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Winterspiele in der Planstadt und Jobs für Frauen: Wie Saudi-Arabien zur Tourismusnation werden will – und wie Kroatien den Massentourismus nachhaltiger machen will

Ist Saudi-Arabien das Tourismusziel der Zukunft? Das Königshaus investiert derzeit Milliarden in das Projekt, den Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftszweig zu machen. Wie, sagte am St.Gallen Symposium die Beraterin Gloria Guevara. In Kroatien versucht derweil die Tourismusministerin Nikolina Brnjac, den Tourismus nachhaltiger zu gestalten.

Irgendwann geht Saudi-Arabien das Öl aus. Doch die Einnahmen sollen auch noch sprudeln, wenn das schwarze Gold einmal versiegt ist. Eine Quelle hat das Königshaus schon gefunden: «Tourismus ist das neue Öl», sagt Gloria Guevara. Die ehemalige Tourismusministerin Mexikos berät Saudi-Arabien dabei, das wirtschaftliche Potenzial der Reiselust anzuzapfen. Und sie sprach am St.Gallen Symposium über die grossen Pläne.

Winterspiele in der Planstadt

Bis 2030 sollen jährlich 100 Millionen Touristen kommen. Um die Touristen anzuziehen, investiert das Land nicht nur in Hotels. Auch die Weltausstellung 2030 oder die Fussball-WM 2034 gehören zu diesem Plan – und die Winter-Asienspiele 2029. Diese sollen in Trojena stattfinden, einem Skigebiet in der Megastadt Neom. Diese ist, genau wie das Skigebiet, heute allerdings erst ein Bauprojekt.

Ehrgeizige Pläne für ein Land, das bis 2019 für Touristen noch verschlossen war. Doch das Potenzial des Reisegeschäfts sei zu verlockend. Rund zehn Prozent des Welt-Bruttosozialprodukts würden vom Tourismus erzeugt, sagt Guevara, und zehn Prozent aller Jobs sind in diesem Sektor. Und er wächst. «Vor der Pandemie wurde jeder vierte neue Job in diesem Sektor geschaffen.» Und vor allem, betont Guevara, «schafft der Tourismus Chancen in Gegenden, wo es sonst kaum wirtschaftliche Chancen gibt.»

Saudi-Arabien plant in der nordwestlichen Provinz Tabuk eine Stadt vom Gebirge bis zum Meer.
Bild: Neom

«Nicht alles perfekt»

Das könne durchaus nachhaltig sein, sagt Guevara. Das Königreich investiere in Photovoltaik und Entsalzungsanlagen, und sie verwies auf den Schnee in den Bergen von Tabuk. Trotzdem kommen aus dem Publikum kritische Fragen, die nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch die Menschenrechtssituation im Königreich ansprechen. «Nicht alles ist perfekt», gab sie zu. Aber in Saudi-Arabien sei eine Transformation im Gange, wie sonst nirgends. Der Tourismus könne hier eine wichtige Rolle spielen. Denn er schaffe Jobs, gerade für die saudischen Frauen, die noch bis vor kurzem nicht Auto fahren und kaum arbeiten durften.

Nachhaltigkeit statt Massen

Erste Erfolge kann Saudi-Arabien auf dem Weg zur Tourismusnation bereits vermelden: Rund 27 Millionen ausländische Touristen kamen 2023. Damit hat Saudi-Arabien das kleine Kroatien überholt. «Die Pandemie hat uns die Chance gegeben, den Tourismus bei uns zu überdenken», sagt Tourismusministerin Nikolina Brnjac. Das Land setzt vermehrt auf nachhaltigen Tourismus – nicht nur, weil der Klimawandel ernst zu nehmen sei. «Wir brauchen nicht noch mehr Massentourismus», sagt sie. Denn der schaffe auch Probleme, die man gemeinsam mit den Gemeinden lösen wolle. «Es geht hier um Transport und Energie, aber auch Wasser und Abfall. Oder darum, dass junge Leute nicht von Ferienwohnungen aus Dubrovnik oder Split verdrängt werden sollen.»

Die kroatische Küste bietet beliebte Reiseziele: hier die Stadt Split.
Bild: MSC

Auch sie sieht Erfolge. «Gerade jungen Reisenden ist es wichtig, nachhaltig zu reisen», sagt Brnjac. Auch der Klimawandel hilft ihr, die Touristenströme zu regeln. «Weil es in den letzten Sommern so heiss war, verlegen immer mehr Touristen ihre Reise in die Nebensaison.»