Stadtpräsidentin Christiane Guyer im zt Talk: «Der Stadtrat hat seine Hausaufgaben gemacht»
Der Zofinger Stadtrat orientierte letzte Woche über den Stand der Organisationsentwicklung, die er Ende 2022 angestossen hat. Um für die Herausforderungen der Zukunft fit zu sein, soll die Stadtverwaltung gezielt optimiert werden. Eine Ist-Analyse habe gezeigt, dass die Stadtverwaltung «ressourcenmässig unterdotiert» sei. Mit dem Budget 2024 will der Stadtrat entsprechende Stellen aufstocken. Die FDP kritisierte die Pläne umgehend. Es drohe ein «beispielloser Paradigmenwechsel hin zu einer ultralockeren Ausgabenpolitik». Zu befürchten sei «eine nie dagewesene Erhöhung des Personaletats um mehrere 100 Stellenprozente», schrieben die Freisinnigen in einer Medienmitteilung. Sie kritisierten auch, dass der Fokus auf die Verantwortlichkeiten der Stadtratsmitglieder gelegt und daraus eine Organisation abgeleitet werde.
«Mich hat die Kritik überrascht, weil es eine politische Forderung war, die Strukturen zu überprüfen und zu überdenken», sagt Christiane Guyer im zt Talk dazu. «Wir haben aber auch positive Rückmeldungen bekommen. Der Stadtrat hat seine Hausaufgaben gemacht. Uns ist es wichtig, dass die Stadtverwaltung fit für die Zukunft ist.»
Die Befürchtung, dass die künftige Stadtverwaltung nicht schlanker werde, sondern im Gegenteil noch Schnittstellen hinzukommen, stimme so nicht. «Schnittstellen lassen sich nicht komplett vermeiden. Dem Stadtrat ist es wichtig, dass wir über durchgängige, effiziente Prozesse verfügen, die kundenorientiert sind. Und dass die Dienstleistungen für Bevölkerung einfach zugänglich sind.» Als Beispiel nennt Guyer das Bewilligungswesen für Veranstaltungen.
Die konkrete Zahl der Stellen, die der Stadtrat im Budget 2024 beantragen will, nennt Guyer noch nicht: «Die im Budget zu beantragenden Stellen stehen nicht nur im Zusammenhang mit der Organisationsentwicklung», so die Stadtpräsidentin. Es gehe auch um das Mengenwachstum. «Wir haben mehr Einwohnende, mehr Baugesuche, mehr Steuerdossiers – gleichzeitig gilt es, die Digitalisierungsprojekte voranzutreiben und umzusetzen.» Das definitive Budget liege noch nicht vor, es werde zurzeit finalisiert. «Wir werden es am 15. September veröffentlichen.»
Mehr Personal brauche es beispielsweise, um Baugesuche innerhalb nützlicher Fristen abarbeiten zu können. «Das dauert im Moment zu lange.» In das Personal zu investieren bedeute aber auch, Weiterbildungen zu ermöglichen und dieses bei der Führung zu unterstützen.
Künftig soll jedes Stadtratsmitglied noch einen Bereich führen, bei der Stadtpräsidentin sollen es drei Bereiche plus das Seniorenzentrum sein. Hat die Stadtregierung die künftige Organisation auf sich selbst zugeschnitten? «Wir brauchen eine Verwaltungsorganisation, die mit dem Milizsystem des Stadtrates kompatibel ist», sagt Guyer. Es sei auch die Forderung im Raum gestanden, dass der Stadtrat sich um die strategische Führung kümmern soll, während das operative Geschäft bei der Verwaltung liegen soll. «Die Reduktion der Bereiche trägt genau dazu bei», so Guyer. Die vorgeschlagene Struktur sei das Resultat der gesamten Analyse – «sie spiegelt die Anliegen sowohl der Verwaltung als auch der Politik». Laut Guyer wäre die Organisation, wie der Stadtrat sie jetzt vorschlägt, auch mit fünf statt sieben Stadträten kompatibel.
Stehen die Mitarbeitenden und das Kader der Stadtverwaltung hinter den Plänen des Stadtrates? «Das Kader und das Personal waren bei der Ausarbeitung der Handlungsfelder und Massnahmen mit dabei. Die neue Struktur wird als klar und nachvollziehbar wahrgenommen.» Bei jedem Veränderungsprozess gebe es Leute, die das eine oder andere nicht gut fänden. «Damit muss man umgehen können.» – «Es gibt eine sachliche Ebene und eine emotionale Ebene. Beide Ebenen sind wichtig, und beide müssen wir im weiteren Verlauf gut berücksichtigen.»
Befürchtet sie grossen Widerstand im Einwohnerrat gegen die Aufstockung des Stellenetats? «Wir werden im Rahmen des Budgets die Argumente noch einmal klar darlegen», sagt Guyer. Von einer Ablehnung des Budgets geht sie nicht aus. «Ich habe grosses Vertrauen in der Einwohnerrat. Es gibt sachliche Argumente, warum wir das machen.»