«Ernsthaft jetzt?»: Grünen-Girod wollte Strassenlicht abschalten und erzürnt SP-Chefin Meyer – wegen Sicherheitsgefühl von Frauen
Noch produziert die Schweiz mehr Strom, als sie verbraucht. Die Stauseen füllen sich, die Atomkraftwerke laufen mit voller Kapazität, die Schweiz exportiert Strom. Doch ob das auch gegen Ende des Winters der Fall ist, wenn der Strombedarf steigt und die Stauseen sich leeren, ist fraglich.
Gestern traten Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) und Energieministerin Simonetta Sommaruga (SP) vor die Medien, um über die Massnahmen des Bundesrats gegen die drohende Energiekrise zu informieren. Vorgängig ging es ums Gas, wo der Bundesrat ein freiwilliges 15-Prozent-Sparziel ausgerufen hat und zusätzlich verpflichtende Sparmassnahmen für Unternehmen und Privathaushalte angekündigt, falls eine Gasmangellage akut würde.
Aber angesichts der vielen Unbekannten und der gegenseitigen Abhängigkeiten im europäischen Strommarkt wollten Parmelin und Sommaruga auch nicht ausschliessen, dass es auch beim Strom dereinst einen Spareffort brauchen könnte.
Einen Vorschlag zum Stromsparen machte Anfang August der Zürcher Nationalrat Bastien Girod (Grüne) in der «NZZ am Sonntag». «Eine absolut schmerzfreie Massnahme ist die Reduktion der öffentlichen Beleuchtung», sagte Girod dort. Und doppelte letzte Woche in der «Sonntagszeitung» nach: «Man kann als eine von vielen Massnahmen auch die Strassenbeleuchtung abschalten», sagte Girod dort, in Übereinstimmung mit Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder.
Kein Verständnis für Girods Vorschlag hat Mattea Meyer, Zürcher Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP. «Strassenbeleuchtung abstellen und Frauen noch mehr erschweren, mit einem sicheren Gefühl nachts nach Hause zu gehen?», schreibt Meyer am Mittwochmorgen auf Twitter. Sie fragt: «Ernsthaft jetzt, Bastien Girod?» Und schiebt noch den Hinweis nach, es seien nicht die Marder, vor denen sich die Frauen fürchteten.
Meyers Tweet hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst – die offenbar auch bei Girod angekommen sind und ein Umdenken ausgelöst haben. Am Mittwochabend bedankt sich der grüne Nationalrat auf seinem Twitter-Kanal bei Meyer und anderen Frauen für den berechtigten Einwand. «Lass uns die Strassenbeleuchtung dort reduzieren, wo es die Sicherheit zulässt. #SafetyFirst», schreibt Girod.