch durchgeführten Erstberatung versucht das Team, die Sprechstunden besser zu planen. Bei einem leichten Fall, der nicht zwingend vor Ort angeschaut werden muss, wird den Patientinnen und Patienten am Telefon empfohlen, sich in einer Apotheke beraten zu lassen.

4000 Notfälle mehr als im ersten Halbjahr 2021

Im Spitalnotfall verzeichnet das KSA ebenfalls einen Anstieg. Im ersten Halbjahr 2022 habe das Notfallzentrum für Erwachsene 4000 Eintritte mehr verzeichnet als im ersten Halbjahr 2021. Einerseits liege das daran, dass es im Aargau weniger Hausarztpraxen gebe und damit immer mehr Patientinnen und Patienten keinen Hausarzt haben. Zugenommen hat auch die Anzahl chronisch kranker oder mehrfach erkrankter Menschen. Nicht zuletzt landen auch Patientinnen und Patienten mit Covid-19 auf dem Notfall.

Aus dem Kantonsspital Baden (KSB) klingt es ähnlich. Schon in den Wintermonaten hätten deutlich mehr Patientinnen und Patienten den Notfall aufgesucht als im Vorjahr. Aktuell sei das Patientenaufkommen für diese Jahreszeit «aussergewöhnlich hoch». Ein Grund dafür seien die Ferien. Weil diverse Hausarztpraxen zu sind, wenden sich viele Patientinnen und Patienten direkt an den Notfall des KSB.

Die Patientinnen und Patienten würden aus unterschiedlichsten Gründen eingeliefert. «Die Diagnosen reichen von Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen über Schlaganfall, Niereninsuffizienz und Leberzirrhose bis hin zu Windpocken und Covid», sagt KSB-Sprecher Omar Gisler. In der KSB-Notfallpraxis, wo weniger schwer erkrankte Patientinnen und Patienten behandelt werden, kümmern sich Ärztinnen und Ärzte um Verstauchungen, Durchfall oder Blasenentzündungen.

Bei einem medizinischen Problem steht den Aargauerinnen und Aargauern auch die zentrale Notrufnummer 0900 401 501 (CHF 3.23 pro Minute) des Aargauischen Ärzteverbands zur Verfügung. Wer die kostenpflichtige Nummer anruft, erhält eine Erstberatung durch medizinisch geschultes Personal. Wenn notwendig, erfolgt eine direkte Weiterleitung an den notfalldienstleistenden Arzt oder die nächstgelegene Spital-Notfallstation oder gar die Ambulanz 144.