Zum vierten Mal in Folge: Marco Odermatt ist Schweizer Sportler des Jahres – Lara Gut-Behrami ist Sportlerin des Jahres
Sportler des Jahres: Marco Odermatt
Natürlich steht am Ende des Abends wieder Marco Odermatt auf der Bühne. Wer sonst? Das Nidwaldner Ski-Ass gewinnt den Preis als besten Sportler des Landes bereits zum vierten Mal in Folge. Das hat selbst Roger Federer nie geschafft, der total sieben Mal triumphiert hat. Odermatt sagt: «Man erwischt sich selber, dass man Dinge als Selbstverständlichkeit annimmt. Aber das stimmt natürlich nicht. Dieser Award macht mich sehr stolz.»
Der beste Skifahrer der Gegenwart blickt auf eine weitere Rekordsaison zurück. 13 Weltcupsiege hat er gefeiert, neun davon in seiner Paradedisziplin Riesenslalom. Mit dem Rekord-Vorsprung von 874 Punkten sicherte er sich zum dritten Mal in Folge den Gesamtweltcup. Zudem gewann er drei weitere Kristallkugeln in der Abfahrt, im Super-G und im Riesenslalom. Auch in der aktuellen Saison bleibt Odermatt das Mass aller Dinge und steht an der Spitze des Gesamtklassements.
Neben der Piste erfreut sich der 27-Jährige durch seine bodenständige Art grosser Beliebtheit. Während der Live-Sendung wird er gefragt, ob es stimme, dass er seine Siege jeweils in einer Jodelbar in Luzern feiere. «Immer wäre schon ein bisschen übertrieben», sagt er lachend. «Aber es stimmt. In den letzten drei Jahren haben wir jeweils mit dem Fanklub in dieser Bar gefeiert, nachdem ich in Adelboden gewinnen konnte.» Bereits am nächsten Samstag findet der Riesenslalom am Chuenisbärgli wieder statt. Ob er dann wieder feiert? «Zuerst muss ich liefern», sagt Odermatt und lacht. Natürlich ist ihm auch dort der vierte Sieg in Serie zuzutrauen.
Sportlerin des Jahres: Lara Gut-Behrami
Bald 17 Jahre ist es her, als Lara Gut-Behrami 2008 in St. Moritz in ihrer ersten Weltcup-Abfahrt als Dritte auf Anhieb aufs Podest fuhr und nur deshalb nicht gewann, weil sie kurz vor dem Ziel stürzte. Seither hat sie im Weltcup 45 Siege gefeiert, mehrere schwere Verletzungen überstanden, sich an der Öffentlichkeit aufgerieben und auch schon mit dem Rücktritt kokettiert.
Doch mit bald 34 Jahren fährt Lara Gut-Behrami noch immer Ski und steht im Zenit ihrer Schaffenskraft. Im vergangenen Winter gewann sie zum ersten Mal die kleine Kristallkugel im Riesenslalom, zum fünften Mal im Super-G, wurde Zweite in der Abfahrt und gewann acht Jahre nach der Premiere zum zweiten Mal den Gesamtweltcup. Mit 45 Weltcupsiegen, 93 Podestplätzen, drei Olympia- (1 Mal Gold, 2 Mal Bronze) und acht WM-Medaillen (2 Mal Gold, 3 Mal Silber, 3 Mal Bronze) ist die Tessinerin eine der erfolgreichsten Skifahrerinnen der Geschichte. Heute ist Lara Gut-Behrami die älteste Gewinnerin der grossen Kristallkugel und bei keiner verstrichen zwischen dem ersten Weltcupsieg (2008 in St. Moritz) und dem bislang letzten im März 2024 in Kvitfjell mehr Tage. Nun wurde sie zum dritten Mal nach 2016 und 2023 zur Schweizer Sportlerin des Jahres gekürt.
Alleine in der letzten Saison gewann sie sieben Rennen. Und setzt Lara Gut-Behrami ihre Karriere tatsächlich bis zu den Olympischen Spielen 2026 in Cortina d’Ampezzo fort, muss sich auch die Skilegende Vreni Schneider in Acht nehmen. Mit 55 Weltcupsiegen liegt die erfolgreichste Schweizer Skifahrerin der Geschichte nur noch zehn Siege vor Lara Gut-Behrami.
Paralympische Sportlerin des Jahres: Catherine Debrunner
Fünf Mal Gold, dazu 1 Mal Silber – nur die chinesische Schwimmerin Yuyan Jiang gewann bei den Paralympischen Spielen in Paris mehr Medaillen als die 29-Jährige Thurgauerin. Besonders beeindruckend ist dabei ihre Vielseitigkeit: Debrunner gewann über 400, 800, 1500 und 5000 Meter auf der Bahn und zum Abschluss auch noch im Marathon. Erfolge, die nicht von Ungefähr kommen: Seit 2019 pendelt Debrunner regelmässig tausende Kilometer zwischen der Schweiz und den Niederlanden, wo ihr Trainer Arno Mul lebt.
Trainer des Jahres: Patrick Fischer
Nachdem die Schweiz drei Mal in Folge in den WM-Viertelfinals gescheitert und im Vorfeld der letzten WM 13 Mal in Folge verloren hatte, stand Patrick Fischer massiv in der Kritik. Doch dann holte die Schweiz an der WM in Prag und Ostrava Silber. Und Fischer wird zum zweiten Mal nach 2018 zum Trainer des Jahres gekürt.
Es ist der Lohn für die Offenheit, ständig zu hinterfragen, wie man sich verbessern kann. Vor der WM holte der 49-Jährige einen Performance-Coach ins Boot. Während der WM stiess ein Hypnosetherapeut dazu.
Heinz Frei erhält einen Ehrenpreis
27 Medaillen, davon 14 Mal Gold bei Paralympischen Sommerspielen, die letzte im Alter von 63 Jahren 2021 in Tokio im Handbike-Strassenrennen. Dazu gewann er 8 Medaillen bei Winterspielen im Langlaufschlitten, davon einmal Gold. Mit dem Handbike und im Rennrollstuhl wurde er 14 Mal Weltmeister.
Heinz Frei war während vier Jahrzehnten das Gesicht des Schweizer Parasports. Mit seinen Erfolgen hat der heute 66-Jährigen auch massgeblich zu einer besseren Sichtbarkeit und Professionalisierung des Parasports beigetragen. Nun wurde er für seine Verdienste mit einem Ehrenpreis bedacht. Dem Sport bleibt er als Botschafter und Referent, der Talenten den Weg in die Weltspitze ebnet, verbunden. Sein letztes WM-Rennen bestritt der Solothurner im September bei der Heim-WM in Zürich.
MVP: Granit Xhaka
Für den Schweizer Nationalcaptain war 2024 das fast perfekte Jahr. Im Klub führte der Mittelfeldstratege Bayer Leverkusen ungeschlagen zum Meistertitel, zum Cupsieg und in das Final der Europa Legaue. Mit der Nationalmannschaft spielte er eine erfolgreiche EM in Deutschland. Als Dreh-und Angelpunkt ist er für die Nati so wichtig, dass er im Viertelfinal gegen England trotz eines Muskelfaserriss 120 Minuten lang durchspielte. Er wurde als erster Schweizer seit 1996 für den Ballon d’Or nominiert und erreichte dort den 16. Rang.
SRF 3 Best Talent Sport: Lucia Acklin
Erstmals international in Erscheinung trat Lucia Acklin vor zwei Jahren, als sie am Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) in Banska Bystrica im Siebenkampf die Goldmedaille gewann. Nur ein Jahr später doppelte die Fricktalerin mit Silber am EYOF in Maribor nach. Ihren bislang grössten Erfolg verzeichnete Acklin im vergangenen Sommer mit dem Gewinn der Silbermedaille an der U20-WM in Lima. Längerfristig will die 18-Jährige die Schweiz an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles vertreten.
Team des Jahres: Tanja Hüberli/Nina Brunner
Es ist die Krönung einer gemeinsamen Reise: Die beiden Beachvolleyballerinnen holen zu ihrem Abschluss den Preis als Team des Jahres. Das Duo spielte neun Jahre erfolgreich zusammen und krönte die Zusammenarbeit an den Olympischen Spielen in Paris mit dem Gewinn der Bronzemedaille.
Die beiden Innerschweizerinnen spielten dabei ein fast perfektes Turnier, mussten erst im Halbfinal einen Satzverlust hinnehmen. «Es ist eine riesige Ehre für uns, jetzt Team des Jahres zu werden», sagte Nina Brunner. «Das Jahr ist für uns eine Krönung gewesen von der wunderschönen Zeit, die wir zusammen erlebt haben.»
Schon jetzt sind Brunner und Hüberli kein kein Duo mehr. Während Hüberli neu mit Leona Kernen zusammenspielt, macht Brunner eine Pause. Sie ist schwanger, die Geburt ihres ersten Kindes steht an. «Es wird ein Mädchen. Ich freue mich sehr auf das, was ansteht», sagt Brunner, die offen lässt, ob sie nach der Baby-Pause wieder in den Spitzensport zurückkehrt.
Wird Odermatt zum vierten Mal in Folge «Sportler des Jahres»?
Gelingt Marco Odermatt am Sonntagabend Historisches? Würde es auch wieder in diesem Jahr heissen: «Schweizer Sportler des Jahres ist Marco Odermatt», dann wäre es für den Nidwaldner der vierte Sieg in Folge. Das gelang bisher noch keinen Schweizer Sportler beziehungsweise Sportlerin.
Auch wenn Roger Federer insgesamt sieben Mal die Trophäe entgegennahm, gelang ihm das nur «zwei Mal» hintereinander (2003, 2004 und 2006, 2007). Auf der Seite der Frauen durfte sich Vreni Schneider fünf Mal über die Auszeichnung freuen (1988, 1989, 1991, 1994 und 1995). Jedoch gelang es Ariella Kaeslin drei Mal hintereinander zu gewinnen (2008, 2009 sowie 2010).