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Valentins-Gruss von Banksy: Wie der mysteriöse Street-Artist den Finger auf die Wunde legt

Am Valentinstag ist in England ein neues Bild des Street-Art-Künstlers Banksy aufgetaucht. Auch in diesem Werk steckt eine wichtige Botschaft.

Heute, am 14. Februar, schenken sich verliebte Paare Rosen und Pralinen. Der Valentinstag leuchtet rosarot aus vielen Schaufenstern, Küsschen hier, Küsschen da. Der britische Street-Art-Künstler Banksy nutzt den Tag einmal mehr für seine Botschaft. Am Vormittag veröffentlichte er auf seinem Instagram-Profil Fotos seines neusten Werkes im britischen Margate, Kent.

Eine Frau mit Rock, Schürze und gemachten Locken wie in den 50er-Jahren beugt sich über eine Tiefkühltruhe, um die der Künstler sein Werk gemalt hat. In der Truhe liegen jedoch nicht die vorbereiteten Menüs für die nächste Woche, sondern der Ehemann. Das Lächeln der Frau sitzt schief, ein Zahn fehlt und das zwinkende Auge ist veilchenblau unterlaufen, «Valentine’s Day Mascara» schreibt Banksy dazu.

Der Künstler wolle mit dem Wandbild auf das Thema der häuslichen Gewalt aufmerksam machen. Manche Nutzerinnen und Nutzer kommentieren unter dem Instagram-Post persönliche Erfahrungen: «He deserved it» – er habe es verdient, heisst es da etwa.

Der mysteriöse Street-Art-Künstler geht einmal mehr dorthin, wo es wehtut. An diesem Valentinstag nutzt er die mediale Aufmerksamkeit, um den Blick darauf zu richten, wo viele lieber wegsehen würden. Hinter Rosenbouquets stecken viel zu oft Veilchen, in der Schweiz sterben pro Jahr 25 Personen infolge häuslicher Gewalt, vier davon seien Kinder, schreibt das Eidgenössische Gleichstellungsbüro (EDI).

Banksy arbeitet seit rund 20 Jahren im Schutz der Anonymität. Seine Werke sind oft gesellschaftskritisch und thematisieren soziale Missstände. Er besprayte unter anderem ein Schiff zur Seenotrettung von Flüchtlingen. Als in Grossbritannien über den Brexit diskutiert wurde, stieg er auf die Leiter und liess einen Handwerker einen Stern auf der Flagge der EU zertrümmern. Er sprayte zur Coronapandemie und zu den steigenden Immobilienpreisen. Zuletzt lenkte er im November den kriegsmüden Blick der Öffentlichkeit in die Ukraine, wo er mehrere Werke auf Kriegstrümmern sprühte. Eine Artistin liess er so auf einer zerbombten Fassade turnen, anderenorts warf ein Kind beim Judo Wladimir Putin auf den Rücken.

Mit seinen Werken erregt der britische Street-Art-Künstler viel Aufmerksamkeit, denn immer wieder legt er gekonnt die Finger auf die Wunde. Das gefällt nicht allen. Städte und Gemeinden liessen in der Vergangenheit die auf dem Kunstmarkt hoch dotierten Werke entfernen. So sieht auch das Wandbild in Kent am Abend des Valentinstags bereits nicht mehr so aus, wie in den Social Media Posts. Stadtangestellte haben offenbar die Kühltruhe entsorgt.