Strich in Luzern: Stadt will den Ibach für Sexarbeitende sicherer machen
Der Luzerner Stadtrat will der Forderung nach sichereren Arbeitsbedingungen für die Sexarbeiterinnen und -arbeiter im Ibach nachkommen. In einer Mitteilung vom Dienstag bezeichnet er die Verbesserung der Sicherheitssituation dort als dringliche Daueraufgabe.
Die Forderung entstammt einem Postulat von Grünen-Grossstadträtin Selina Frey. Sie forderte den Stadtrat einerseits dazu auf, die Standortfrage wieder aufzunehmen und zum anderen Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Sicherheit zu erarbeiten. Wird der Standort nicht angepasst, so habe der Stadtrat den Bau von Verrichtungsboxen sowie Arbeitszimmer zu prüfen.
Die Sicherheit im Ibach sei ungenügend, so die Postulantin. Sie bezeichnete Massnahmen wie vermehrte Polizeipatrouillen sowie den errichteten Serviceplatz für vier Autos als «Symptombekämpfung». Dem Standort fehle jegliche soziale Kontrolle, und die Sicherheit der Sexarbeitenden sei nicht gewährleistet.
Erst im April diesen Jahres sei eine Sexarbeiterin mit einer Axt bedroht worden. 2014 sei eine Frau ermordet worden. Gemäss des Vereins Lisa, der sich für die Interessen der Sexarbeitenden einsetzt, sei es seit 2013 im Ibach zu verschiedenen Tätlichkeiten, Drohungen, sexuellen Nötigungen und Vergewaltigungen gekommen.
Kameras als Schutzmassnahme
Seit dem Vorfall von 2023 hat der Stadtrat mehrere Massnahmen unternommen, wie dieser in seiner Stellungnahme schreibt. Darunter eine dreiwöchige, regelmässige Kontrolle durch einen Sicherheitsdienst, höhere Polizeipatrouillen und eine neu installierte Notrufanlage beim Lisa-Container.
Des Weiteren sei ein zusätzlicher Container in Auftrag gegeben worden. Bei Gefahren könnten sich die Sexarbeitenden in den Container zurückziehen, wie die Stadt schreibt. Auch könne er bei nassem oder heissem Wetter als Aufenthaltsraum genutzt werden.
Seitens des Vereins Lisa sei eine Kameraüberwachung vorgeschlagen worden. Dieser Vorschlag sei zu überprüfen, so der Stadtrat. Kameras könnten vor kriminellen Handlungen schützen. Jedoch könnten sie auch dazu führen, dass weniger Freier den überwachten Ort aufsuchten und sich der Standort so verlagern würde.
Die Idee nach Arbeitszimmern, wie es die Postulantin vorschlug, sei bisher noch nicht verfolgt worden. Es gelte dabei zu prüfen, inwiefern damit die Sicherheit der Sexarbeitenden verbessert werden könne.
Verdrängen Büros künftig den Strich?
In die Frage nach den sichereren Arbeitsbedingungen spiele auch das aktuell laufende Entwicklungsprojekt «Ibach» hinein, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Vorgesehen sei im Ibach Bauland für Gewerbe im Baurecht abzugeben. Eine «Umnutzung» könne den Standort des Strassenstrichs in verschiedenerlei Hinsicht beeinflussen.
Zum einen könnte das Areal künftig belebter und sichererer werden durch die Ansiedlung von neuen Arbeitsplätzen, so der Stadtrat. Der geplante öV-Anschluss zum Seetalplatz mache das Areal zugänglicher. Es gelte aber zu beachten, ob ein «Nebeneinander» von Büroräumlichkeiten und dem Strassenstrich funktionieren könne.
Der Stadtrat sieht alles in allem eine vertiefte Prüfung der verschiedenen Massnahmen vor. Falls diese zielführend seien, so seien sie mit dem Verein Lisa abzusprechen und umzusetzen. Auch die Diskussion nach einem alternativen Standort solle im Rahmen des regionalen Entwicklungsträgers Luzern Plus wieder aufgenommen werden. (sda)