
«Leistet jemand Widerstand, wird er auf der Stelle erschossen»: Fake-Brigadier erneut in U-Haft – wegen eines Linkedin-Beitrags?
«Befehl des Armee-Hauptquartiers vom 7. Juni 2024: Die Stadtpolizei Zürich wird bis am Sonntagabend durch die Armee entwaffnet und entuniformiert. Leistet jemand Widerstand, wird er auf der Stelle erschossen.» Dies schrieb ein Mann, der im Aargau und in Zürich als Lokalpolitiker tätig war undsich selber als Brigadier und Ortskommandant der beiden Kantone bezeichnet, vor rund zehn Tagen auf Linkedin.
Hat diese Drohung im Business-Netzwerk dazu geführt, dass der offenbar geistig verwirrte Mann, der schon früher mit wirren Beiträgen in seinem Blog und in sozialen Medien auffiel, jetzt wieder inhaftiert wurde?Bereits vor rund zwei Monaten wurde der Blogger in Untersuchungshaft genommen, inzwischen aber offenbar wieder freigelassen. Doch nun sitzt der Fake-Brigadier gemäss AZ-Informationen erneut im Gefängnis Zürich West.
Bei der Medienstelle der Staatsanwaltschaft Kanton Zürich heisst es auf Anfrage, man könne die Vermutung, dass sich der Mann «im Gefängnis Zürich-West befinde, weder dementieren noch bestätigen». Die Staatsanwaltschaft führe aber ein Verfahren «gegen die genannte Person wegen des Verdachts auf mehrfache Drohung und weitere Delikte».

Bild: Michael Buholzer/Keystone
In diesem Zusammenhang habe das Zwangsmassnahmengericht den Beschuldigten in den letzten Tagen erneut in Untersuchungshaft versetzt. Die Medienstelle hält fest, bis zu einem rechtskräftigen Verfahrensabschluss gelte für den Mann die Unschuldsvermutung. Weitere Angaben macht die Medienstelle wegen des laufenden Verfahrens und aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht.
Während die Drohung auf Linkedin sich diesmal nicht gegen eine einzelne Person richtet, dürfte dies bei der ersten Inhaftierung im April anders gewesen sein. Damals soll der Fake-Brigadier gemäss Informationen der AZ den CEO der Zürcher Kantonalbank Urs Baumann bedroht haben. Offiziell bestätigen lässt sich diese Information aber nicht. Die ZKB wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern.
Kein Strafverfahren im Aargau
In einem Blogeintrag listete der Mann, der im Militär nicht Brigadier, sondern Oberstleutnant war, zahlreiche Kader von Verwaltung und Behörden auf, die er fristlos entlassen habe. Darunter ist der Brugger SP-Grossrat Martin Brügger, der bei der Zürcher Arbeitslosenversicherung arbeitet. Und auch Michael Leupold, der Kommandant der Aargauer Kantonspolizei, sei per 25. März entlassen worden.

Bild: Michael Buholzer/ Keystone
Zudem behauptete der Fake-Brigadier, er habe die Aargauer Regierung, den Grossen Rat, das kantonale Obergericht und sämtliche Bezirksgerichte aufgelöst. Diese seien von Nazis verseucht, schrieb der Mann in seinem Blog. Obwohl auch Aargauer Institutionen und Behördenmitglieder erwähnt werden, läuft hier kein Strafverfahren gegen den Mann, wie Adrian Schuler, Sprecher der Aargauer Staatsanwaltschaft, auf Anfrage mitteilt.