SRF kann in der Pandemie gewonnene Marktanteile halten – private TV-Konkurrenz legt zu
An einem Durchschnittstag im zweiten Halbjahr 2022 haben gut 4.2 Millionen Personen in der Schweiz die Angebote der Fernsehsender genutzt – entweder live oder zeitversetzt. Das entspricht einem totalen Marktanteil von rund 57 Prozent der Schweizer Fernsehsender. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Tagesreichweite damit um einen Prozentpunkt leicht zurückgegangen, wie die Mediapulse AG für Medienforschung am Donnerstag in einer Mitteilung schreibt.
TV-Zuschauerinnen und TV-Zuschauer verbringen damit im Schnitt 196 Minuten pro Tag vor dem Fernseher. Nach Sprachregionen betrachtet gibt es jedoch weiterhin grosse Unterschiede: Den Spitzenrang behält die italienischsprachige Schweiz mit 222 Minuten pro Tag, gefolgt von der Romandie (219 Minuten) und der Deutschschweiz (186 Minuten).
Corona, Ukraine-Krieg, Fussball-WM
In der Deutschschweiz erreichten die drei TV-Sender SRF1, SRF2 und SRF Info einen Marktanteil von 33,4 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag meldet. Laut Mitteilung ist dies der zweithöchste Wert seit der Messumstellung im Jahr 2013. In der Primetime am Abend erreichten die SRF-Sender sogar einen Marktanteil von 41,7 Prozent.
- Die publikumsstärkste Informationssendung war mit 975’000 Zuschauenden die «Tagesschau»-Hauptausgabe vom 16. Februar. Damals verkündete der Bundesrat die Aufhebung der meisten Coronamassnahmen.
- Aber auch die Spezialsendungen zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs am 22., 24. und 28. Februar sahen 428’000, 491’000 respektive 581’000 Personen.
- Aber auch die Krimiserie «Wilder» (letzte Sendung: 573’000 Zuschauende) oder die Polizeikomödie «Tschugger» (im Schnitt 359’000 Zuschauende) lockten viele vor den TV. Hinzu kommen in beiden Fällen ebenfalls zahlreiche Videostarts.
- Zu den beliebtesten TV-Highlights des Jahres gehörte laut SRF die einmalige Neuauflage von «Benissimo»: Die Samstagabendshow mit Beni Thurnheer verfolgten im Schnitt 858’000 Personen. Dies ist der zweithöchste Wert für diesen Sendeplatz seit dem Jahr 2013.
- Die beliebteste SRF-Sendung war jedoch der Fussball-WM-Achtelfinal zwischen der Schweizer Nati und Portugal mit 1,3 Millionen Zuschauenden. Aber auch den Final zwischen Argentinien und Frankreich verfolgten noch gut 1,2 Millionen Fussballfans.
Aber auch die private TV-Konkurrenz meldet im zweiten Halbjahr Zuschauererfolge: «Mit regionalem Service Public, sportlichen Höhepunkten und Entertainment der Extraklasse» hätten die regionalen und nationalen TV-Sender von CH Media in den letzten sechs Monaten zusammen täglich 1,1 Millionen Personen erreicht, schreibt das Unternehmen.
«Bachelor», «Bauer, ledig, sucht» und regionaler Service public
Die letzte «Bachelor»-Staffel auf «3+» ist mit einem Marktanteil von 45.1 Prozent bei den 15- bis 24-Jährigen laut CH Media die zweitmeistgesehen aller bisherigen Produktionen. Mit rund 80 Prozent Marktanteil habe deren zweite Folge sogar sämtliche Rekorde gebrochen. Überhaupt würden Eigenproduktionen wie «Bauer, ledig, sucht …» oder «Die Höhle der Löwen» auf ein grosses, wachsendes Interesse stossen.
Mit 12.5 Prozent Live-Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe waren die nationalen TV-Sender von CH Media die stärkste Privatsendergruppe in der Primetime, schreibt das Unternehmen, wozu auch diese Website gehört.
SRF büsst im Radio weitere Anteile ein
Im Radiobereich hat SRF im vergangenen Jahr derweil 63’000 Hörerinnen und Hörer respektive fast zwei Prozentpunkte Marktanteile verloren. Konkret erreichten alle Radiostationen von SRF 2022 zusammen noch einen Marktanteil von 53,7 Prozent, wie das Unternehmen mitteilt. Das ist ein Rückgang von 1,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Am beliebtesten sind nach wie vor SRF 1 (27,5 Prozent Marktanteil, -0,5 Prozentpunkte), SRF 3 (13,7 Prozent, -0,5) und SRF Musikwelle (7,2 Prozent, -0,3).
Die private Konkurrenz hat derweil laut SRF-Mitteilung im vergangenen Jahr um 1,2 Prozentpunkte Marktanteile gewonnen (neu 38,1 Prozent). Dei ausländische Konkurrenz blieb mit 3,5 Prozent praktisch stabil. Detaillierte Nutzungsdaten privater Schweizer Radiostationen wird Mediapulse zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen. Bis zu den Halbjahreszahlen 2022 war diese Kommunikation jeweils gemeinsam mit den TV-Daten erfolgt. Nun wurde dies laut Mediapulse angepasst. (sat)