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Streit um Comedy-Sendeplatz: Jetzt nimmt SRF Stellung

Die Comedy-Szene und das Schweizer Fernsehen sind am Mittwoch zu einer Aussprache zusammengetreten. Auf den zentralen Vorwurf hat man keine Antwort. 

Vergangene Woche haben über 40 Comedy-Frauen, bis auf Patti Basler und Lara Stoll blieben alle anonym, dem Schweizer Fernsehen strukturellen Sexismus vorgeworfen. Der Grund: Für die Nachfolge von Dominic Devilles Late-Night-Show am beliebten Comedy-Sendeplatz am Sonntagabend habe man mit Gabriel Vetter, Stefan Büsser und Patrick Karpiczenko intern lediglich drei Männer auserkoren. Frauen seien keine berücksichtigt worden. Und das, obwohl die Schweizer Comedyszene reich an innovativen und talentierten Frauen wäre.

Nun zeigt der Protest der Frauen Wirkung. Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Comedy-Szene und eine Delegation von SRF sind am Mittwoch zusammengetreten. Es habe ein Austausch über die Vorwürfe stattgefunden, schreibt das SRF.

Den Entscheid für die drei Männer rechtfertigt SRF damit, dass sie von einem «breit abgestützten und divers besetzten Gremium gefällt» worden sei. Beim Entwickeln neuer Formate hätten neben Expertenmeinungen auch zwei «von SRF in Auftrag gegebene, repräsentative Studien mit an Comedy und Satire interessierten Personen in der Deutschschweiz» eine wichtige Rolle gespielt.

«Es ist unser Ziel, auf diesem Sendeplatz möglichst viele Menschen anzusprechen. Dementsprechend ist die Bekanntheit der Persönlichkeiten ein relevantes Auswahlkriterium. Zu keinem Zeitpunkt im Prozess gab es Vorgaben zum Geschlecht möglicher Hosts», sagt Laura Köppen, Abteilungsleiterin Audience von SRF und Mitglied des Diversity Boards.

Reto Peritz, Leiter der Abteilung Unterhaltung, ergänzt: «Ob Frauen oder Männer, ob jüngere oder ältere, ob Menschen mit Migrationshintergrund oder ohne: In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von tollen Künstlerinnen und Künstlern. Es ist auf einem einzelnen Sendeplatz nicht möglich, die Comedy-Szene in ihrer ganzen Vielfalt sichtbar zu machen. Deshalb hat SRF auch im Radio und Onlineangebot verschiedene Plattformen für Künstlerinnen und Künstler.

Ausserdem prüfen wir seit einiger Zeit, ob es Möglichkeiten für zusätzliche Comedy-Sendeplätze im TV gibt. Dies würde uns das Abbilden der Comedy-Szene in all ihrer Diversität besser ermöglichen.» Was klar aus der Mitteilung hervorgeht, ist, dass SRF kein vorrangiges Interesse hatte, für den Bereich Comedy eine Frau zu suchen.

Nicht beantwortet hat SRF auch die Frage, warum man die Verantwortung für die Frauenförderung im Comedy-Fernsehbereich, die längerfristig zu einer höheren Bekanntheit von Frauen führen würde, als öffentlich-rechtlicher Sendeplatz mit hoher Reichweite bislang nicht wahrgenommen hat. In anderen Bereichen, etwa bei der Satire im Radio, ist das Männer- und Frauenverhältnis ausgewogen.

Patti Basler, welche die Vorwürfe mit Lara Stoll veröffentlicht hatte, will am Mittwochabend keine Stellung nehmen. Zufrieden sein dürften sie mit diesem vagen Versprechen auf Besserung kaum.